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Samsung Galaxy Watch 3 im Test: 2 Wochen mit der Tizen-Smartwatch

Wir haben die neue Samsung Galaxy Watch 3 zwei Wochen lang rund um die Uhr getestet und waren nicht so recht begeistert. Neben den objektiven gibt es aber auch subjektive Kriterien. Die könnten reichen, euch vom Kauf der neuen Tizen-Smartwatch zu überzeugen.

17 Min. Lesezeit
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Wir haben die Samsung Galaxy Watch 3 getestet. (Foto: Samsung)

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Beginnen wir mit den Grundlagen. Auch mit der neuen Samsung Galaxy Watch 3 bleibt der koreanische Hersteller dem Grundkonzept seiner Flaggschiff-Smartwatch treu. Anstelle der digitalen Touch-Lünette, die der Hersteller zuletzt bei seiner Watch-Active-2-Reihe einsetzte, kommt die neue Tizen-Watch wieder mit einer physikalischen Drehlünette. Auch ansonsten macht Samsung wenig Experimente. Die Watch 3 ist eine behutsame Weiterentwicklung der Serie, die zuletzt im Herbst 2018 mit der Galaxy Watch eine Auffrischung erfuhr.

Samsungs Galaxy Watch 3 in Mystic Black. (Foto: Samsung)

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Samsungs Galaxy Watch 3 in der Theorie

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Bei der Benennung hat Samsung die Version 2 übersprungen. Immerhin hieß der direkte Vorgänger der Watch 3 einfach nur Watch. Ihrerseits stellte die Galaxy Watch zwar den Nachfolger der Gear S3 dar, die war jedoch die dritte Version der Gear-Smartwatch-Reihe. Egal, wie wir es zählen, logisch kommen wir nicht auf die 3 als Bezifferung. Möglich, dass sich Samsung einfach näher an die Zählweisen der Wettbewerber bringen wollte, um nicht als um Generationen zurückliegend wahrgenommen zu werden.

Galaxy Watch 3: Kleineres Gehäuse, größeres Display

Auch die Galaxy Watch 3 gibt es in mehreren Farben und zwei Größen. Während der Vorgänger noch in einer Variante mit 42 und einer mit 46 Millimetern angeboten wurde, hat Samsung bei der Watch 3 am Durchmesser gespart und bringt eine Version mit 41 und eine mit 45 Millimetern heraus.

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Die Displaygröße leidet unter der geringeren Gehäusegröße nicht. Wie bisher bringt die kleinere Uhr ein 1,2 Zoll großes Super-Amoled-Display mit. Bei der größeren Variante steigt die Display-Größe sogar von 1,3 auf 1,4 Zoll. Während beim Vorgänger noch das härtere Gorilla Glass DX+ eingesetzt wurde, hat sich Samsung für die 2020er Generation für das weniger schlagfeste Gorilla Glass DX entschieden. Vor Kratzern schützen beide Corning-Produkte hinreichend.

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Auch hinsichtlich des Gewichts tut sich wenig: Samsung gibt 48,2 Gramm für die 41-Millimeter-Uhr und 53,8 Gramm für die 45-Millimeter-Variante an. Der Vorgänger bringt 49 respektive 63 Gramm auf die Waage. Spürbarer ist da schon die Reduktion der Uhrtiefe: Die Watch 3 ist mit rund elf Millimetern fast zwei Millimeter dünner als die Vorgänger-Versionen. Anders als bei seinen Watch-Active-Modellen bietet Samsung für die Watch 3 keine Aluminiumgehäuse an. Sie kommt stets in Edelstahl gehüllt.

Bei den Farben setzt Samsung in diesem Jahr auf die Nähe zum neuen Flaggschiff-Smartphone, dem Galaxy Note 20 Ultra (Test). Erhältlich ist die Watch 3 in einem Bronze-Ton (Mystic Bronze), in Silber (Mystic Silver) und in Schwarz (Mystic Black). Der Bronze-Ton ist allerdings dem kleineren 41-Millimeter-Modell vorbehalten, das es dafür nicht in Schwarz gibt. Statt der bisherigen Silikonarmbänder erhalten die Watch-3-Modelle welche aus echtem Leder. Die passen farblich zum jeweiligen Gehäuse, dürften aber hinsichtlich der Materialwahl vielen Menschen nicht behagen.

