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Rückenprobleme im Homeoffice? Die unbequeme Wahrheit über meinen Bürostuhl

Wie wichtig Ergonomie ist, hat unser Autor jahrelang etwas unterschätzt, vor allem beim Sitzen. Solange, bis es plötzlich schmerzhaft wurde. Eine Erfahrung, die gesessen hat.

6 Min.
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(KI-generiertes Bild: Midjourney / t3n)

Ich schätze die gute Mischung aus Homeoffice und Arbeit in der Redaktion, die sich über die vergangenen Jahre bei mir eingespielt hat. Der sehr regelmäßige Kontakt zum Team, über digitale Meetings hinaus, ist mir wichtig. Lebhafter Austausch, gemeinsame Pausen, produktive Meetings – Begegnung heißt Bewegung, übrigens nicht nur im Job, sondern auch im eigenen Körper. Denn so sehr ich den Fokus im Homeoffice für konzentrierte Arbeiten, E-Mails, vertrauliche Dinge, eben diese ganze “klassische” Bürokratie nach wie vor nicht missen möchte, ich erhielt plötzlich ein sehr deutliches Signal, dass ich offenbar dauerhaft etwas nicht richtig gemacht habe. Und dieses Signal kam von meinem Rücken.

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Das Thema Ergonomie selbst war für mich bis vor nicht allzu langer Zeit noch mit sehr viel Langeweile verknüpft. Ich erinnere mich noch gut an eine Schulung zum Thema Arbeitssicherheit und Ergonomie vor vielen Jahren. Versammelt wurden wir dazu in einer großen Halle mit grellem Licht, muffigem Klima, und sandfarbenem Teppichboden. Ähnlich der Möbelhäuser, in denen ich mich schon als Kind immer furchtbar gelangweilt hatte. In jeder Ecke standen verschiedene Schreibtische, an den Wänden entlang aufgereiht lagerten Dutzende Stühle, Hocker und Sitzbälle – einer unbequemer, geradezu fremdartiger für mein Gefühl, als der andere. Wenn das ergonomisch sein sollte, brauche ich das sicher nicht, lautete damals meine voreilige und unbedachte Schlussfolgerung.

Außen hui, innen pfui!

Dann kam die Covid-Zeit und damit gleichermaßen die Notwendigkeit und Chance, in den eigenen vier Wänden einen effektiven Arbeitsplatz einzurichten, der allen Ansprüchen gerecht werden sollte. Um möglichst effektiv im Homeoffice zu arbeiten und gleichzeitig eine Umgebung zu schaffen, in der sich der Körper möglichst wohlfühlt, habe ich über die Folgejahre viel experimentiert, geschraubt und auch ausgegeben: ein höhenverstellbarer Schreibtisch, flexible Monitorarme, konzentrationsfördernde Beleuchtung, eigentlich die ganze Palette. So dachte ich zumindest.

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Mein Bürostuhl war in den vergangenen vier Jahren allerdings eher eine Art Hybrid aus Gamingsessel und Rennfahrer-Sitz mit breiter Sitzfläche, Kunstleder und dicken Nähten, wie man sie sonst eher aus überteuerten Sportwagen kennt. Was mich damals zum Kauf dieses trendigen Artikels bewogen hatte, kann ich heute nicht mehr komplett nachvollziehen. Wahrscheinlich, so muss ich eingestehen, war es einfach die gute Produktwerbung, eine Überdosis an Influencer-Videos sowie der Trugschluss: sieht schick aus, ist nicht billig, finden alle toll, wird schon etwas taugen. Bequem war er zweifellos über die Jahre. Dann kamen plötzlich die Krämpfe und Schmerzen. Und sie blieben auch nach Feierabend.

Den Bürostuhl für Jedermann gibt es nicht

Jeder Körper ist unterschiedlich, jeder Mensch nimmt verschiedene für ihn komfortabel erscheinende Sitzhaltungen am Schreibtisch ein. Jeder Rücken verhält sich dabei anders. Viele weitere Faktoren spielen eine Rolle: Körperbau, die eigene Sportlichkeit, die Dauer der Tätigkeit am Schreibtisch und vieles mehr. All diese Variablen machen eine einzige gelungene Empfehlung de facto unmöglich. Und deshalb werde ich in diesem Text auch keine abgeben. Stattdessen möchte ich meinen Weg hin zu einer für mich gut geeigneten Wahl aufzeigen und die wichtigsten Punkte, die es beim Bürostuhl-Kauf grundsätzlich zu beachten gilt. Aber der Reihe nach.

