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Interview

Sascha Rangoonwala von Coinbase: „Die Krypto-Branche ist resilient und robust“

Harte Zeiten auf dem Krypto-Markt bedeuten immer auch harte Zeiten für zentrale Krypto-Börsen. Coinbase Deutschland-CEO Sascha Rangoonwala lässt sich davon nicht aus der Ruhe bringen.

5 Min.
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Sascha Rangoonwala ist seit Ende 2020 Deutschlandchef bei der amerikanischen Krypto-Börse Coinbase. (Foto: Coinbase)

Ende 2020 war Sascha Rangoonwala der erste Mitarbeiter für die deutsche Niederlassung der amerikanischen Krypto-Börse Coinbase. Das Unternehmen sei seitdem reifer geworden, sagt Rangoonwala. Die Börsennotiz an der New Yorker Tech-Börse NASDAQ im April 2021 habe dazu beigetragen. Aus dem amerikanischen Krypto-Fintech sei eine globale Marke geworden, sagt der Deutschland-Chef.

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Im Interview mit t3n spricht er über die jüngsten Kurseinbrüche und was die Branche durch die bevorstehende Regulierung durch die EU namens MiCA (Markets in Crypto-Assets) erwarten könnte.

t3n: Sascha, bevor es dich auf das Krypto-Parkett verschlagen hat, warst du unter anderem über 10 Jahre bei der Deutschen Börse tätig. Wie unterscheidet sich der Finanz- vom Krypto-Markt?

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Sascha Rangoonwala: Der Finanzmarkt ist strukturierter. Die Rollen der Player sind total klar und es gibt etablierte Produkte und Wertschöpfungsketten. Eine solche fragmentierte Industriestruktur findet sich für die Krypto-Branche gerade erst. Klar gibt es auf dem Krypto-Markt schon große Player wie Coinbase, die viele Schritte der Wertschöpfungskette abdecken. Aber das Ökosystem drumherum fehlt noch. Fraglich ist, ob der Krypto-Bereich überhaupt so viele kleinteilige Funktionen braucht, wie es sie im Finanzbereich gibt.

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t3n: Was sind derzeit die größten Baustellen auf dem Krypto-Markt?

Sascha Rangoonwala: Der Krypto-Markt ist noch sehr Technik-lastig. Um der breiten Masse der Bevölkerung den Nutzen von Krypto-Investments deutlich zu machen, müsste der Zugang viel einfacher sein und der Jargon allgemeinverständlicher werden. Sicherheit ist das Fundament, denn Investments brauchen Vertrauen. Ich kann zwar nicht vorhersagen, welche Player noch in den Markt eintreten werden, könnte mir aber vorstellen, dass zum Beispiel noch mehr Medien, Informationsdienstleister und Research-Institute entstehen werden.

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Vergangene Woche gab es einen dramatischen Kursrutsch auf dem Krypto-Markt. Wie geht es jetzt weiter?

Schwer vorauszusagen. Im Vergleich zum Finanzmarkt ist die Assetklasse noch sehr neu und kann sich nicht auf Unternehmensgewinne stützen wie Aktien. Es gibt sozusagen weniger Grenzen in der Kursbewegung und immer wieder Disruptionen. Wir als Firma sind sehr, sehr bullish, was Krypto angeht. Wir sehen das Zukunftspotential der Branche und da darf man sich von Markttendenzen nicht kurzfristig beeinflussen lassen.

Kurseinbrüche haben Krypto-Fans schon häufiger erlebt. Was ist jetzt anders?

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Im Vergleich zur Situation im Jahr 2020 haben wir jetzt schon eine sehr viel reifere Industrie, viel mehr Kunden und Liquidität, die auch von institutionellen Playern kommt. Das gibt mir ein sehr gutes Gefühl dafür, dass die Branche resilient und robust ist.

2018 und 2019 hatten wir einen Kryptowinter mit stagnierenden Kursen. Steht uns jetzt Ähnliches bevor?

Nein, den Vergleich würde ich nicht ziehen. Natürlich ist es dramatisch zu sehen, wo der Bitcoin im November war und wo er heute ist. Aber das haben wir teilweise auch in den Aktienmärkten gesehen. Auf Kurse an Börse und Kryptobörsen wirken immer viele verschiedene Effekte wie Zinsen, fehlende Gewinne, Inflation.

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In der EU wird gerade viel über die Regulierung von Krypto-Transaktionen gesprochen. Deutschland war regulatorisch ein Vorreiter. Welche Rolle spielt Deutschland bei den MiCA-Verhandlungen?

Genau, die deutsche Regulatorik war sehr früh dran, da muss man BaFin, Finanzministerium und Bundesbank loben. Mein Eindruck ist, dass Deutschland auch bei MiCA ein gewichtiges Wort mitredet. Eine europaweit einheitliche Krypto-Regulierung erhöht die Wettbewerbsintensität, was sehr gut ist.