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Ungewöhnlich: Samsungs Galaxy Watch 3 in Mystic Bronze. (Foto: Samsung)

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Gleicher Prozessor, mehr Speicher

Das wesentliche Bauteil im Innenleben der Watch 3 lässt Samsung unverändert zum rund zwei Jahre alten Vorgänger. Wie bisher kommt der Exynos 9110 aus eigener Produktion zum Einsatz. Dabei handelt es sich um ein SoC (System-on-a-Chip), das zwei ARM Cortex-A53 mit einer Taktung von 1,15 Gigahertz integriert und für die Grafik eine Mali-T720-MP1-GPU anbindet.

Leichte Verbesserungen finden sich bei der Speicherausstattung, die nun ein Gigabyte Arbeitsspeicher und acht Gigabyte internen Speicher aufweist, von dem etwas mehr als die Hälfte für Nutzerdaten zur Verfügung steht. Das Vorgängermodell verfügte nur über vier Gigabyte internen Speicher und 750 Megabyte Arbeitsspeicher.

Funkstandards auf aktuellem Niveau

An Funkstandards bietet die Watch 3 Bluetooth in der aktualisierten Version 5, Wi-Fi und NFC. Ebenso gibt es spezielle LTE-Modelle, die ohne Smartphone-Anbindung verwendet werden können. Trotz des NFC-Chips wird kontaktloses Bezahlen mit der Uhr auch künftig in Deutschland nicht möglich sein, weil die Einführung von Samsung Pay hierzulande nicht vorankommt und auch keine anderen Zahltechnologien wie Google Pay Einsatz finden.

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Für die Standortbestimmung setzt die Watch 3 auf A-GPS, Glonass und Beidou und bietet damit Unterstützung für die wichtigsten Satellitenortungssysteme – mit Ausnahme des europäischen GPS-Netzes Galileo.

Watch 3 schrumpft Akku und Laufzeit

Die verringerten Gehäusemaße weisen bereits auf einen Nachteil hin, auf den sich künftige Watch-3-Nutzer einstellen müssen: Statt der bisherigen 472 Milliamperestunden Energieinhalt des großen Modells liefert Samsung im 45-Millimeter-Modell nur noch einen Akku mit 340 Milliamperestunden. Das entspricht einer Kapazitätsverminderung um rund 28 Prozent. Beim kleineren Modell reduziert sich der Energieinhalt von vormals 270 auf nunmehr 247 Milliamperestunden.

Entsprechend gibt Samsung für die größere Variante nur noch 56 statt der bisher kommunizierten 80 Stunden Laufzeit bei „typischer Nutzung“ an. Die Laufzeit des kleinen Modells gibt der Hersteller mit 43 statt bisher 45 Stunden an. Ein magnetisches Dongle für die Aufladung des Akkus wird mitgeliefert. Der bisher mitgelieferte Standfuß wird dabei jedoch durch ein Lade-Pad ersetzt, das dem der Apple Watch gleicht und schon bei den Watch-Active-Modellen zum Einsatz kam. Geladen werden können die Uhren zudem über viele Qi-fähige Ladegeräte oder (recht umständlich) per Reverse Charging über kompatible Smartphones, allen voran die Samsung-Galaxy-Reihe.

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Wir haben die Samsung Galaxy Watch 3 getestet. (Foto: Samsung)

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Wasserschutzlevel „Duschen“

In Sachen Wasserdichtigkeit und sonstigem Schutz-Level macht Samsung Angaben, die Wassersportler vorsichtig werden lassen sollten. Zwar gibt der Hersteller einen Schutz bis 5 ATM nach ISO 22810 an und behauptet, die Watch 3 könne zum Schwimmen verwendet werden. Lediglich bei Wasseraktivitäten mit hoher Geschwindigkeit wie etwa beim Beckenspringen müsse das Wearable abgelegt werden.

Andererseits hat Samsung die Uhr lediglich nach IP85 zertifizieren lassen. Das garantiert nur, dass sie durch ein Untertauchen für maximal 30 Minuten in einer Tiefe von 1,50 Metern keinen Schaden nehmen sollte, sofern es sich bei dem Wasser um klares Süßwasser handelt. Schauen wir genauer hin, finden wir in der genannten ISO-Norm die Aussage, dass 10 ATM eine Schwimmklassifikation bedeutet, 5 ATM hingegen gerade zum Duschen reicht, was ihr wegen der dort zum Einsatz kommenden Seifenlauge aber auch besser nicht versuchen solltet.

