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Schafft der Bitcoin 50.000 Euro? Wir haben 3 Experten und eine (Fast-)Millionärin gefragt

Der Bitcoin kratzt wieder am 20.000-Dollar-Preis. Drei Finanzexperten und eine Investorin erklären, was die Coronakrise und digitale Banken damit zu tun haben – und schätzen vorsichtig, wie es weitergeht.

Von Jan Vollmer
5 Min. Lesezeit
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Bleibt der Bitcoin nach dem Rekord stabil? Das fragen wir Finanzexperten Philipp Sandner (o.), Peter Großkopf (u.l.) und Ramin Niroumand (u.r.). (Grafik: privat/ Coinmarketcap/ Boris Breuer)

Es gab Tage im Herbst 2017, an denen Isabelle* die Krypto-App Blockfolio auf ihrem Handy aufgemachte und dachte: „Wow. Davon könnte ich leben. Ich könnte auch meinen Job kündigen“, erzählt sie in einem Whatsapp-Call mit t3n. Ihr Krypto-Portfolio kratzte damals knapp an der Million.

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Sie erinnert sich aber auch an Tage im Winter 2018, an denen sie die App aufmachte und dachte: „Ah krass, jetzt ist es nur noch die Hälfte von vorletzter Woche“ – während die Kurse weiter fielen. „Ich war auf Geschäftsreise und konnte nichts machen, weil ich mein Hardware-Wallet zu Hause gelassen hatte“, sagt sie. „Ich hab’s dann einfach liegen lassen, anstatt jeden Tag da reinzugucken. In den letzten Wochen waren es dann eher Freunde, die gesagt haben: Es steigt wieder krass.“

Der Bitcoin-Kurs hat am 1. Dezember seinen alten Rekord aus dem Dezember 2017 gebrochen und ist auf zeitweise über 19.800 Dollar geklettert.

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Neuer Rekord – und alte Ängste

Mit dem neuen Rekord weckt der Bitcoin alte Hoffnungen, aber auch alte Ängste: Nachdem er am 17. Dezember 2017 schon an der 20.000 Dollar-Bewertung gekratzt hatte, rutschte er bis zum Januar 2019 unter 4.000 Dollar. Auch bei dem diesjährigen Rekord fragen sich Anleger*innen und Investoren, ob es weiter nach oben geht – oder wieder eine Talfahrt bevorsteht.

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Ein Unterschied zum 2017er Hoch ist dabei: 2017 war der Boom vor allem von privaten Anleger*innen und Nerds in Europa, den USA und Asien getrieben – und für die institutionelle Finanzwelt war Bitcoin 2017 noch ein eher exotisches Phänomen. Investoren wie Jordan Belfort bezeichneten den Bitcoin 2017 noch prominent als „riesige Betrugsmasche“. Mittlerweile scheint sich die Finanzwelt an den Bitcoin und seine Auf und Abs gewöhnt zu haben. Im Mai 2020 machte der Milliardär und Hedgefund-Manager Paul Tudor Jones Schlagzeilen, als er sagte, er hätte fast zwei Prozent seines Portfolios in Bitcoin gesteckt.

Bitcoin an der Stuttgarter Börse

Bitcoins Institutionalisierung findet dabei auch in Deutschland statt: 2017 wurde Bitcoin hauptsächlich über reine Onlinebörsen wie Coinbase, Kraken oder Binance gehandelt. Mittlerweile können Interessierte auch über traditionellere Player wie den Digital Exchange der Stuttgarter Börse gehen.

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„Bei uns füllt sich seit Jahresanfang die Anfrage-Pipeline von institutionellen Investoren und klassischen Retail Investmentbrokern, die ihren Kunden jetzt den Zugang zu Bitcoin und Co bieten wollen“, sagt Peter Großkopf, Geschäftsführer und CTO an der Börse Stuttgart Digital Exchange in einem Telefonat. „Die Finanzbranche versucht seit dem Fintech-Boom, vom Kunden her zu denken – und weil das Interesse an Kryptowährungen steigt, bekommen das die Institute auch mit.“

Wenn Unternehmen Geld in Bitcoin parken

Großkopf beobachtet im aktuellen Boom aber nicht nur institutionelle Investor*innen, sondern auch immer mehr Unternehmen, die ihre liquiden Mittel zwischenzeitlich in Bitcoin parken: „Microstrategy und Square nutzen Bitcoin im Treasury für ihr Liquiditätsmanagement. Im aktuellen Negativzinsumfeld in Europa werden zunehmend auch etablierte Unternehmen wie Versicherungen aus Deutschland auf die neue Anlagemöglichkeit aufmerksam und überlegen aktiv, Geld in Bitcoin anzulegen.“

Wenn man Ramin Niroumand anruft und fragt, ob er ein paar Bitcoin hat, muss er erstmal lachen. „Leider nein, gewissermaßen ein klassisches Beispiel von einem Schuster, der nicht bei seinen Leisten geblieben ist.“ Niroumand ist Gründer und CEO des Fintech-Ökosystems Finleap.

