Schlafen am Arbeitsplatz? Expertin erklärt, wie das Homeoffice den Powernap revolutioniert
Vor allem Frühaufstehende kennen das: Spätestens um die Mittagszeit fährt die Stimmung runter, die Augen sind schwer und die Konzentration nimmt ab. Alles im Körper geht in den Ruhemodus. Diesen Menschen ist dann nach einem Mittagschlaf zumute – und richtig angewendet hat der auch einen nachweislich gesunden Effekt auf den Körper.
„Der kleine Mittagsschlaf heißt im Englischen nicht umsonst Powernap“, erklärt die Gesundheitswissenschaftlerin Maria Schumann im t3n-Gespräch. „Um das gewünschte Ergebnis zu erreichen, sollte der jedoch nicht länger als 20 Minuten dauern“, fügt sie hinzu.
Powernap: Perfekte Bedingungen im Homeoffice
Der Expertin zufolge besteht sonst die Möglichkeit, dass Schlafende in den Traum- beziehungsweise REM-Schlaf oder sogar Tief- beziehungsweise Non-REM-Schlaf gleiten. Danach wären sie eher müde, antriebslos und unausgeglichen – also alles andere als fit und erholt.
Außerdem sollte ein Powernap am besten nach dem Mittagessen oder spätestens am frühen Nachmittag stattfinden. „Andernfalls steigt die Gefahr, den Nachtschlaf zu stören“, so Maria Schumann. Schlaf, so viel sei gesagt, ist eine Wissenschaft für sich. Gesunder Schlaf braucht einige Grundvoraussetzungen. Und: Nicht jeder sollte Mittagsschlaf halten!
„Im Homeoffice sind die Gegebenheiten für einen Powernap ideal.“
„Menschen mit Schlafstörungen profitieren weniger vom Powernap. Mit jedem Schläfchen am Tag bauen wir den sogenannten Schlafdruck ab“, erklärt Maria Schumann. „Ein- sowie Durchschlafstörungen werden so gefördert.“ Alle anderen Berufstätigen würden jedoch profitieren.
Gerade Menschen, die im Homeoffice arbeiten, sollten ihn gelegentlich integrieren. „Im Homeoffice sind die Gegebenheiten für einen Powernap ideal“, so die Gesundheitswissenschaftlerin. „Während bislang nur wenige Unternehmen Ruheräume für Mitarbeiter bereitstellen, lassen die sich in den eigenen vier Wänden selbst gestalten.“
Das Zuhause habe demnach viele Vorteile: „Hier lassen sich die Fenster etwas abdunkeln, beruhigende Klänge anmachen oder was uns sonst noch dabei hilft, schnell zur Ruhe zu kommen und einzuschlafen“, so die Expertin im t3n-Gespräch. „Und selbst wenn wir nicht geschlafen, sondern nur etwas gedöst haben: Das Homeoffice ermöglicht es uns, einen Gang runterzuschalten!“
Um nicht in die Traum- und Tiefschlafphasen zu geraten, sei es jedoch wichtig, den Wecker zu stellen und nach den empfohlenen 20 Minuten wirklich aufzustehen, Licht zu tanken und ein Glas Wasser zu trinken. Danach steigt die Leistung an.
Erholsamer Powernap: Alles in Maßen!
Eine kürzlich veröffentlichte Studie der University of California kam übrigens zu einem weiteren interessanten Ergebnis: Den Forschenden nach entfalten Powernaps ihre gesunde Wirkung nicht immer gleich. Insgesamt 3.000 Probandinnen und Probanden wurden fünf Jahre lang beim Mittagsschlaf begleitet.
Wie die Wissenschaftler herausfanden, sank das Risiko schwerer Herz- und Kreislauferkrankungen durch den Mittagsschlaf nur bei denen, die ein bis zwei Mal wöchentlich ein Powernap hielten. Bei allen anderen Teilnehmenden, die häufiger mittags schliefen, ließ der Gesundungseffekt nach.
Auch eine Studie der Guangzhou Medical University kam zu einem ähnlichen Schluss: Demnach erhöhte sich sogar das Sterberisiko derjenigen deutlich, die täglich länger als die empfohlenen 20 Minuten schlafen. Für die Untersuchung wurden 300.000 Menschen über einen Zeitraum von einem Monate beim Mittagsschlaf begleitet.
Während beide Datenlagen einen klaren Trend erkennen ließen, wissen die Forschenden jedoch noch nicht, warum regelmäßig lange Schlafpausen am Tag derart negative Folgen haben. Es scheint wohl, wie zumeist im Leben: Alles zu seiner Zeit und alles in Maßen – so auch der Powernap.