Was Staub- und Temperaturresistenzen betrifft, kann die Watch 3 wieder die Einhaltung des US-Militärstandards 810G nachweisen. Direkte Sonneneinstrahlung, Temperaturen im Bereich von 63 bis zu -40 Grad Celsius, gefrierenden Regen und bis zu 72 Stunden ununterbrochene Staubexposition soll sie aushalten. Zudem soll sie besonders widerstandsfähig gegen mechanische Stöße und Vibrationen sein.

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Neu: Schlaftracking, EKG, Sturzerkennung, Blutsauerstoffmessung

Softwareseitig kommt Tizen OS in der aktuellsten Version 5.5 zum Einsatz. Damit behält die Watch 3 alle Funktionen, die bereits die Vorgänger hatten, etwa die vielen verschiedenen Sport-Modi. Das Trainingstracking will Samsung nach eigenen Angaben verbessert haben. Von der Watch Active 2 übernimmt die Watch 3 das erweiterte Schlaftracking, das den Schlaf automatisch aufnimmt und in seinen unterschiedlichen Phasen über die Health-App darstellt.

Wie die Apple Watch 5 ist die Galaxy Watch 3 technisch in der Lage, ein Ein-Kanal-EKG (Elektrokardiogramm) zu schreiben. Die entsprechenden Sensoren sind jedenfalls verbaut. Genauso ist die Watch 3 technisch in der Lage, den Blutdruck zu messen. Beide Funktionen sind für Deutschland allerdings (noch) nicht freigegeben.

Ebenfalls von der Watch Active 2 übernimmt die Watch 3 den neuen Pulssensor, der mit acht Fotodioden arbeitet und damit schneller und genauer als andere optische Sensoren arbeiten soll. Auch die Messung der Sauerstoffsättigung des Blutes ist mit der Watch 3 technisch möglich. Potenziell interessant für Sportler: Die Galaxy Watch 3 kann jetzt eine Einschätzung des VO2max-Werts geben, den Kardiosportler zur Beurteilung ihrer Fitness verwenden.

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Über den integrierten Lage- und Bewegungssensor realisiert die Watch 3 eine Sturzerkennung, wie sie etwa bei Sportuhren von Garmin oder der aktuellen Apple Watch vorhanden ist. Erkennt die Watch 3 einen Sturz, kann sie eure hinterlegten Notfallkontakte alarmieren, sofern ihr euer Smartphone dabei oder eine LTE-Version gekauft habt.

Sämtliche sonstigen Fitnesstracker-Funktionen, die die Samsung-Uhren bislang schon hatten, bringt auch die Watch 3 mit. So könnt ihr etwa eure Schritte und überwundene Stockwerke zählen oder euer Stresslevel und eure Herzfrequenz bestimmen lassen.

Preis und Verfügbarkeit

Galaxy Watch 3. (Foto: Samsung)

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Bei den Preisen legt Samsung die Latte höher als beim Vorgänger: Das Modell mit 41 Millimetern Gehäusegröße kostet 418 Euro ohne und 467 Euro mit LTE. Für die Variante mit 45 Millimetern Durchmesser müssen 447 Euro ohne und 496 Euro mit LTE eingeplant werden.

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Die Vorgänger bekommt ihr direkt bei Samsung für rund 150 Euro weniger. In Preissuchmaschinen findet ihr zudem noch wesentlich niedrigere Preise. Die 46-Millimeter-Version der Galaxy Watch (ohne LTE) könnt ihr etwa bei Amazon* für rund 190 Euro erwerben.

Samsungs Galaxy Watch 3 in der Praxis

Unmittelbar nach der Vorstellung der Samsung Galaxy Watch 3 haben wir das große Modell mit 45 Millimeter Gehäusemaß für einen Test geordert. Es handelt sich um das Modell in Mystic Black ohne LTE. Dieses Modell kostet derzeit 447 Euro und liegt damit rund 20 Euro unter dem größeren Modell der Apple Watch Series 5.

