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Warum Rhetorikseminare völlig für die Katz sind

In Rhetorikseminaren lauschen gut bezahlte Mitarbeiter noch besser bezahlten Trainern. Damit sie glänzend reden oder super verkaufen können. Klappt aber nicht.

Von Alexandra Vollmer
4 Min. Lesezeit
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Die Tücken von Rhetorikseminaren. (Foto: Shutterstock)

Mein Jüngster sitzt wie eine Eins auf seinem knallroten Fahrrad. Wie hat er das wohl so schnell gelernt? Hab ich ihm das „Handbuch fürs Radfahren“ vorgelesen? Oder hab ich ihm einen Keks in die Hand gedrückt und ihm ausführlich erklärt, wie das geht? Erst den Fuß auf die Schwungpedale, dann den anderen sofort auf die andere setzen. Beide Hände an den Lenker, gerade halten, weitertreten… und den Blick immer nach vorn richten. Aber auch ein bisschen überall hingucken. Scherben auf dem Boden… Mutter mit Buggy halb rechts… Radfahren erklären? Macht kein Mensch. Was passiert aber, wenn in Unternehmen ein Kundenberater auch noch ein guter Vortragsredner werden soll? Dann schicken wir ihn auf ein ordentliches Rhetorik-Seminar.

Rhetorikseminare sind wie Handbücher fürs Fahrradfahren

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Dort sitzen gut bezahlte Mitarbeiter stunden-, manchmal sogar tagelang in teuren Seminaren. Der Trainer gibt alles. Erstklassige Charts vermitteln, worauf es ankommt bei einer guten Rede. In den noch teureren Trainings empfindet der Teilnehmer sogar echte Bühnensituationen nach. Klingt nach einem guten Plan. Ist es aber nicht.

Unser Kundenberater ist zurück im Unternehmen. Die Hausmesse steht an. Und wer soll die zahlreich angereisten Kunden vom Hocker hauen? Richtig. Doch unser Berater hat schweißnasse Hände. Und eine packende Performance sieht anders aus.

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Okay, manchmal reicht ein Seminar nicht aus. Also setzt das Unternehmen noch ein Intensivtraining oben drauf. Jetzt aber… Nein, leider nicht. Warum denn nicht? Was läuft hier schief?

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Lernen durch Üben – nicht durch Rhetorikseminare. (Foto: Shutterstock)

Mehr Wissen hilft. Aber nicht immer

Klar, es gibt Probleme, die lassen sich mit Wissen lösen. Du liest eine Betriebsanleitung und weißt, wie das eben gekaufte Bad-Radio funktioniert. Du besuchst eine Schulung für das neue CRM-System und kannst es nutzen. Vielleicht musst du noch einmal beim Kollegen nachfragen, wie das noch gleich mit diesem einen Feature war. Aber im Grunde läuft es. Etwas vollkommen anderes ist es aber, wenn du ein Top-Verkäufer werden willst. Oder meinetwegen ein Spitzen-Fußballer. Oder eben auch ein glänzender Redner. Das sind „Probleme“, die sich nicht mit Wissen lösen lassen. Auch nicht mit noch mehr Wissen. „Was es hier braucht, sind keine Informationen. Was es hier braucht, sind Fähigkeiten“, erklärt Mark Poppenborg, Gründer des Netzwerkes intrinsify.me. „Es braucht Können statt Wissen.“

Der Unterschied: Wissen lässt sich dokumentieren. Jeder kann es abrufen. Auf einem Schriftstück, einem Seminar oder auch in der Teeküche. Können hingegen braucht Lernen am Muster, Lernen in echten Situationen. Es braucht Ausprobieren, Hinfallen, wieder Aufstehen, Körperhaltung nachjustieren, vielleicht ein wenig Trost tanken und wieder Ausprobieren. Solange, bis der Fünfjährige die Spur halten kann. Solange, bis er souverän um die Ecke flitzt. Und solange, bis der Redner Standing Ovations erntet.