 

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Wie könnte die MiCA-Regulierung den deutschen Krypto-Markt verändern?

In Deutschland ist der Krypto-Markt bereits tief reguliert, deswegen wird MiCA vermutlich nicht zu einem komplett neuen Setup führen. Ich kenne die Paragrafen nicht im Detail, aber wenn ich es richtig verstehe, wird für Krypto-Unternehmen, die die deutsche Bafin-Lizenz bereits haben, der Schritt zur Regulierung durch MiCA vermutlich kleiner ausfallen als bei der Erstbewerbung. Bei den Verhandlungen zur MiCA wird sich bemüht, den Bedürfnissen der Industrie Rechnung zu tragen und gleichzeitig einen angemessenen Anlegerschutz zu wahren. Ich habe nicht den Eindruck, dass da letztendlich etwas kommt, was die Industrie beschädigen wird. Aber es wird die Industrie anders strukturieren.

Was bedeutet die Regulierung für die Krypto-Unternehmen?

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Es wird mit Sicherheit zu gleichen und fairen Wettbewerbsbedingungen für alle Marktteilnehmer führen und eine höhere Qualität in den Markt bringen. Die BaFin-Regulierung ist die Voraussetzung für Krypto-Unternehmen institutionelle Kunden aus Deutschland anzusprechen und genauso wird die Regulierung durch MiCA die Voraussetzung sein, institutionelle Kunden europaweit zu gewinnen.

Wenn der Schritt von einer Bafin-Lizenz zur MiCA-Regulierung wahrscheinlich nicht groß ist, was ist dann mit deutschen Unternehmen, die noch keine Lizenz halten?

Solange der Trilog noch läuft, kann ich das natürlich nur vermuten. Aber klar ist: Regulatorik kostet und das kann sich möglicherweise ein kleines Unternehmen nicht leisten. Aber das muss kein Problem sein, denn es wird immer die Möglichkeit geben, auch an andere Plattformen und deren Services anzudocken. Dadurch wird die Innovationsfähigkeit nicht eingeschränkt.

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Die Coinbase-Aktie hat vergangene Woche fast um die Hälfte an Wert verloren. Wie sehr betrifft der Kursabfall der Aktie das Deutschlandgeschäft?

Gar nicht. Das ist ja letztendlich die Sicht des Finanzmarktes auf unsere Aktie. Unsere Kunden suchen bei uns den Zugang zur Krypto-Ökonomie, das muss nicht unbedingt zusammenhängen.

Anscheinend hängt es aber insofern zusammen, dass, wenn es dem Krypto-Markt schlecht geht, auch die Coinbase-Aktie schwächelt.

Ja, natürlich. Transaktionen sind unser größter Umsatztreiber. Wenn der Markt verhalten ist, merken wir das an unseren Zahlen. Wird wiederum auf dem Kryptomarkt viel gehandelt, freuen wir uns.

Nach der Veröffentlichung der Quartalsberichte vergangene Woche wurde viel darüber diskutiert, was mit den Krypto-Werten der Kund:innen passiert, sollte Coinbase pleite gehen. Ein sehr unwahrscheinlicher Fall, wie CEO Brian Armstrong klarstellte. Deutsche Kund:innen müssen sich also auch keine Gedanken machen?

Nein, müssen sie nicht. Die Assets sind bei uns sicher. An Coinbase hat sich nichts geändert. Die Sicherheit hat nach wie vor die oberste Priorität bei Coinbase und das wird auch immer so bleiben.

In den USA startet gerade die Beta-Version eines NFT-Marktplatzes von Coinbase. Wie relevant ist NFT-Geschäft für den deutschen Markt?

Wie und ob das auch nach Deutschland kommen wird, haben wir noch nicht entschieden. Dafür ist es noch zu früh. Ein Großteil unserer Produktentwicklung sitzt in den USA, aber dort wird für den globalen Markt entwickelt. Wir versuchen alle Entwicklungen auch in Deutschland umzusetzen, das heißt aber nicht, dass jedes Produkt auch auf jeden Markt passt. Als von der Bafin reguliertes Institut müssen wir natürlich auch immer aufpassen, dass neue Features im Rahmen der Lizenz abbildbar sind.

Worüber wird in den Medien zu wenig gesprochen?

Die Medien schwanken immer sehr stark. Von „Oh ja, Krypto ist die Zukunft“ bis zu „Oh je, der Krypto-Markt schwankt zu stark und wird untergehen“. Man muss zur Kenntnis nehmen, dass die Krypto-Industrie sehr jung ist, noch in der Findungsphase. Teilweise vergleichbar mit dem Internet in den 80er-Jahren. Es entsteht sehr viel Positives, was der Gesellschaft und Volkswirtschaft nutzen kann.

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