Samsungs Galaxy Watch 3 konkurriert am ehesten mit Apples Watch 5

Vergleichen wir allerdings die Preise der Edelstahlversion, so ist die Samsung-Watch fast 400 Euro günstiger. Was Apple dazu bewegt, den Preis der Watch um 350 Euro anzuheben, bloß weil ein Gehäuse aus Edelstahl statt aus Aluminium drumherum gebaut ist, dürfte sich wohl jeglicher Logik entziehen.

Funktional ist der Vergleich zwischen Apple Watch 5 und Samsung Galaxy Watch 3 indes zulässig und sogar angebracht. Immerhin sind sie sich funktional überaus ähnlich und stellen auf jeden Fall die Spitzen-Smartwatches am Markt dar.

Während die Apple Watch Series 5 das Ein-Kanal-EKG auch in Deutschland bereits abnehmen kann, bleibt das für die Samsung-Watch vorerst bloß ein Versprechen für die Zukunft. Ebenso soll die Watch 3 in der Zukunft den Blutdruck messen können. Irgendwann im kommenden Jahr sollten wir diesen Versprechen noch mal einen Besuch abstatten und den Status prüfen. Wir gehen nicht von einer zügigen Verfügbarkeit aus. Zumindest die Blutdruckmessung dürfte noch eine ganze Weile auf sich warten lassen. Die Zulassung der EKG-Funktion findet in Apples Watch wenigstens schon mal einen Präzedenzfall.

Samsung Galaxy Watch 3 gegen Version 1 und Huawei Watch GT 2e

Wer allerdings ein Android-Smartphone sein Eigen nennt, wird sich weniger für die Apple Watch interessieren. Hier käme eher der Kauf der Vorgängerversion in Betracht. Wie wir bereits gezeigt haben, ist die für unter 200 Euro zu haben und kostet damit weniger als die Hälfte der aktuellen Watch 3.

Zudem kommen die Huawei-Watches GT 2 und GT 2e als Wettbewerber infrage. Die kosten auf der Straße aktuell zwischen 120 und 190 Euro und sind damit noch ein Stück günstiger als die erste Samsung Galaxy Watch.

Watch GT 2 in 46 und 42 mm. (Bild: Huawei)

Wir haben hier also eine brandneue Smartwatch, die sich im Wettbewerb zwischen 120 und 500 Euro bewähren muss und dabei zeigen sollte, dass sie das obere Ende der Preisskala mit Berechtigung markiert. Wie wir sehen werden, kann sie das nicht leisten. Schauen wir uns die Watch 3 nun also genauer an.

Grundfunktionen einwandfrei

Wer eine Samsung-Watch kennt, kennt sie alle. Die Bedienung des Tizen-Betriebssystems auf der Uhr gestaltet sich mühelos wie eh und je. Die vor Jahren eingeführte Drehlünette des Flaggschiffs sorgt für eine fast intuitive Handhabung ohne größere Lernkurven oder Schwellen. Der Touchscreen reagiert flüssig und sensibel auf Berührung. Die jetzt runden Bedienelemente auf der rechten Seite des Gehäuses bieten einen spürbaren Druckpunkt.

Die Uhr wirkt insgesamt wie aus einem Guss. Das Konzept ist stimmig. Stimmiger auf jeden Fall als das Konzept einer Wear-OS-Uhr, bei der die diversen Uhrenhersteller das Google-Betriebssystem mehr oder weniger gelungen auf ihre Hardware geschneidert haben. Hier ist die Galaxy Watch 3 der Apple Watch ebenbürtig.

Es gibt allerdings mit den Huawei-Watches zwei Wettbewerber, deren Konzept ebenso stimmig ist. Auch die mit dem Lite-OS ausgestatteten Sport-Smartwatches des chinesischen Herstellers folgen einem durchdachten Konzept und sind intuitiv und flüssig zu bedienen.

Dabei hat Samsungs Design mit der umlaufenden Lünette einen ganz eigenen Vor- und einen ebensolchen Nachteil. Durch die Lünette liegt das Uhrenglas geschützt zurückversetzt und ist damit vor Stößen, vor allem aber vor Kratzern, wie sie beim Vorbeigehen an rauverputzten Wänden gerne entstehen, geschützt. Nachteilig wirkt sich allerdings aus, dass die Glasoberfläche nicht wie bei Apple und Huawei mit einem schnellen Wisch über den Ärmel des gegenüberliegenden Arms gesäubert werden kann, sondern eine dedizierte Behandlung erfordert.