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„Der Bitcoin ist in der breiten Masse angekommen.“ – Ramin Niroumand, CEO Finleap

Die Gründe für den neuen Bitcoin-Rekord sieht Niroumand zuallererst darin, dass Menschen in der Coronakrise nach neuen, Gold-ähnlichen Anlageformen suchen. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass der Bitcoin aktuell schon signifikant institutionell aufgestellt ist. Die Gründe sind viel mehr darin zu suchen, dass Bitcoin in dieser Krise auch Gold ersetzt – und damit in der breiten Masse angekommen ist“, so Niroumand. Der Kurs, so Niroumand, müsste sich aber noch bei einem Mittelwert einpendeln.

Langfristig glaubt aber auch Niroumand, dass „Krypto ein wesentlicher Bestandteil der Investmentwelt wird.“ Zumal auch Deutschland bemüht sei, sich als Krypto-Standort zu positionieren: „Auch die Bundesregierung war selten so proaktiv [bei der Tech-Regulierung], wie in Sachen Krypto.“

„Menschen wollen ihre Kaufkraft erhalten.“ – Prof. Philipp Sandner

Philipp Sandner ist Professor an der Frankfurt School of Finance and Management und Leitet dort das Blockchain Center. Am Telefon erklärt er, dass er für den aktuellen Anstieg zwei Gründe sieht: Einmal, so Sandner, sorgen sich Anleger*innen in der Coronakrise gerade sowieso darum, wo sie ihr Geld investieren. „Menschen wollen ihre Kaufkraft erhalten und landen bei Immobilien, Aktien und eben auch bei Bitcoin.“

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Sandner sieht aber auch eine langfristig steigende Nachfrage: „Auch Family Offices zeigen jetzt ein frühes Interesse, Finanzdienstleister wie Paypal und Revolut beschäftigen sich damit. Dadurch steigt die Nachfrage. Auf der Angebotsseite ist es so, dass zunehmend weniger Bitcoins erzeugt werden – aktuell gibt es schon 18,5 Millionen der insgesamt erzeugbaren 21 Millionen. So trifft womöglich eine steigende Nachfrage auf stetig sinkendes Angebot.“

Auch Family-Offices interessieren sich für Bitcoin

„Kann man denn an dem Bitcoin-Kurs bisher die Entwicklung der Zukunft abschätzen?“, frage ich Philipp Sandner. „Grundsätzlch natürlich gar nicht“, lautet Sandners Antwort. „Aber Jahr für Jahr kommen etwa auch mehr junge Menschen aus den Universitäten, die sich damit beschäftigen und möglicherweise investieren. Und es ist nicht abzusehen, dass der Verbreiterungsgrad abnimmt.“

Gewissermaßen liegt die Macht des Bitcoin auch in dieser Bekanntheit. „Der Bitcoin ist in vielen Börsen schon fest einprogrammiert, das kriegen Sie so schnell nicht mehr weg“, so Sandner. „Aktuell beschäftigen sich die meisten traditionellen Börsen auch vor allem mit Bitcoin und nur wenig anderen Kryptowährungen. Das führt dazu, dass der Bitcoin Nummer eins bleibt.“

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Bitcoin ist in den Börsen fest einprogrammiert

Mit Prognosen für die Zukunft des Kurses ist aber auch Professor Sandner vorsichtig: „Ich glaube, dass der Bitcoin Ende 2021 die Marke von 50.000 Euro erreichen könnte. Aber es gibt auch einige Gründe, warum dies so nicht eintreten könnte: Regulierung in China oder Amerika, die zu einem Preissturz führen könnten; eine gesellschaftliche Stigmatisierung wegen des enormen Stromverbrauchs oder technische Risiken.“

„Sichere Informationen hat der Markt bereits eingepreist.“ – Prof. Fabian Schär

Auch Fabian Schär, Professor für Blockchain-Technologie an der Uni Basel, rät zur Vorsicht bei Preis-Prognosen: „Wenn der Markt mit Sicherheit wüsste, dass der Preis zeitnah auf 50.000 Euro gehen würde, wäre diese Information bereits heute eingepreist“, schreibt er in einer E-Mail. „In der Realität ist die zukünftige Preisentwicklung unklar. Selbstverständlich ist es möglich, dass wir noch deutlich höhere Preislevel sehen werden, das Gegenteil ist aber ebenfalls möglich.“

Wenn man die fast Krypto-Millionärin Isabelle fragt, sagt sie: „Ich hab beim letzten Mal gelernt, mich nicht zu früh zu freuen. Ich seh seit Wochen, dass der Kurs wieder steigt – und habe aber auch nicht mehr gekauft. Ich glaube langfristig an Bitcoin – aber natürlich nicht als einzige Anlage, sondern in einem Portfolio zwischen anderen.“

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*(Name von der Redaktion geändert.)

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