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„Legitime Vergeltungsmaßnahmen“: Russland erklärt zivile Satelliten zu Angriffszielen

Vor einer Arbeitsgruppe der Vereinten Nationen hat der leitende russische Diplomat Konstantin Woronzow zivile Satelliten zu legitimen militärischen Zielen erklärt. Damit meinte er offensichtlich den Starlink-Gürtel.

3 Min. Lesezeit
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„Legitimes Vergeltungsziel“ nach russischer Lesart - ein Starlink-Satellit. (Grafik: Andrey Armyagov/Shutterstock.com)

Der Starlink-Breitbandzugang zum Internet ist Russland vor allem deshalb ein Dorn im Auge, weil er von SpaceX-Chef Elon Musk eigenhändig für die Ukraine freigeschaltet wurde, nachdem Russland das Nachbarland angegriffen hatte. Mit Starlink-Unterstützung konnten die Ukrainer der russischen Armee schon mehrfach empfindliche Verluste beibringen. Finanziert werden die erforderlichen Terminals vornehmlich von der US-Regierung.

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Russische Diplomatie droht mit Satellitenabschuss zu Vergeltungszwecken

So wundert es letztlich nicht, dass der russische Diplomat Woronzow, seines Zeichens Leiter der russischen Delegation in der Arbeitsgruppe des Büros der Vereinten Nationen für Abrüstungsfragen (UNODA), eine klare Meinung zum Einsatz ziviler Satelliten hat. In seiner Erklärung vor der Arbeitsgruppe zur Verringerung der Bedrohungen aus dem Weltraum sagte Woronzow am 12. September:

„Wir möchten auf einen äußerst gefährlichen Trend hinweisen, der über die harmlose Nutzung von Weltraumtechnologien hinausgeht und während der Ereignisse in der Ukraine deutlich geworden ist. Nämlich die Nutzung von Elementen der zivilen, auch kommerziellen, Infrastruktur im Weltraum durch die Vereinigten Staaten und ihre Verbündeten für militärische Zwecke. Unseren Kollegen scheint nicht klar zu sein, dass solche Aktionen in Wirklichkeit eine indirekte Beteiligung an militärischen Konflikten darstellen. Quasi-zivile Infrastrukturen können zu einem legitimen Ziel für Vergeltungsmaßnahmen werden.“

Seiner Ansicht nach verstoße die Nutzung von zivilen Satelliten für militärische Zwecke gegen den Weltraumvertrag:

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„Die Handlungen der westlichen Länder gefährden unnötigerweise die Nachhaltigkeit friedlicher Weltraumaktivitäten sowie zahlreiche soziale und wirtschaftliche Prozesse auf der Erde, die das Wohlergehen der Menschen, insbesondere in den Entwicklungsländern, betreffen. Zumindest ist diese provokative Nutzung ziviler Satelliten nach dem Weltraumvertrag, der die ausschließlich friedliche Nutzung des Weltraums vorsieht, fragwürdig und muss von der internationalen Gemeinschaft scharf verurteilt werden.“

Die Zitate stammen aus einer inoffiziellen englischen Übersetzung der Erklärung von Konstantin Woronzow. Sie ist zusammen mit den Erklärungen anderer Länder auf der Website des UNODA zu finden.

SpaceX-Chef Elon Musk hatte bereits im März vor einer „hohen“ Wahrscheinlichkeit, dass Russland die Starlink-Ausrüstung in der Ukraine angreifen werde, gewarnt. Damit dürfte er indes vornehmlich die Terminals am Boden und nicht die Satelliten im Orbit gemeint haben. Musk berichtete später, dass Starlink den russischen Stör- und Hackerangriffen widerstanden habe.

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Dass es möglich ist, Satelliten gezielt mit Raketen abzuschießen, haben sowohl die USA als auch Russland und China in der Vergangenheit mehrfach bewiesen. Das Risiko besteht vornehmlich darin, sicher auszuschließen, dass Teile der getroffenen Flugobjekte über bewohntem Gebiet auf die Erde stürzen – wenn das denn ausgeschlossen werden soll.

Immer mehr Länder verpflichten sich, keine Anti-Satelliten-Raketen einzusetzen – Russland nicht

Erst im November 2021 hatte Russland eine Anti-Satelliten-Rakete getestet und damit einen zwei Tonnen schweren Satelliten in einer Höhe von weniger als 500 Kilometern abgeschossen. Der Abschuss war international kritisiert worden, weil die Flughöhe des abgeschossenen Satelliten zu hoch war, um ein schnelles Verglühen der Trümmer in der Erdatmosphäre zu verhindern.

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So würde Raumschrott für mindestens die nächsten fünf bis zehn Jahre in der Umlaufbahn verbleiben, was eine Bedrohung für alle anderen Flugobjekte, einschließlich der Internationalen Raumstation ISS darstellt. Deutschland, Japan, die Vereinigten Staaten, Kanada und Neuseeland hatten in diesem Jahr verbindlich erklärt, keine Anti-Satelliten-Raketentests durchzuführen. Russland hat diese Zusage bisher verweigert.

Ein Angriff auf den Starlink-Gürtel dürfte sich als schwierige Angelegenheit erweisen. Immerhin umkreisen bereits rund 3.000 der Kleinsatelliten den Globus. Zudem wäre es mit der Zerstörung der SpaceX-Sats nicht getan. Wie Space.com zu Recht bemerkt, haben auch andere kommerzielle Satellitenunternehmen wie Planet, Maxar und Blacksky Bilder des Konflikts aus der Luft aufgenommen und öffentlich geteilt, was sich zuungunsten der russischen Strategie ausgewirkt haben dürfte.

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