Richterin: Homeoffice birgt Gefahr der Selbstausbeutung
Ein gesetzlicher Anspruch auf Homeoffice birgt nach Ansicht der Präsidentin des Thüringer Landesarbeitsgerichts, Susanne Engel, auch Risiken für Arbeitnehmer. „Homeoffice heißt nicht: frei von jeden Zwängen“, sagte Engel der Deutschen Presse-Agentur. Bei der Arbeit am heimischen Schreibtisch müssten ebenso wie im Büro die Arbeitnehmerschutzrechte berücksichtigt werden. Das betreffe etwa die Arbeitsbedingungen, die Arbeitszeit oder die Arbeitssicherheit und den Datenschutz.
Arbeitnehmer müssten im Homeoffice Bürobedingungen haben
„Homeoffice regelt eigentlich nur, wo man arbeitet.“ Die Spielregeln und die Umstände, unter denen gearbeitet werde, müssten denen im Betrieb entsprechen, sagte die Juristin. Es dürfe nicht sein, dass Arbeitnehmer im Büro an einem höhenverstellbaren Schreibtisch sitzen und zu Hause auf einem dreibeinigen Hocker am Küchentisch.
Wichtig sei außerdem das Sozialgefüge beim gemeinsamen Arbeiten. „Wenn man sich als Kollektiv in einem Betrieb begreift, nimmt man auch Rechte kollektiv wahr – zum Beispiel über Betriebsräte.“ Wenn ganze Belegschaften nur noch vereinzelt zu Hause säßen, gingen all diese Aspekte verloren und damit auch eine gewisse Mächtigkeit von Interessenvertretungen der Arbeitnehmer, meinte Engel. Zudem ermögliche das gemeinsame Arbeiten auch einen besseren Austausch eines gewissen Kreativpotenzials.
Gefahr der Selbstausbeutung im Homeoffice
Eine andere Gefahr sieht die Gerichtspräsidentin in der Selbstausbeutung im Homeoffice. „Es ist ja niemand da, der einen reguliert.“ Ein weiteres Thema sei die ständige Erreichbarkeit. Der Kulturwandel und das Selbstverständnis im Homeoffice müssten daher begleitet werden.
„Ich befürworte Homeoffice dort, wo es möglich ist, auch um Familie und Pflege mit dem Beruf zu vereinbaren“, sagte Engel. Sie verwies darauf, dass sie nach ihrem Amtsantritt am Landesarbeitsgericht 2018 eine Dienstvereinbarung für das mobile Arbeiten getroffen habe.
Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) will das Recht auf Arbeit von zu Hause aus gesetzlich verankern und bis zum Herbst dazu ein neues Gesetz vorlegen. Bei den Arbeitgebern stoßen die Pläne allerdings auf wenig Gegenliebe. Auch aus den Reihen der Unionsfraktion gibt es Kritik an dem Vorhaben.
Laut einer Umfrage ist in der Coronakrise jeder dritte Beschäftigte ins Homeoffice gewechselt. 35 Prozent gaben in der ersten Aprilhälfte an, teilweise oder vollständig von zu Hause aus zu arbeiten, wie das Deutsche Institut der Wirtschaftsforschung auf Basis des sozio-ökonomischen Panels ermittelte. dpa
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Ich finde das gut! Alle reden über niedrige Löhne. Hier kann der Arbeitnehmer auch ohne Lohnerhöhung am Monatsende mehr übrig haben.
Überall reden sie über Abgase und CO2. Ich bin aus diesem Grund über 2 Jahre mit dem Bus gefahren. Vom Dorf in die Stadt. Es war nicht schön. In der Schulzeit völlig überfüllte Busse, Stadtverkehr passt nicht Lückenlos mit dem Überlandverkehr und in den Ferien fahren die Busse noch weniger. Da werden sogar Busfahrtzeiten gestrichen zu denen normalerweise gar keine Schüler fahren.
Jetzt mit Corona habe wir zu 90% von zu Hause aus gearbeitet. Es hat alles super geklappt doch jetzt, mitten in der Krise, ruft uns der Arbeitgeber ohne Notwendigkeit zurück an die Standorte. Ich verstehe das nicht. Es muss also erst gesetzlich festgelegt werden sonst läuft das nicht.
Was Frau Engel darlegt, ist seit dem Unfallversicherungsmodernisierungsgesetz niemandem der technisch oder juristisch mit Arbeitsschutz zu tun hat fremd, sondern Standardforderung. Lediglich die Arbeitgeber jammern immer rum wie schlimm doch alles wäre.
Es läuft alles wunderbar von zuhause. Ich spare 1,5h täglich dummes Rumgefahre. Von Ausbeutung ist auch keine Spur: Wenn Feierabend, dann Feierabend – genau wie im Büro. Einfach das Telefon ausschalten, was ist daran so schwer?