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Kolumne

„Warum wir das Risiko so früh wie möglich feiern sollten“

Wer mit jungen Jahren Risiken eingeht, wird oft für naiv gehalten. Die Journalistin Laura Lewandowski dagegen findet: Je jünger, desto besser. Das zeigt die spektakuläre Geschichte des Krypto-Millionärs Kyle Hoss.

Von Meet your Mentor
5 Min.
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Warum wir das Risiko so früh wie möglich feiern sollten. (Foto: Shutterstock-Alex from the Rock)

Mit 26 habe ich meinen Job als Multimedia-Redakteurin bei der Deutschen Presse-Agentur gekündigt. Eigentlich ein absoluter Traumjob, vielfältig und spannend. Ich schüttelte Ministern beim G7-Gipfeltreffen in Brüssel die Hand und stand vor George Clooney auf dem roten Teppich. Trotzdem entschied ich mich für die Selbstständigkeit: Ich wollte mich selbst verwirklichen, nicht gefangen sein in Strukturen, die ich nicht beeinflussen kann. Ein riskanter Schritt, keine Frage. Und gerade im Journalismus einer, der bei vielen Menschen Kopfschütteln auslöst: „Bist du sicher, dass du diese sichere Bank aufgeben willst?!“


Der häufigste Ratschlag: Selbstständigkeit schön und gut – aber vielleicht in ein paar Jahren, wenn ich das nötige Netzwerk, die nötige Erfahrung besäße. Doch nicht nur ich habe bewiesen, dass es früher manchmal besser ist, vor allem lukrativer und mit ein paar schlauen Strategien absolut realistisch.
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Denn noch einmal neun Jahre jünger war Kyle Hoss, als er einen noch viel riskanteren Schritt wagte: Mit 17 entschloss er sich, sein gesamtes Erspartes in Kryptowährungen wie Bitcoin oder Ethereum zu stecken. Bei dem „Ersparten“ handelte es sich nicht um Taschengeld oder Lohn von einem schlecht bezahlten Nebenjob, wie bei einem normalen 17-Jährigen. Als Youtuber, dessen Kanal „Pharao“ mehr als eine halbe Millionen User folgten, verdiente er bereits 10.000 bis 20.000 Euro monatlich. Es ging also um richtig viel Geld.

Etwa fünf Jahre später fährt Kyle Lamborghini und hat mehrere Millionen auf dem Konto. Lag der Bitcoin-Kurs im Januar 2017 noch bei 930 Euro, kostete er im November 2021 bereits 52.648 Euro – eine Wertsteigerung von fast 5.700 Prozent. Mittlerweile dreht Kyle eigene Youtube-Videos, in denen er über Krypto aufklärt. Angewiesen auf seine Einkünfte als Youtuber ist er aber schon lange nicht mehr.

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Wie hat es Kyle geschafft, als 17-Jähriger so viel Mut aufzubringen? Und wie konnte er in diesem Alter erahnen, was Finanzexperten von Großbanken nicht begriffen – dass Krypto so dermaßen durch die Decke gehen würde? Um diese Fragen zu beantworten, habe ich Kyle für die neuste Folge Meet your Mentor interviewt.

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Sein Move schien damals völlig in die Hose zu gehen, erzählt mir der heute 22-Jährige via Zoom. „Nach einer Woche ist der Markt gedippt, 30 bis 40 Prozent Korrektur. Ich saß erstmal da und war verzweifelt.“ Sollte er wieder verkaufen, um das Schlimmste abzuwenden? Kyle entschied sich für das Richtige: Er schrieb Freunden, die er in den letzten Jahren im Internet kennengelernt hatte. Die ermutigten ihn, es durchzuziehen.

Die Vorgeschichte der Bitcoin-Investition

Wie aber kommt ein 17-Jähriger überhaupt darauf, vor den meisten anderen in Bitcoin zu investieren? Um diese Frage zu beantworten, muss man sich mit Kyles Vorgeschichte auseinandersetzen. Schon Jahre vor seinem Krypto-Wagnis verdiente er Geld im Internet. Mit zwölf begann er, via WordPress Shops für das Videospiel Minecraft aufzusetzen. Dort konnten Gamer Skins kaufen, also beispielsweise Waffen, die sich im Spiel nutzen ließen. Diese Shop-Seiten verkaufte er weiter an User, die Kyle in Minecraft-Foren kennengelernt hatte. Ein paar Hundert Euro verdiente er auf diese Weise zu seinem Taschengeld dazu. Bezahlt wurde er mit Bitcoin. Sein Krypto-Portfolio wechselte er nie in Euro um, steckte es gleich in neue Videospiele.

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Weil es lukrativer war, verkaufte er bald nur noch im Deepweb. „Dort waren Krypto-Währungen schon damals total präsent“, erzählt Kyle. Die Startseite eines Forums, das er regelmäßig besuchte, zeigte den täglichen Wechselkurs von Bitcoin oder Ethereum an. Er sah, wie der Bitcoin-Kurs immer weiter anstieg, bis auf 200 Euro. Und auch, wenn er hin und wieder crashte, begriff er: Mit Krypto lässt sich Geld verdienen. Sehr viel Geld.

