READY2LEAD: Wie ein internes Führungskräfteentwicklungsprogramm Mitarbeitende zu Leadern macht
Am Standort Hannover, genauer gesagt am Pelikanplatz, dem ehemaligen Werksgelände der vor allem für seine Füllfederhalter bekannten Firma Pelikan, befindet sich der hannoversche Standort der Volkswagen Group IT Solutions, kurz VWGIS. Inmitten eines modernen Wohn- und Arbeitsviertels, welches mit seiner Mischung aus traditionellen, denkmalgeschützten Gebäuden sowie neuen, modernen Objekten als eines der schönsten Hannovers gilt, wird tagtäglich dafür gesorgt, dass weltweit die Systeme laufen und neue Software auf den Rechnern landet – von großen Mainframe-Anlagen bis zu Touchscreen-Devices im Auto.
Der VWGIS liegt viel daran, ihren Mitarbeitenden auf Augenhöhe zu begegnen und ihnen die Werkzeuge für ihre berufliche Weiterentwicklung an die Hand zu geben. Durch die Veränderungen der Arbeitswelt im Zuge als auch im Nachgang der Pandemie wurden auch Änderungen am eigens entwickelten Führungskräfteentwicklungsprogramm nötig.
t3n hat mit Bernadett, die für die Weiter- und Neuentwicklung des internen Führungskräfteentwicklungsprogramms, READY2LEAD, verantwortlich war und ist, sowie den IT-Teamleitern und Pilot-Absolventen des neu entwickelten Programms, Ralf und Andreas, gesprochen und gemeinsam unter die Motorhaube der internen Führungskräfteentwicklung geschaut.
t3n: Bernadett, ausgehend von einem bereits bestehenden, internen Programm zur Entwicklung von Führungskräften hast du federführend READY2LEAD ins Leben gerufen. Was genau verbirgt sich dahinter, und inwieweit ist es eine Weiterentwicklung des ursprünglichen Programms?
Bernadett: „Im Speziellen durch die Pandemie hat sich das Thema Hybrid Leadership bei uns sehr festgesetzt – und ist gekommen, um zu bleiben. Das war in unserem bestehenden Entwicklungsprogramm noch kein Bestandteil. Meine Aufgabe lautete, das Führungskräfteentwicklungsprogramm auf den neuesten Stand zu bringen, zu modernisieren und das, was bereits gut war, zu intensivieren.
Parallel dazu haben wir mit Volkswagen gesprochen, damit Absolvent:innen von READY2LEAD nicht nur innerhalb der GIS, sondern auch konzernweit anerkannt werden. Da gibt es Mindeststandards, die jedem Entwicklungsprogramm zugrunde liegen, die wir erfüllen müssen. In Zusammenarbeit mit externen Trainern haben wir dann ein Curriculum entwickelt, das darauf abzielt, genau die Kompetenzen zu fördern, die wir bei unseren Führungskräften sehen möchten.“
Welche Kompetenzen stehen dabei besonders im Fokus?
„Wir haben das Programm so gestaltet, dass es optimal zu unseren Realitäten im Unternehmen passt. Das bedeutet, dass der hybride Führungsstil berücksichtigt wurde, da wir viele Möglichkeiten für mobiles und hybrides Arbeiten haben. Gleichzeitig haben wir die Besonderheiten eines IT-Unternehmens mit einbezogen, da die Führung von IT-Mitarbeiter:innen andere Ansätze erfordert als beispielsweise in der Produktion. Last but not least galt es, die Mindeststandards und Richtlinien des Konzerns einzubetten.“
Wie lange dauerte dieser Prozess?
„Anfang 2022 erhielt ich den Auftrag, bis Ende des Jahres hatte ich mich mit allen Beteiligten abgestimmt und ein Konzept erarbeitet. Das gesamte Jahr 2023 wurde dann benötigt, um den Prozess und die parallelen Abstimmungen mit allen Stakeholder:innen durchzuführen.
Wir haben außerdem die Pilotgruppe mit einbezogen und gefragt, ob sie unter den gegebenen Umständen teilnehmen möchten. Zudem gab es Anerkennungsgespräche mit Volkswagen, die ebenfalls etwas Zeit in Anspruch nahmen, sowie Abstimmungen mit dem Betriebsrat.“
Stichwort Pilotgruppe: Nach welchen Kriterien wird entschieden, welche Mitarbeitenden geeignet sind und READY2LEAD durchlaufen sollen?
„Wenn unsere Abteilungsleiter:innen Talente in ihren Teams identifizieren, die als zukünftige Führungskräfte infrage kommen, werden diese in einer Personalrunde besprochen und vorgeschlagen. Anschließend findet ein Motivationsgespräch statt, in dem die Talente einige Fragen überzeugend darlegen sollen:
- Warum möchten sie Führungskraft werden?
- Was treibt sie an, eine Führungsposition zu übernehmen?
- Sind sie sich der Anforderungen und Herausforderungen bewusst?
- Verstehen sie, dass es auch harte Arbeit, manchmal schwere Entscheidungen und eine große Verantwortung mit sich bringt?