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Können klebt an einer Person

Okay, soll jetzt jeder einfach in die Bütt. Soll der laienhafte Verkäufer zum Kunden, der unbeholfene Redner auf die Bühne? „Das nun nicht“ so Führungsexperte Poppenborg. „Kein Unternehmen würde so etwas riskieren. Zu recht. Das wäre ja grob fahrlässig. Lernen durch Üben – ja. Aber Üben, gemeinsam mit einem Könner.“

Wie kann das gehen? Ein Beispiel: Nehmen wir den Jan. Der ist top. Der kann Verkaufen. Holla! Wenn ihr den aber fragt, wie er das macht, dann wird das leider nicht viel bringen. Sein Können lässt sich schlicht nicht übertragen. Der einzige Weg: Ausbilden durch Mitgehen. Jan fungiert als lebendes Muster. Der Schüler durchlebt mit ihm gemeinsam diverse Situationen. Er erlebt die Ideen, die Jan generiert. So lernt er. Und so eignet er sich das Können an.

Immer? Nein. Wichtig sei noch eine zweite Zutat, so Poppenborg: Das Talent. Talent, ach klar. Manchem liegt es halt im Blut und manchem nicht. Auch wenn diese Tugend ganz schön überstrapaziert würde, so sei das Talent doch wichtig. „Nicht als Gabe, die dir in die Wiege gelegt wird, sondern vielmehr als eine Form der Anziehungskraft: Fühle ich mich von einer Sache angezogen oder nicht? Will ich mich da reinhängen oder nicht“, so Poppenborg.

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Spürst du die Musik oder willst du nur deiner Freundin einen Gefallen tun

Wenn du – wie ich – Kubanischen Salsa hörst und sich alles in dir danach bewegen will, dann wirst du dir Schritte und Figuren draufschaffen. Du wirst zu Hause vor dem Spiegel noch eine Extra-Einheit einschieben. Du wirst dir bei den Könnern Haltung und Kniffe abgucken. Wenn du aber Salsa lernst, nur weil deine Freundin das so gern will, dann ehrt dich das. Klar. Und sicher wirst du irgendwann ganz ordentlich die Schritte setzen können. Aber es ist höchst unwahrscheinlich, dass du die Deutsche Salsa-Meisterschaft gewinnst.

Weiterbildung? Na klar!

Mitarbeiter sollen sich qualifizieren dürfen. Jederzeit. Doch bevor wir die Standard-Seminarpläne für das Geschäftsjahr fertigmachen, bevor wir die Mitarbeiter auf teure Trainings schicken, lohnt es sich, noch einmal innezuhalten. Haben wir hier ein Wissensproblem? Oder geht es eher um eine Fertigkeit, um Können?

Wenn es ums Können geht, dann können wir uns die Seminare sparen. Dann braucht es zwei Zutaten:

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  1. Wenn der Mitarbeiter sich in die jeweilige Richtung entwickeln will, dann geht da was.
  2. Üben, und zwar durch Abgucken bei jemanden, der es kann.

Mehr zum Thema: E-Learning-Plattformen: 34 supernützliche Websites, die dir was beibringen

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9 Kommentare
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Dein t3n-Team

Joachim B. Auster

Mir raufen sich da die Haare zu Berge, wenn ich so einen Beitrag lese. Was bitte wollt Ihr damit erreichen? Der passt hinten und vorne nicht zusammen? Schlechte Erfahrungen gemacht? Ok, kann passieren.

Das mit dem abschauen ist ok, nur von wem? Nur weil wir glauben, da könnte es jemand besser, heißt das noch lange nicht, dass das auch gut ist.

Und ich bin insofern bei Euch, es gibt viele theoretische abstruse Trainings, wo nur Techniken vermittelt werden. Das ist genauso wie die Motivationstrainings, wo Menschen aufgepumpt werden, und dann am Ende wieder im Alltag zur Normalität werden.

Verbesserung und Veränderung ist kein Buzzer-Knopf, sondern ein kontinuierlicher Prozess, wozu ein Mensch bereit sein darf. Leider sind solche Beiträge wie der von Euch jetzt eher destruktiv und nicht konstruktiv.

