Es gibt diese Tage, da wacht man morgens auf, und fühlt sich wie gerädert. Vielleicht, weil der Kopf nicht aufhören kann, um diese eine belastende private Angelegenheit zu kreisen, vielleicht weil sich arbeitsbedingter Stress ein Ventil gesucht hat. Akut krankmelden will man sich dann manchmal aber doch nicht, und ein Urlaubstag scheint vielleicht vergeudet – also auf zum Arbeitsplatz und einfach irgendwie durch den Tag kommen.
Die Leistung, die man an so einem Tag abliefert, dürfte meist nicht die beste sein. In Großbritannien werden deswegen gerade sogenannte Reset-Days diskutiert, in Deutschland ist teilweise von „Null-Bock“-Tagen die Rede. Was steckt hinter dem Konzept?
„Can’t be arsed“-Tage: Stehen bei Microsoft, Nike und Co. auf der Agenda
Sean McFeed ist Berater beim britischen Unternehmen MTD Training. Er beobachtet die Diskussion um Reset-Tage, die von MTD Training auch als „can’t be arsed“-Tage, zu Deutsch „Null-Bock“-Tage, bezeichnet werden, schon eine Weile. Gegenüber dem Deutschlandfunk sagt McFeed: „Die Unternehmen wandeln sich von einer Kultur, bei der die Produktivität im Vordergrund steht, zu einer Kultur, bei der der Mensch im Mittelpunkt steht“. Produktivität, so die Idee, entstehe als Nebeneffekt, wenn man sich um seine Mitarbeitenden kümmert.
In eben diese Kümmer-Kerbe stoßen die Reset-Tage. Wer privat Stress hat oder sich ausgelaugt fühlt, soll die Möglichkeit haben, einen Tag Pause einzulegen oder dringende Themen zu klären. Urlaubs- oder Krankheitstage müssen dafür nicht genommen werden. Einer Auswertung von MTD zufolge bieten unter anderem Microsoft, Google, Linkedin und Nike entsprechende Optionen.
Aber auch in Deutschland gibt es Unternehmen, die zusätzliche Pause-Tage anbieten – zum Beispiel der Berliner Kondomhersteller Einhorn.
Zusätzliche Reset Days: Was sind Chancen und Risiken?
Kritiker dürften angesichts der zusätzlichen Möglichkeit, sich freizunehmen, Missbrauchspotenzial befürchten. Thomas Janßen, Unternehmensberater aus Nordrhein-Westfalen, beobachtet bislang aber eher das Gegenteil: In den vier Unternehmen, die er bei der Einführung von Reset-Tagen betreut hat, habe man die Beschäftigten am Anfang überhaupt erst ermutigen müssen, das Angebot zu nutzen, so Janßen gegenüber dem WDR. Auch bei Einhorn werde das Konzept nicht ausgenutzt, berichtet der Deutschlandfunk.
Redebedarf gibt es dafür an anderer Stelle: Wer sich für die Einführung von Reset-Tagen entscheidet, muss zum einen klare Bedingungen festlegen – und zum anderen darauf achten, dass die Verschnaufpausen der Einen nicht zur Überbelastung von Anderen führen. Unternehmensberater Janßen sieht hier eine gute Gesprächsbasis im Unternehmen als entscheidende Komponente. Die soll es ermöglichen, festzulegen, was mit sich aufstauender Arbeit passiert und wie die Prioritäten aussehen.