Nach diesem Motivationsgespräch entscheiden wir, wie die Gruppe zusammengesetzt wird. Wer ist bereit, direkt in den Prozess einzusteigen? Bei wem sehen wir noch Entwicklungsfelder, die vor der Übernahme einer Führungsrolle bearbeitet werden sollten? Diese Personen werden dann im nächsten Jahr erneut in Betracht gezogen.
„Mein ‘Warum’ als Führungskraft ist, dass jeder seinen Job gerne macht und sein Bestes geben kann“
Ralf kam nach vielen Jahren Erfahrung als Manager bei Softwareherstellern und selbstständiger Berater für Marketing-Productivity zur VWGIS. Zu Beginn als Projektleiter eingestiegen, ging Ralf als einer von sieben initialen Pilot-Teilnehmer:innen Anfang 2023 in den READY2LEAD-Prozess.
„Ich war von Beginn an bei der GIS transparent, dass ich Führungskraft werden möchte“, berichtet er. „In den darauffolgenden Mitarbeiter- und Feedbackgesprächen wurde das dann auch offiziell festgehalten, und so ging es in die konkrete Planung.“
t3n: Was war deine initiale Motivation – und wie würdest du als Pilot-Teilnehmer den READY2LEAD-Prozess aus der internen Perspektive heraus beschreiben?
Ralf: „Der Fokus auf das Miteinander war unglaublich wertvoll. Wir hatten eine großartige Gruppe, hervorragende Trainer und eine gute Struktur, auch wenn sich durch die Pilotphase manchmal etwas geändert hat. Bernadett war dabei aber immer transparent und hat uns die Gründe erklärt, was für uns sehr wertschätzend und wertvoll war.
Mein ‘Warum’ als Führungskraft ist einerseits, dass jeder seinen Job gerne machen soll – denn nur wer liebt, was er tut, gibt auch sein Bestes. Es geht aber auch um die Entwicklung der persönlichen Reife meiner Mitarbeitenden, und ihnen Raum zum Wachsen zu geben. Ich selbst habe gemerkt, dass ich das Unternehmen gut genug kenne und mich bereit fühle, eine verantwortungsvolle, aber auch risikoreiche Position zu übernehmen. Das war mein Weg.“
Was ist für dich besonders positiv hervorgestochen?
„Besonders wertvoll finde ich die bewusst eingeplanten Zeiten für das Lernen abseits des Fachlichen, wie Selbstreflexion, Beziehungsaufbau und kritische Gespräche, auch in der eigentlichen Arbeitszeit. Meine Führungskraft hat mich dabei unterstützt und mir Freiräume geschaffen; parallel habe ich mein Team so vorbereitet, dass ich mich als Leiter weitestgehend aus dem Operativen raushalten konnte – was wiederum zu weiteren Freiräumen führte. Auch die Varianz in den Formaten – in Präsenz, synchron-virtuell oder aber auch on-demand –, hat da geholfen.“
„Ich mag es, Menschen in Verantwortung zu bringen“
Andreas kam ursprünglich vom Computacenter zur VWGIS. Als Projektleiter gestartet, ist er heute neben Ralf einer der erfolgreichen Pilot-Absolventen von READY2LEAD.
Andreas, wieso hast du dich entschieden, bei der VWGIS in die Führungskräfteentwicklung zu gehen?
Andreas: „Ähnlich wie bei Ralf ist mein Ziel, dass das Team selbstständig arbeiten kann und mich nicht mehr braucht. Es besteht aus Expert:innen, die genau wissen, was zu tun ist. Ich mag es, Menschen in Verantwortung zu bringen und ihnen zu zeigen, dass sie Entscheidungen selbst treffen können. Oft fehlt ihnen nur das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten, dass ich ihnen vermitteln möchte.
Auch und besonders die Fehlerkultur ist mir positiv aufgefallen, die ich selbst auch kultiviere. Natürlich passieren Fehler – aber wir sprechen darüber, ziehen unsere Lessons learned und machen es beim nächsten Mal besser. So hat sich über die Jahre eine vertrauensvolle und erfolgreiche Zusammenarbeit entwickelt. Das funktioniert großartig.“
Was ist für dich persönlich die spannendste Herausforderung daran?
„Besonders interessant finde ich die Transitionsphase, in der ich meine technischen Aufgaben abgebe. Das ist ein wichtiger Schritt, denn ich lerne, wie viel Zeit die Teamführung, Organisation und Gespräche in Anspruch nehmen. Da steckte ich manchmal noch zu sehr in meiner Rolle als operativer Technical Engineer.“
Von Führungskräften für Führungskräfte
Doch nicht nur neue, potenzielle Führungskräfte profitieren vom neuen Entwicklungsprogramm – auch bestehende Führungspositionen werden nachträglich geschult und fortgebildet. „Wir haben viel von unseren bestehenden Führungskräften gelernt, die in der Vergangenheit auf unterschiedlichen Wegen ihre Positionen erreicht haben“, erzählt Bernadett. „Jetzt profitieren sie davon, dass wir uns gezielt mit den Führungskompetenzen auseinandergesetzt haben, die unser Unternehmen braucht.“
Mehr über die VWGIS, die Unternehmenskultur und die Menschen dahinter, erfährst du auf dem BrandHub der VWGIS bei t3n.