Veränderung braucht den richtigen State, das richtige Mindset und dann, da bin ich bei Euch, üben, üben, üben. Und die meisten sind im falschen State und habe nicht das richtige Mindset. Aber das betrifft nicht nur die Seminare, das betrifft auch die tägliche Arbeit und das Miteinander.

Und wenn für Euch der Beitrag wirklich sinnvoll erscheint, dann soll das so sein. Ich habe da eine andere Sichtweise, aufgrund meiner Erfahrung und meines Wissens.

Antworten
Michael Ehlers

Hallo Frau Vollmer,

ich danke Ihnen herzlich für diesen Artikel. Ich weiß nämlich, dass t3n Leser intelligente Menschen sind und so herzerfrischende Schlagzeilen auch hinterfragen.

Ihre Seminarerfahrung ist offensichtlich wenig fundiert. Ansonsten wüssten sie, dass es Unterschiede gibt in der Methodik. Dafür müsste man allerdings recherchieren und sie schreiben offensichtlich lieber einfach drauf los. Ich helfe aber gerne:

Vortrag: Jemand steht vorne und der Zuhörer lauscht.

Seminar: Jemand steht vorne und redet, der Zuschauer lauscht und darf ab und zu eine Gruppenarbeit machen.

Training: Der Trainer leitet an und der Teilnehmer übt praktisch.

Rhetorik ist eine Initiationslehre. Menschen können NUR über das eigene handeln ihre Kompetenzen erweitern.

Also gebe ich ihnen in diesem Fall recht: ein Rhetorikseminar bringt nichts, teuer bezahlte TRAINER allerdings sorgen für Kompetenzerweiterung und sind ihr Geld mehrfach wert.

Deshalb bin ich ja auch so teuer und Dauerwurst seit über 30 Jahren im Markt.

Herzlichst,

Michael Ehlers
Rhetoriktrainer

Antworten
Michael Ehlers

Dauerwurst!
Danke iPhone.

Antworten
Uwe Keim

Anekdotische Evidenz:

Im Studium und im Beruf habe ich jeweils einmal an einem Rhetorik-Seminar teilgenommen.

Mir persönlich hat das viel gebracht, ich habe einige wenige Tipps/Regeln gelernt, die ich auch heute noch versuche zu beherzigen.

Antworten
Eric

Einfach lächerlich & sinnfrei dieser Beitrag!

Antworten
Ich

OK, erst beim zweiten Lesen habe ich erkannt das es sich um Satire handelt. Gut gemacht! Aber spätestens der letzte Satz war zu auffällig:
„Üben, und zwar durch Abgucken bei jemanden, der es kann.“
:-) Durch Abgucken übt man ja nicht, sondern nur durch machen! Diese Widersprüche sind auch im ganzen Artikel mehr oder weniger versteckt.
Wenn „Talent“ als „Interesse“ umgedeutet wird ;-)
Wenn üben empfohlen wird, aber „gemeinsam mit einem Könner.“ Und „Ausbilden durch Mitgehen“ … als Argument GEGEN Seminare :-D
Wenn im Text perfekt ein Seminar beschrieben wird: „Lernen am Muster, Lernen in echten Situationen. Es braucht Ausprobieren, Hinfallen, wieder Aufstehen, Körperhaltung nachjustieren, vielleicht ein wenig Trost tanken und wieder Ausprobieren. “ So sieht ein Seminar aus, typischerweise. Und das wird benutzt um GEGEN Seminare zu schreiben…. herrlich!

Wie gesagt, ich habe etwas gebraucht um diesen Artikel als Satire wahrzunehmen, aber wenn es mit diesem Hintergrund noch mal liest ist der Artikel wunderbar!

Antworten
Kritischer Leser

Hallo Frau Vollmer,
ich kann mich den anderen Kommentaren nur anschließen und bin selbst Ausbilder.
Verwechseln Sie vielleicht Fähigkeiten mit Fertigkeiten? Und vielleicht Vortrag mit Übung? Der Artikel ist völlig unsinnig, falsch und demotivierend für Leute die sich persönlich auf dem Gebiet weiterbilden möchten.