Telefonie und Benachrichtigungen ohne Tadel

Das Telefonieren mit der Galaxy Watch 3 funktioniert gut. Eingehende Anrufe können per Dreh an der Lünette entgegengenommen werden. Die Sprachqualität ist in Ordnung und auch der Anrufer ist über den eingebauten Lautsprecher gut verständlich.

Benachrichtigungen werden über das verbundene Smartphone – wir verwendeten ein Samsung Galaxy S20 Plus – nahezu verzögerungsfrei durchgereicht. Auf der Uhr ist dann die Beantwortung per Tastatur, per Scribble mit dem Finger oder per Emoji-Auswahl möglich. Eine Reihe vorgefertigter Antworttexte wie „Okay“ oder „Kann gerade nicht sprechen“ erlauben schnelles und rationelles Antworten.

Das ist auf der Apple Watch ganz ähnlich. Allerdings hat Siri ein deutlich besseres Hörverständnis als Samsungs Bixby-Assistent. In unserem Test ist es mit Bixby kaum einmal gelungen, sachgerecht auf eine eingehende Antwort per Transkription zu antworten. Diese Schwäche Bixbys hat sich im Weiteren auch durch alle anderen Funktionsbereiche gezogen, die theoretisch per Stimme hätten bedient werden können.

Das Telefonieren mit der Uhr bietet die Apple Watch ebenso. Auch die GT2 von Huawei erlaubt das. Bei beiden funktioniert es ebenso einwandfrei wie mit der Galaxy Watch 3. Ebenso kann die Apple Watch eingehende Nachrichten beantworten, die Huawei-Watches hingegen nicht. Sie erlauben lediglich die Ansicht der eingehenden Nachrichten auf dem Watch-Screen. Interaktionen sind nicht möglich. Die günstigere GT 2e erlaubt auch nicht das Telefonieren per Bluetooth.

Die Darstellung der über die Watch 3 getrackten sportlichen Aktivitäten in Samsung Health ist absolut in Ordnung. (Screenshot: t3n)

Der Pulsmesser taugt nicht zum Sport, damit ist die VO2-Max-Schätzung ebenfalls obsolet

Wie ihre Vorgänger bisher schon bietet die Galaxy Watch einen Schritt- und Stockwerkszähler sowie einen Puls- und Stressmesser. Und obwohl Samsung die Sensorik verbessert haben will und die Unterseite der neuen Watch 3 tatsächlich anders aussieht als die der Vorgängerversion, konnten wir im Vergleich zum Vorgänger keine Verbesserung oder auch nur Veränderung an den genommenen Werten erkennen.

Der Pulsmesser eignet sich für die Abnahme der Herzfrequenz in Ruhe oder bei mild anstrengenden Tätigkeiten. Für den Sport ist die Uhr erneut nicht zu empfehlen. Besonders bei Intervalltrainings kapituliert der Pulsmesser und zeigt unrealistische Werte respektive weist eine Latenz auf, die beim Sport nicht zu akzeptieren ist. Selbst lange Kardioeinheiten kann die Watch 3 nicht sauber messen. Die Werte sind teils bis zu 20 Schläge abweichend von denen eines gleichzeitig getragenen Pulsbrustgurts, der übrigens auch mit der aktuellen Watch 3 nicht verbunden werden kann.

Hier glänzt die Apple Watch 5. Schon die optische Messung am Handgelenk ist weitaus reaktiver und genauer als bei der Samsung-Watch. Zudem lassen sich Brustgurte unproblematisch mit der Apple Watch verbinden, sodass sie sich auch für den ambitionierten Sportler eignet. Anders sieht es bei den Huawei-Angeboten aus. Die liefern ähnlich ungenaue Werte wie die Samsung-Watch und sind für den Sport kaum ernsthaft zu gebrauchen. Brustgurte können damit ebenfalls nicht verbunden werden.