Von der Philosophie hinter dem Bitcoin verstand der zwölfjährige Kyle zu diesem Zeitpunkt noch nichts. Wie unterschied sich das digitale Geld vom Euro oder Dollar? Er fragte bei anderen Usern der Foren nach. Die erklärten ihm, was „Decentralizing“ bedeutet. Warum das Zentralbankgeld, das wir im Alltag nutzen, inflationsanfällig ist. Und wie die Blockchain-Technologie bei Kryptowährungen vor einer Geldmengenausweitung schützt. Kyle verstand zunächst wenig, wiederholte diese Sätze aber so oft, bis er ihren Sinn irgendwann begriff.

Diese Chat-Freunde waren es auch, die ihm zeigten, was mit Krypto möglich ist. Mit 15 kam Kyle vom Fußballspielen nach Hause, als ein Bekannter bei Skype erzählte, er habe 120.000 Euro verdient. „In dieser Zeit habe ich mir nichts mehr gewünscht, als mir eines Tages ein MacBook zu kaufen“, erzählt Kyle. „Ich dachte nur: 120.000 Euro – dafür könnte ich mir 100 davon kaufen.“
Es sind Schlüsselmomente wie diese, die ihn zwei Jahre später dazu motiviert haben, sein gesamtes Geld in Krypto zu stecken.

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Die Journalistin Laura Lewandowski hat sich mit 26 für die Selbstständigkeit entschieden. (Foto: Meet your Mentor)

Was ich aus Kyles Story mitnehme: Auch ohne Masterplan ist es total sinnvoll, einfach mal auszuprobieren. Kyle tat immer das, worauf er Lust hatte. Auf seinem Weg machte er dann die richtigen Erfahrungen, traf die richtigen Menschen. Schritt für Schritt begriff er ein bisschen mehr – und entwickelte auf diese Weise eine Vorstellung davon, wo er eigentlich hin will.

Jugendliche Unerfahrenheit schadet dabei nicht – ganz im Gegenteil. „Wenn man jung ist, fällt einem das Lernen leichter“, sagt Kyle. Außerdem habe man weniger zu verlieren: „Wenn du mit 25 alles verspielst, kannst du dir immer noch einen normalen Job suchen.“

So in etwa war auch mein Mantra, weshalb ich ebenfalls ohne Masterplan einfach ins kalte Wasser gesprungen bin – und danach erst Schwimmen gelernt habe. Das ist nicht immer einfach, aber hat mich dazu gezwungen, kreativ zu werden und das möglichst schnell. Denn im Gegenteil zu Projekten, die mit Fremdkapital erst mal einen finanziellen Puffer haben, musste ich als Selbstständige schnell feststellen: „Ohne Moos nix los“, und ohne ständiges Anpassen und Optimieren der eigenen Ideen und Strategien schon zwei mal kein Moos. Rückblickend, vier Jahre später, bin ich selbst erstaunt, wie mich dieser Optimismus und das Vertrauen auf meine eigenen Fähigkeiten dorthin gebracht haben, wo ich heute stehe: sehr nah an dem Lebensentwurf, wie ich ihn mir immer erträumt habe.

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Bei all der Offenheit und Leidenschaft sei es dennoch wichtig, strukturiert an Projekte heranzugehen, sagt auch Kyle – und genau diese Lektion habe ich ebenfalls schnell gelernt. Vor allem denkt Kyle dabei an seine Arbeit als Youtuber: „Menschen, die im Creator-Bereich unterwegs sind, betrachten ihre Arbeit oft als Passion – und machen sich nicht klar, dass es auch ein Business ist“, sagt er. Man müsse auch mal den Markt analysieren oder sich in die Analytics reinfuchsen, um herauszufinden, wann User aus einem Video aussteigen.

Bleibt noch eine Frage: Welche Ziele für sein weiteres Leben hat eigentlich ein 26-jähriger Multimillionär? Kyle sagt, in Zukunft wolle er erneut sein gesamtes Geld in eine Sache stecken: in Altersforschung. „Weil ich glaube, dass viele begabte Menschen der Welt noch mehr Innovationen, noch mehr Nutzen gebracht hätten, würden sie länger leben.“

PS: Wer jetzt darüber nachdenkt, wie er Bitcoin-Millionär werden kann: Als absolute Pflichtlektüre empfiehlt Kyle das Buch „Der Bitcoin Standard“ von Saifedean Ammous.

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Jonas

„Mit 17 entschloss er sich, sein gesamtes Erspartes in Kryptowährungen wie Bitcoin oder Ethereum zu stecken. Bei dem „Ersparten“ handelte es sich nicht um Taschengeld oder Lohn von einem schlecht bezahlten Nebenjob, wie bei einem normalen 17-Jährigen. Als Youtuber, dessen Kanal „Pharao“ mehr als eine halbe Millionen User folgten, verdiente er bereits 10.000 bis 20.000 Euro monatlich. Es ging also um richtig viel Geld.“ – Man kann auch einfach ins Kasino gehen – das geht dann auch schneller…

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