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Russische Staatshacker sollen Verteidigungsdaten von US-Servern gestohlen haben

Eine zweijährige Kampagne staatlich gesteuerter russischer Einheiten mit dem Ziel, Informationen von US-Verteidigungsunternehmen abzuschöpfen, soll laut der US-amerikanischen Sicherheitsbehörde Cisa (Cybersecurity and Infrastructure Security Agency) funktioniert haben. Die Behörde hatte am Mittwoch erklärt, dass aus Moskau gesteuerte Kräfte „signifikante Einblicke in die Entwicklungs- und Einsatzzeiten von US-Waffenplattformen, Fahrzeugspezifikationen und Plänen für Kommunikationsinfrastruktur und Informationstechnologie“ erhalten hätten. Das berichtet The Register.
Dabei sei es den Angreifern gelungen, sensible und nicht klassifizierte E-Mails und Dokumente sowie Daten über geschützte und exportkontrollierte Technologie zu erbeuten. In einem ausführlicheren Bericht (PDF) heißt es, dass die Cisa, die US-Bundespolizei FBI und auch der Geheimdienst NSA „regelmäßige Angriffe“ auf Auftragnehmer des US-Verteidigungsministeriums, der Geheimdienste und aller Zweige des US-Militärs mit Ausnahme der Küstenwache festgestellt hätten. Zudem seien Auftragnehmer, die für die 2019 gegründete US-Space-Force, die für das Weltall zuständige Armeeeinheit, tätig sind, ins Visier genommen worden.
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Seit „mindestens“ Januar 2020 sollen die Angriffe gelaufen sein. Dabei sollen die mutmaßlich vom Kreml unterstützten Angreifer nicht zu Zero-Day-Exploits oder anderen aufsehenerregenden Methoden gegriffen haben. Vielmehr setzten sie wohl auf bewährte Techniken wie Spearphishing, das Sammeln von Zugangsdaten, das Ermitteln von Passwörtern per Brute-Force-Angriff und das Ausnutzen bekannter Sicherheitslücken, räumt die Cisa ein.
Dabei sollen es die Angreifer hauptsächlich auf Nutzende des Software-Pakets Microsoft 365 abgesehen haben. Das umfasst die Produktivitätsanwendungen und ergänzenden Cloud-Dienste des Software-Herstellers aus Redmond. Der Fokus scheint dabei auf der Erlangung legitimer Zugangsdaten gelegen zu haben, die dann genutzt werden konnten, um jederzeit erneut eindringen zu können. In vielen Fällen seien die unberechtigten Zugriffe laut Cisa gar nicht entdeckt worden.
So sollen sich die Angreifer in einem Fall etwa gültige Anmeldedaten für ein globales Administratorkonto gesichert haben. Dieses sollen sie dann genutzt haben, „um die Berechtigungen einer bestehenden Unternehmensanwendung so zu ändern, dass sie Lesezugriff auf alle Sharepoint-Seiten in der Umgebung sowie auf die Benutzerprofile und E-Mail-Postfächer des Mandanten gewähren.“
Daneben finden sich im Cisa-Bericht allerlei Hinweise auf die Ausnutzung teils Monate alter Schwachstellen. Letztlich darf der Bericht durchaus als eine generalisierte Beschwerde betrachtet werden, die sich die Vertragsnehmer der US-Regierung jedenfalls anhören müssen. So verwundert es nicht, dass die Cisa eine lange Liste von Sicherheitskontrollen und -praktiken, die die Auftragnehmer des Verteidigungssektors einhalten sollen, anfügt.
Diese indes sind teils trivial – wie der Rat, Antivirensoftware einzusetzen. Wenn Vertragsnehmer auf diesem Level Hilfe benötigen, dürfte das Problem viel größer sein, als bislang angenommen. Tatsächlich ist sich die Cybersicherheitsbehörde nicht sicher, ob sie die Bedrohungssituation vollständig geklärt hat. Jedenfalls hat sie eine Belohnung von zehn Millionen US-Dollar für weitere Informationen über russische Infiltrationsaktivitäten in Aussicht gestellt.
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