Nun liefert die Samsung Galaxy Watch 3 das neue Feature der VO2max-Schätzung mit. Der Wert VO2max bezeichnet die maximale Sauerstoffmenge, die ein Mensch unter Belastung aufnehmen und in die Zellen transportieren kann. Sie wird normalerweise im Labor bestimmt, kann aber auch am Handgelenk über das Herzminutenvolumen geschätzt werden. So machen es etwa alle Modelle des Sportuhren-Primus Garmin. Eine einigermaßen kompetente Schätzung setzt nun logischerweise eine korrekte Pulsmessung voraus. Ist die nicht gegeben, könnt ihr den angegebenen VO2max-Wert genauso zuverlässig würfeln.

Während also Pulsmesser und VO2max-Schätzung der Galaxy Watch 3 für den Sport nicht zu gebrauchen sind, kann eine andere neue Funktion schon mehr Freude bereiten. Läufern bietet die Watch 3 nämlich erweiterte Auswertungen zu ihren jeweils absolvierten Laufeinheiten. Dazu zählen die Schrittfrequenz, etwaige Asymmetrien, die Flugzeit und die Bodenkontaktzeit. Unter Kenntnis dieser Werte können ambitionierte Läufer ihre Technik verbessern.

All diese erweiterten Werte bietet die Apple Watch 3 mit ihrer Standard-App nicht. Huaweis Uhren haben auch die VO2max und andere Parameter wie Schrittfrequenz und so weiter an Bord, leiden aber an der gleichen Ungenauigkeit der Pulsmessung, was deren weitergehende Auswertungen ebenso zu ungenau werden lässt.

Blutsauerstoffmessung

Und wo wir gerade bei Sportlern sind, können wir die neue Blutsauerstoffmessung der Galaxy Watch 3 betrachten. Hier verwendet die Uhr rote Leuchtdioden und Infrarotstrahlung, um den Sauerstoffgehalt im Blut ihres Trägers, den sogenannten SpO2-Wert, zu schätzen. In der Theorie könnten Sportler diese Information nutzen, um ihr Workout zu optimieren.

Kaum zu schaffen. Abnahme einer SpO2-Messung. (Foto: t3n)

In der Realität ist die Funktion ebenso schlecht umgesetzt wie bei den Huawei-Uhren, die das Feature beide auch haben. Das beginnt schon damit, dass die Messung manuell angestoßen werden muss. Der Arm muss für die Dauer der Messung absolut ruhig gehalten werden. Sowohl auf der Galaxy Watch 3 wie auch auf den Huawei-Uhren schlugen in unseren Tests drei von vier Messungen fehl. Zudem nutzt eine einmalige manuelle Messung ohnehin nichts, wenn wir mal von medizinischen Notfällen absehen.

Sinnvoll wäre die Blutsauerstoffmessung als kontinuierliche Messung während des Trainings, intervallmäßig über den Tag verteilt oder in der Nacht, um etwaige Schlafstörungen wie Apnoe oder ähnliche aufzudecken. Die meisten Garmin-Uhren können das. Die Galaxy-, Huawei- und Apple-Watches nicht.

Der Sturzsensor hat eine eigene Definition von Sturz

Als ebenso untauglich hat sich der neue Sturzerkenner erwiesen. Während die Apple Watch unsere simulierten Stürze ausnahmslos erkannte, blieb die Samsung Galaxy Watch 3 absolut ungerührt im Normalbetrieb, egal, wie hart wir den Aufprall auch gestalteten. Ähnlich zuverlässig wie die Apple-Watch reagieren viele Garmin-Modelle. Die Huawei-Watches haben keine Sturzerkennung.

Stress, Schritt- und Stockwerk-Tracking wie immer

Nichts zu bemängeln gibt es an den unverändert vorhandenen Funktionen des Schritt- und Stockwerk-Trackings. Schritte und Stockwerke hat die Watch 3 im Test ebenso zuverlässig gezählt wie die Apple Watch und die beiden Huawei-Vertreter. Die Stressmessung ist ein Thema, das kaum zu bewerten ist. Die Apple Watch bietet es nicht, die Huawei-Watches schon. Wir konnten also die Watch 3 gleichzeitig mit der GT 2(e) auf unsere Testperson loslassen und erhielten total unterschiedliche Stresswerte vom gleichen Zeitraum am gleichen Menschen.