Besonders stark waren die Beschwerden nicht, jedoch beharrlich. Über Monate spürte ich am Schreibtisch druckartige, manchmal stechende Schmerzen im unteren und mittleren Rückenbereich. Nach einiger Zeit strahlten sie sogar in den Brust- und Oberbauch-Bereich aus – schließlich sogar verbunden mit leichten Krämpfen. Spätestens an diesem Punkt war klar: Ich muss wissen, was da los ist. Und bevor “Doktor Google” mir noch den Totenschein ausstellt, vielleicht doch lieber mithilfe gesicherter Erkenntnisse vom Fachmann.

Wie konnte das passieren?

Nach einer ganzen Reihe von Terminen beim Orthopäden, sogar einer MRT-Untersuchung, hatte ich die Gewissheit. Meine Rückenprobleme, die Schmerzen, die Krämpfe, die mir zwischenzeitlich sogar den Schlaf geraubt hatten, haben ihren Ursprung in einer jahrelang antrainierten Fehlhaltung am Schreibtisch. Teile meiner Rückenmuskulatur waren durch die permanent nach vorn gebeugte Sitzhaltung am Computer verkürzt oder verhärtet, meine Brustwirbelsäule dadurch massiv in Mitleidenschaft gezogen worden. All dies führte zu Blockaden, die schließlich die Beschwerden verursacht hatten. Oder einfacher  ausgedrückt: Wer so lange so falsch am Schreibtisch sitzt und das auf einem Stuhl, der eher zum Buckeln als zur aufrechten Sitzhaltung animiert, der tut sich weh.

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Ich bin 38 Jahre alt und gesund. Ich war mein ganzes Leben lang viel in Bewegung, früher durch Leistungssport, später dann durch das Fitnessstudio und regelmäßiges Joggen. Niemals hätte ich mir solche Beschwerden zugeordnet. Regelmäßige Physiotherapie bot mir erste Hilfestellung und Übungen, um Blockaden zu lockern und durch kontrolliertes Dehnen die Fehlhaltungen im Alltag auszugleichen. Mein Sportprogramm führe ich seither beharrlich weiter. Aber es war klar, dass ein neuer Bürostuhl hermusste. Nur bitte diesmal nicht vom Influencer.

Das sagen die Experten

Immerhin kein Teppichboden und deutlich bessere Luft, dachte ich mir beim Aufsuchen des hiesigen Bürostuhl-Fachhändlers. Die Zahl an Modellen zur Auswahl war jedoch offenbar über die Jahre nochmal unübersichtlicher geworden. Zum Glück gab es den hilfsbereiten und ausgebildeten Ergonomie-Experten an meiner Seite, der mich durch seine Produktwelt führte. Natürlich nicht, ohne meine Probleme präzise abzufragen.

Wie bereits erwähnt, den einen Stuhl für jeden Körper gibt es nicht. Wohl aber sollte bei sehr viel Sitzzeit in der Arbeitswoche ein Stuhl bestimmte Eigenschaften und Funktionen haben. “Vor allem muss der Stuhl mit Ihnen mitgehen”, hieß es im Beratungsgespräch gleich mehrfach. Gemeint ist, dass der Körper durchaus bei langer Arbeitszeit zwischen mehreren Sitzhaltungen hin und her wechseln soll. Auch meine Physiotherapeutin wiederholte sehr häufig: “Man soll ja gerade auf dem Stuhl etwas hin und her rutschen und dadurch bestmöglich in Bewegung bleiben. Denn der Mensch ist anatomisch nicht fürs Sitzen gebaut.” Meine erste Lektion also: Es gibt noch eine große Welt zwischen Am-Tisch-Stehen und den Rücken statisch in den Sitz fallen lassen.

