Rply: Diese KI-App antwortet auf deine Chat-Nachrichten – so gut funktioniert das

Einmal nicht aufs Smartphone geschaut und schon hat man wieder mehrere ungelesene Nachrichten. Kurz öffnet man eine, antwortet im Kopf und steckt sein Smartphone wieder in die Tasche. So können sich schnell mehrere unbeantwortete Nachrichten bei Whatsapp, iMessage und Co. anhäufen und der Druck zu antworten wächst – wodurch man letztlich noch weniger antwortet.
Der 21-jährigen Gründerin Molly Cantillion, die ihr Studium an der Stanford-University abgebrochen hat, ging es auch so. Um nie wieder eine Antwort zu verpassen, erfand Cantillion die Rply-App. Rply nutzt künstliche Intelligenz, um verpasste Texte in der Inbox zu erkennen. Basierend auf den Nachrichten schlägt die App Antworten vor. Außerdem kann der KI-Assistent automatisch antworten, wenn das Gegenüber innerhalb von 24 Stunden keine Antwort bekommen hat.
„Rply wurde entwickelt, um mit Text-Schulden umzugehen – wenn man im Kopf antwortet, aber die Nachricht nicht sendet, abgelenkt wird oder es einfach vergisst“, erklärt Cantillion gegenüber Techcrunch. „Der Kerngedanke ist, dass sich das Texten weniger als Last anfühlt, während gleichzeitig authentische Verbindungen aufrechterhalten werden.“
Bislang ist Rply nur für Macs und Macbooks verfügbar, was an den strikten Vorschriften für Apples App-Store liegen könnte. Durch den Workaround kann die Anwendung auf iMessage zugreifen. Damit Rply funktioniert, müssen User:innen zustimmen, dass die Anwendung auf alle Textnachrichten und Kontakte zugreifen kann. User:innen können beim Setup auswählen, ob eine lokale oder cloudbasierte KI verwendet wird.
Das kann die Antworte-KI
Im Selbsttest ging das Setup der Anwendung sehr schnell. Was mich verwundert hat, ist, dass die Rply nicht in iMessage eingebunden ist. Stattdessen sieht man Nachrichten nur in der separaten App. Bei der Kontakt-Analyse zeigt mir die Anwendung nicht nur mein Textverhalten an, sondern analysiert auch, wie meine Freund:innen und ich schreiben, um passendere Antworten zu generieren. Dazu lassen sich die Nachrichten kategorisieren und priorisieren. Auch wenn die Anwendung samt der Analysen auf Englisch ist, funktioniert das Schreiben auf Deutsch überraschend gut.

Ich kann einstellen, auf welche Nachrichten RPLY zuerst antwortet. (Screenshot: RPLY/ t3n).
So ist mein Text-Stil laut Rply informell und ich nutze unkorrekt Groß- und Kleinschreibung. Am Ende von Nachrichten verwende ich oft Emojis. Und auch wenn ich den Zwinkeremoji hasse, hat Rply ihn im Test verwendet. Auf die Frage, ob ich heute Fußball gucke, antworte ich „Ja, schau auf jeden Fall Schalke 💙 Hoffentlich spielen sie besser als letztes Mal haha 😂“ – Schalke spielt an dem Testtag nicht. Dass ich Schalke-Fan bin, hat Rply allerdings direkt erkannt.
Das Antworten hat im Schnelltest zwar geklappt. Dennoch sind die Unterhaltungen nicht wirklich hilfreich. Auch Gruppennachrichten erkennt Rply nicht. Für den Preis des digitalen Nacktmachens ist das Tool mehr als gewöhnungsbedürftig.

Bei mir ist anscheinend alles easy. (Screenshot: RPLY/ t3n)
Und der Datenschutz?
Laut den Datenschutzbestimmungen von Rply werden keine Daten gespeichert, sondern direkt gelöscht. Zusätzlich verspricht das Startup, Textdaten nicht an Dritte zu verkaufen.
Was es allerdings gibt, sind Statistiken für User:innen. So zeigt die App die durchschnittliche wöchentliche Antwortzeit an und lässt Texter:innen eine „Inbox Zero Streak“ verfolgen, die anzeigt, wann sie das letzte Mal null ungelesene Nachrichten hatten. Um Texting-Gewohnheiten bewusster zu machen, zeigt die App Statistiken wie „Diejenigen, die Sie am schnellsten beantworten“ und „Diejenigen, die Sie gerne ignorieren“.
Auch eine Bezahlversion soll es geben, bei der sich schon über 1000 User:innen eingetragen haben. Langfristig plant Cantillon Rply auf Plattformen wie Whatsapp und Slack auszuweiten. Hier soll das Basis-Abo nach einer 14-tägigen kostenlosen Testphase 30 US-Dollar pro Monat kosten.