Dabei fiel zudem auf, dass sich Samsung gerne das volle Spektrum sicherte, während die Huawei-Uhr wenigstens halbwegs konstante Stresslevel ausmachte, was auch plausibler erscheint. Die Galaxy Watch 3 zeigte unsere Testperson innerhalb einer Stunde im vollen Spektrum zwischen vollkommen entspannt bis kurz vor dem Durchbrennen. Dabei tat die Testperson allerdings die ganze Zeit das Gleiche. Plausibel erschien uns die Messung nicht.

Schlaftracking überzeugt nicht

Von der Galaxy Watch Active 2 übernimmt die Galaxy Watch 3 das erweiterte Schlaftracking, das vom Grundsatz her sehr detailliert angelegt ist. So kann der Tracker die Schlafphasen Leicht, Rem und Tief von Wachphasen unterscheiden und dann am Ende der Nacht noch einen griffigen Score zwischen 0 und 100 auswerfen. Je höher, desto besser hättet ihr geschlafen. Das klingt doch nutzwertig.

Unsere Testperson bekam indes Nacht für Nacht Scores von zumeist 30 bis manchmal 50 und müsste danach jeweils mies geschlafen haben. Tiefschlaf hatte unsere Testperson danach zwischen keiner und zwölf Minuten pro Nacht, was den Verdacht auf ein potenziell mieses Befinden erhärten hätte müssen. Demgegenüber wies die Huawei-Watch GT 2e für die gleichen Nächte aber Schlafscores von verlässlich um die 80 und die Apple Watch 5 mit der App Autosleep Erholungswerte von 80 bis 92 aus. Da passte etwas nicht.

Auch bei den Tiefschlafphasen gingen Apple und Huawei eher von einer bis zwei Stunden denn von zwölf Minuten aus. Das kam auch dem Befinden unserer Testperson deutlich näher. Sollte Samsung hier noch Arbeit am Algorithmus vor sich haben oder sollte unsere Testperson ihr Befinden einfach der Messung anpassen?

Akkuleistung überzeugt nur ohne sportliche Beanspruchung

Unsere Nutzung der Watch 3 sah vor, dass sie per Always-on-Display ständig die Zeit anzeigen sollte. Nachts sollte die Uhr den Schlaf tracken und wurde dafür in den Nicht-stören-Modus versetzt, der den Bildschirm und die Benachrichtigungen abschaltet. Die Puls- und Stressmessung sollte kontinuierlich laufen, was übrigens die einzige Möglichkeit darstellt, einen Stress-Trend über den Tag angezeigt zu bekommen. Den Puls könnte man auch nur alle zehn Minuten nehmen lassen. Fragt sich allerdings, was das bringen sollte. Entweder wir messen den Puls fortlaufend oder gar nicht beziehungsweise nur auf manuelle Anforderung.

Die Benachrichtigungen wurden auf Messenger wie Slack, Whatsapp und eine Handvoll andere Apps beschränkt. Die Helligkeit haben wir auf den Wert 5 von 10 eingestellt und die automatische Helligkeitsanpassung aktiviert. Den Bildschirm-Timeout haben wir bei 15 Sekunden gelassen. In dieser Konstellation und ohne die Aufzeichnung sportlicher Aktivitäten hielt die Uhr regelmäßig 45 Stunden durch. Damit könnte man leben.

Sobald aber eine per GPS zu trackende Aktivität hinzukam, fiel der Ladestand zusehends. Eine auf knapp 70 Kilometer angelegte Fahrradtour, zu der wir mit 100 Prozent Akkustand gestartet waren, konnte die Watch 3 nicht vollständig tracken. Nach rund 50 Kilometern und etwas über fünf Stunden Fahrzeit war die Uhr leer und schaltete sich ab. Wenigstens das Fragment der Aktivität speicherte sie ordnungsgemäß ab, sodass die Aktivitätswerte nicht vollends verloren gingen. Die gleichzeitig getragene und ebenfalls auf 100 Prozent geladene Huawei Watch GT 2e hatte übrigens am Ende der Fahrradtour noch 75 Prozent Restenergie.

Fazit: Schöne Uhr, teils gute Funktionen, zu teuer

Das Urteil müsste eigentlich eindeutig sein. Die neuen und erweiterten Funktionen der Galaxy Watch 3 sind weitgehend unbrauchbar. Das hat unser Test ganz eindeutig gezeigt. Nun kauft aber nicht jeder ein Wearable, um es hernach zu 100 Prozent auszunutzen. Vielmehr wird es unterschiedliche Anwendungsfälle geben.