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Technisch bedeutet das, dass moderne Bürostühle mit ausreichend gut gefederten Rücklehnen und Neigungsmechanismen ausgestattet sind, die sich möglichst an den Rücken anschmiegen und gleichzeitig in alle Richtungen Spielraum geben. Dadurch hat man beim Sitzen ausreichend Bewegungsfreiheit, wird jedoch dauerhaft in einer gesunden Körperhaltung vom Bürostuhl gestützt und “aufgefangen”. Dies übrigens auch bei leichten Seitwärtsbewegungen.

Ganz ähnlich verhält es sich auch bei der eher bekannten Wippfunktion, oder klassischen “Schaukelstuhlfunktion”, wie der Experte es nannte. Hier wirkt idealerweise beim Zurücklehnen eine Lumbalstütze, auch Lordosenstütze genannt, auf den unteren Rückenbereich ein, um zu stabilisieren und die Sitzhaltung nicht – wie etwa bei meinem alten Bürostuhl – in einer einsackenden Bewegung aufzugeben. Dadurch wird auch die natürliche Krümmung der Wirbelsäule in diesem Bereich berücksichtigt. Aber Vorsicht: “Viele Stühle, insbesondere aus günstigeren Preisklassen, haben eine Lumbalstütze, die sich nicht gut einstellen lässt und viel zu stark auf den Lendenwirbelbereich der Wirbelsäule einwirkt”, sagt der Experte. Dies fühle sich vielleicht anfangs gut und sinnvoll an, kann jedoch die Beschwerden sogar langfristig noch verschlimmern.

Es geht nicht nur um den Rücken

Sofern eine Kopfstütze vorhanden ist – ich persönlich möchte nicht ohne –, sollte diese ebenfalls möglichst flexibel einstellbar sein und den Hinterkopf auch in komplett aufrechter Sitzhaltung stets mindestens leicht berühren. Auch sollte sie so ausgerichtet sein, dass ein leicht nach unten geneigter Kopf vor dem Monitor nicht zusätzlich durch Druck belastet wird.

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In so einem Gespräch merkte ich schnell, es geht um das Zusammenspiel etlicher Nuancen für eine gesunde Sitzhaltung. Das hört auch bei der Wahl der richtigen Armlehnen nicht auf. Auch hierbei zählt die Konfigurierbarkeit, damit die seitlichen Stützen sauber auf einer Höhe mit der Tischplatte abschließen und so als Verlängerung und Ablage für die Arme dienen können. Außerdem sollten die Lehnen höhenverstellbar sein, damit die Schultern nicht unbeabsichtigt angezogen werden und damit Nackenverspannungen begünstigen.

Vorläufiges Fazit

Natürlich zählt auch der Wohlfühlfaktor. Die Bequemlichkeit der Sitzfläche eines Stuhls etwa muss die persönliche, subjektive Erfahrung hergeben. Ohnehin gilt: Probesitzen ist ein Muss. Selbst bei noch so gut bewerteten Stühlen aus renommierten Häusern kann das eigene Gefühl durchaus die Kaufentscheidung in andere Richtungen lenken.

Vor Kurzem habe ich einen Bürostuhl gefunden, der alle genannten Kriterien erfüllt und mir ein tatsächlich vollkommen anderes “Sitzerlebnis” ermöglicht – ein Wort, das mich vorher eher zum Schmunzeln gebracht hat. Es fühlt sich besser an, darauf längere Zeit zu sitzen, der Rücken wird unterstützt, dennoch bleibe ich auch sitzend ausreichend beweglich. Natürlich sind Sitzpausen und viel Bewegung weiterhin unverzichtbar.

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Da ich keine einzelne Produktempfehlung aussprechen möchte, ist es nicht einfach, grundsätzlich über den Kostenfaktor zu sprechen. Nur so viel: Ich habe aus guten Gründen nicht aufs Geld geschaut und etwas mehr als 1.000 Euro für den neuen Stuhl ausgegeben. Auch wenn die Preisspanne noch deutlich höhere Summen beinhaltet, geht es auch deutlich günstiger. Die billigsten Modelle großer Möbelhäuser hielten jedoch meinem Schnellcheck ausnahmslos nicht stand.

Für mich hat sich die Investition gelohnt. Denn nach den eineinhalb Stunden, in denen ich diesen Text geschrieben habe, spüre ich keinerlei Schmerzen. Aber jetzt sollte ich wirklich mal aufstehen.

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