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Interview

Relayr-Chef: „Wir wollten die Technologie nicht wieder den Amerikanern überlassen“

Das Berliner Startup Relayr geht für 300 Millionen Dollar an den Versicherungskonzern Munich Re. Im Interview erklärt CEO Josef Brunner, warum die Amerikaner das Nachsehen hatten.

Von Daniel Hüfner
3 Min.
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Relayr-CEO Josef Brunner. (Foto: © Relayr)

Es ist die Nachricht in der deutschen Gründerszene: Dem Berliner Sensorik-Startup Relayr gelingt fünf Jahre nach der Gründung der Exit. Für 300 Millionen US-Dollar übernimmt der Versicherungskonzern Munich Re die junge Vorzeige-Firma im Bereich des Internet der Dinge. Mit sogenannten Retrofitkits vernetzt Relayr industrielle Anlagen, um aus klassischen Maschinenbauverkäufern begehrte Serviceanbieter zu machen. Mit t3n.de sprach CEO Josef über die Hintergründe des Deals.

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t3n.de: Herr Brunner, Sie haben die von Ihnen geleitete Firma gerade für 300 Millionen Dollar an Munich Re verkauft. Was ist das für ein Gefühl?

Josef Brunner: Ein Gutes – vor allem wegen der Bedingungen. Wir können als Firma eigenständig bleiben, haben aber trotzdem mit der Munich Re einen Konzern im Rücken, mit dem wir das Thema Internet der Dinge weiter voranbringen können.

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t3n.de: Die 300 Millionen Dollar waren doch sicher auch ausschlaggebend.

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Der Preis war für uns nicht so wichtig. Mich freut vor allem etwas anderes.

t3n.de: Was meinen Sie?

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Die Übernahme zeigt, dass auch Deutschland große Exits stemmen kann. Wir haben in Europa oft das Problem, dass neue Technologien früher oder später irgendwo in den USA landen. Dass Munich Re hergeht und 300 Millionen Dollar für unsere Technologie zahlt, zeigt, dass deutsche Konzerne endlich aufwachen. Außerdem hoffe ich, dass der Deal andere Gründer ermutigt, Hightech-Ideen aus Deutschland heraus großzumachen. Das Consumer-Internet haben wir bereits an die Amerikaner verloren. Es wäre schade, wenn das auch mit dem industrienahen Internet passiert.

t3n.de: Gab es in der Vergangenheit schon mal ein Übernahmeangebot?

Relayr bietet smarte Sensoren für Industrieanlagen an. (Foto: © Michael Hübner)

Es gab in den vergangenen Jahren bereits einige Übernahmeangebote, ja. Die kamen bislang allerdings hauptsächlich aus dem angelsächsischen Raum. Und da wir einen rein deutschen Marktführer aufbauen wollen, haben wir die Angebote immer abgelehnt. Wir wollten die Technologie nicht wieder Amerikanern überlassen und auch weiterhin aktiv gestalten. Mit Munich Re ist das jetzt möglich.

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t3n.de: Aber warum hat jetzt ausgerechnet Munich Re den Zuschlag bekommen? Versicherungen und Sensoren haben ja erst mal wenig gemeinsam.

Täuschen Sie sich nicht. Versicherungen sind wie jede andere Branche extrem von der Digitalisierung betroffen – da spielt Technologie für die Entwicklung neuer Geschäftsmodelle eine große Rolle. Denken Sie zum Beispiel an die Maschinenbauer, die ihre Anlagen mit unseren Sensoren effizienter und wartungsärmer machen wollen. Die brauchen in Zukunft neuartige Ausfallversicherungen dafür.

t3n.de: Sie haben Relayr nicht mitbegründet. Profitieren Sie trotzdem vom Exit?

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Ja. Ich habe vor meinem Einstieg als CEO in die Firma investiert. Rund 1,8 Millionen Euro. Dementsprechend halte ich auch Anteile. Wie viele, möchte ich nicht sagen.

t3n.de: Gegründet wurde Relayr ursprünglich von Harald Zapp, Jackson Bond, Michael Bommer und Paul Hopton. Waren alle mit dem Deal einverstanden?

Zwei der Gründer – Harald Zapp und Michael Bommer – sind seit meinem operativen Einstieg 2015 nicht mehr dabei. Die waren an der Entscheidung also nicht beteiligt. Ich habe mir die Entscheidung natürlich nicht leicht gemacht. Als CEO fällt es im ersten Moment auch schwer, ein Übernahmeangebot in dieser Höhe vernünftig zu bewerten. Ich habe mir viel Zeit genommen und mich intensiv mit dem Management und den anderen Gründern beraten. Jeder war überzeugt, dass der Verkauf richtig ist.

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t3n.de: Werden die mehr als 200 Mitarbeiter auch am Exit beteiligt?

Mitarbeiter mit Aktienoptionen partizipieren über unser Beteiligungsprogramm am Exit. Das entspricht rund 90 Prozent unserer Belegschaft.

t3n.de: Was ändert sich jetzt für die Mitarbeiter?

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Erst mal nichts. Sowohl die Führungsstruktur als auch die Strategie für den Aufbau eines Category-Leaders im Internet der Dinge bleiben gleich. Der einzige Unterschied ist, dass alle Investoren raus sind und es nur noch einen Anteilseigner gibt.

t3n.de: Es wird also keine Stellenstreichungen geben?

Nein, alle Mitarbeiter behalten ihre Arbeitsverträge. Wir wollen in den nächsten Monaten sogar auf bis zu 300 Mitarbeiter wachsen. Außerdem schauen wir uns selbst Übernahmekandidaten aus Bereichen an, die sehr stark wachsen.

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t3n.de: Zum Beispiel?

Konkrete Namen kann ich noch nicht nennen. Spannend für uns ist aber zum Beispiel die Blockchain-Technologie, mit der ja auch in der Versicherungsbranche bereits experimentiert wird. Außerdem wollen wir uns stärker aufstellen bei der IT-Sicherheit: Je mehr Geräte und Anlagen miteinander vernetzt werden, desto größer sind auch die Risiken. Denkbar wäre hier beispielsweise die Entwicklung von Cyber-Versicherungen.

t3n.de: Vielen Dank für das Gespräch.

Passend zum Thema: Ihr könnt über die Digitalisierung deutscher Konzerne jammern – oder euch Bosch ansehen

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