Wer nun also eine moderne Uhr sucht, die möglichst optimal zu seinem Samsung-Smartphone passt und dabei im Grunde nur Telefonie, Benachrichtigungen und Messungen wie die des Pulses außerhalb sportlicher Aktivitäten nebst Schritten und Höhenmetern nutzen will, der könnte sich mit einiger Berechtigung in das neue Wearable der Südkoreaner verlieben. Wertig verarbeitet ist es schließlich. Es gibt zudem viele, sehr viele Watchfaces, selbst für die ulkigsten Geschmäcker ist etwas dabei, und ihr habt sogar die Möglichkeit, eigene Ziffernblätter zu bauen.

Per Spotify auf der Uhr und mit Bluetooth-Kopfhörern wie den Galaxy Buds Live können dann in der Mittagspause die Lieblingssongs gehört werden, sofern diese zuvor auf die Uhr heruntergeladen worden sind. Viele weitere Apps stehen über den App-Store des Herstellers zur Verfügung. Hier könnt ihr euch lange mit dem Stöbern und Ausprobieren beschäftigen. Auch der Akku wird euch bei dieser Art der Nutzung nicht allzu viel Ärger bereiten.

Wer die Uhr aber kaufen will, um sie für den Sport zu verwenden oder allgemein etwas intensiver an seiner persönlichen Gesundheit arbeitet und daher auf aussagefähige Werte setzt, sollte eher eine Uhr wählen, die in diesem Bereich verlässlich ist. Das sind vor allem die Garmin-Uhren der Fenix- oder Forerunner-Reihe. Auch die Apple Watch ist hier mit Zusatz-Apps besser geeignet als die Galaxy Watch 3.

Am Ende ist die Galaxy Watch 3 den Huawei-Watches tatsächlich am ähnlichsten. Sie sind ähnlich verarbeitet, ähnlich groß und bieten einen ähnlichen Funktionsumfang. Ja, Huawei erlaubt das Antworten auf Benachrichtigungen nicht, dafür sind die Sensoren und Algorithmen mit Blick auf die Körperfunktionen zuverlässiger. Besonders das Schlaftracking ist weitaus besser und auch die Pulsmessung in Ruhe macht einen deutlich konsistenteren Eindruck. Außerdem kosten sie einen Bruchteil der neuen Watch 3.

Jetzt kommt es darauf an. Was wollt ihr? Seid ihr eher der Nebenbei-Nutzer, mit Spotify in der Mittagspause und ein paar Schritten am Tag? Dann kommt die Watch 3 absolut infrage, ebenso aber auch die Watch der ersten Generation für aktuell rund 190 Euro. Die hat allerdings nur halb so viel Speicher. Die Mittagspause müsste kürzer ausfallen. Wer das nicht will, nimmt das Geld in die Hand und kauft sich die Watch 3, etwa hier bei Amazon*.

Wenn ihr Fragen zu konkreten Funktionen der Samsung Galaxy Watch 3 habt, könnt ihr sie gerne in den Kommentaren stellen. Wir werden uns bemühen, sie zu beantworten.

Fast fertig!

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4 Kommentare
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Dein t3n-Team

Hans Guckinsloch

Nutze seit einigen Wochen die alte Galaxy Watch für die Pulsmessung beim Joggen oder Spinning. Wichtig ist halt, dass sie sehr eng anliegt, dann passen die Werte auch einigermaßen im Vergleich zum Polar-Brustgurt. Gerade am Anfang des Trainings sind die Abweichung größer, aber das ist beim Sport ja auch eher nicht der erhebliche Zeitraum. Für Profisportler sicher nicht die beste Wahl, aber die Uhr diesbezüglich derart schlecht zu schreiben auf Basis einer nicht-repräsentativen Individualerfahrung erscheint mir nicht seriös.

Antworten
Dieter Petereit

Die nicht repräsentative Individualerfahrung habe ich ein Dutzend Mal reproduzieren können. Und deshalb erlaube ich mir, dieses Urteil zu fällen.

Antworten
Stefan

Der Käufer sollte sich im klaren sein das eine normale Wanderung nach 4 Stunden mit JPS Funktion Schluß ist.

Antworten
Dieter Petereit

So steht es auch im Test.

Antworten

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