Antworten
Marius-Jost

Aber nicht doch: Rhetorik-Seminare s i n d wie Fahrradfahren!

Hallo liebe Autorin, ein besonderes Hallo an Herrn Ehlers und andere Kollegen und ein herzliches Hallo an das T3N SEO Team,

ich liebe t3n, denn Ihr wisst, wie man richtig noch oben kommt in google. Ich bin selbst Trainer, und habe mich geärgert, dass ich die „Schlagzeile“ nicht selbst missbraucht habe, um im Web Aufmerksamkeit zu bekommen. Es ist tatsächlich eine bewährte Formel: Negiere etwas, das die meisten gut finden und mach einen Artikel daraus. Damit ist man thematisch auf jeden Fall aussergewöhnlich und meist landen die Artikel ganz oben in google. Das habe ich in einem SEO Seminar gelernt und… es hat schon oft geklappt!

All die Trainer hier, die ich sehr schätze, haben ja Recht: Training ist wissenschaftlich gut als wirksam belegt. Herr Ehlers (Sie sind ein Vorbild für mich) hat es gut gesagt: ein bisserl mehr Recherche wäre für den Artikel sicher „net schlecht“ gewesen.

Auf der anderen Seite verstehe ich die Autorin. Sie sagt: „Dieses Trainerpack“ sagt sie. …und hat recht wenn man bedenkt, dass manche Mitarbeiter „keinen Bock“ auf Training haben. Die Unternehmen sind wirklich gut beraten, wenn sie diejenigen Mitarbeiter herausfischen, die wirklich wollen! Wer nicht will, der hat schon – finde ich.

Ist Training hilfreich? Ich sage: meistens, besonders für Menschen, die wirklich etwas ausprobieren wollen – für die, die etwas neues versethen, lernen wollen. Dann klappt es. Ich hatte einen Stotterer, der plötzlich sein Muster durchbrach, und begann, ganz anders auf die Menschen zuzugehen. Ich hatte Leute, die sprachen so leise vor lauter Angst, man konnte kaum etwas verstehen. Und siehe da, sie haben sich geändert und die Veränderung ist geblieben. Und da sind die vielen Teilnehmer, die eigentlich mehr über Konflikte lernen wollen – und wie man damit umgeht im Unternehmen. „Was kann ich denn sagen, wenn…“ und du erklärst, wie wichtig der Kontext ist und welche Strategie eher konstruktiv oder konfrontativ wirkt. Und auf einem ändert sich alles mögliche im Unternehmen. Die Leute hören dann auch auf, dieses „aha, ich habe Sie also richtig verstanden, wenn Sie sagen..“ zu bringen und abgedroschene Phrasen wie „wie klingt das für Sie“ werden endlich durch Aussagen ersetzt, die von Herzen kommen.

Es hat viel damit zu tun, ob ich als Trainer eine Show für mich oder einen Dienst für die anderen bringen will. Ich muss schon mein Herz und meine Seele mitbringen. Dann klappt’s auch mit dem Training, und dann rufen einen Teilnehmer manchmal Monate später an und sagen einfach danke, und dann kommt eine Geschichte hinterher von dem, was alles passiert ist.

Eigentlich soll Training immer Spaß machen. Sonst ist der Lerneffekt meist bei Null.

Jetzt noch einen Gruß an Herrn Ehlers – irgendwann werde ich Sie mal interviewen! Ich habe es mir heute vorgenommen.

Es grüßt
Marius Jost

Antworten
LeaBmann

Den Artikel kann ich auch gar nicht nachvollziehen. Mit richtigen Rhetorik Übungen kann man auch lernen Unterbewusst spezielle Techniken anzuwenden. Das ist ja auch ein längerer Prozess.
Kann nur sagen, dass die Rhetorik Seminare, die ich besucht habe mich schon extrem weiter gebracht haben. Man kann sich auch auf http://www.deutsche-rednerschule.de/ informieren.

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