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Ratgeber

Schlecht für Werbetreibende – gut für euch: Mehr Kontrolle über eure Standort-Freigaben in iOS 13

Seit Donnerstagabend ist iOS 13 verfügbar – auch mit Neuerungen in Sachen Privatsphäre. Die App-Standortberechtigungen geben euch deutlich mehr Kontrolle über eure Ortungsdaten. Warum das gut für euch und schlecht für Werbetreibende ist.

4 Min.
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iOS 13 Location-Tracking.
(Screenshot: t3n; Apple)

Eine kurze Geschichte des Location-Trackings

Location-Tracking fand früher über IP-Adressen statt. Seit den Neunzigern gibt es in den meisten Haushalten Wlan und Marketers begannen, Werbung über IP-Adressen gezielt nach Standort auszuspielen. Nach heutigen Erkenntnissen ist das eine Metrik, die einfach zu ungenau ist. Innerhalb eines Postleitzahlengebiets gibt es alle möglichen Menschen aller Altersgruppen, aller Einkommensstärken, aller Geschlechter, aller persönlicher Konsumpräferenzen, die man nur basierend auf ihrem Wohnort nicht gezielt genug mit Werbung ansprechen kann. Außerdem hatten viele Familien nur einen Computer, der von allen Familienmitgliedern genutzt wurde. Ab den Nullerjahren gab es Mobiltelefone. Ab diesem Moment konnte Werbung gezielter an Individuen ausgespielt werden – auch dann, wenn diese gar nicht zuhause waren. Dafür nutzten Werbetreibende Standortdaten, die über Sendemasten festgestellt wurden. Das Problem der Genauigkeit blieb allerdings.

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Bis zur Jahrtausendwende. Ende der Nullerjahre brachte die Erfindung des Smartphones den Werbetreibenden GPS-Targeting und Geofencing. Das brachte einen Paradigmenwechsel. Über den Abruf der genauen Position eines Endgeräts konnte seitdem auch der genaue Standort eines Nutzers festgestellt werden. Abgegriffen werden eure Standortdaten über sogenannte Location-SDKs – das steht für Location-focused Software-Development-Kits – die nach einmaliger Zustimmung auch dann euren Standort abrufen, wenn die App geschlossen ist. SDKs nutzen dazu Geofencing – und können darüber sehr genau verfolgen, ob ihr euch inner- oder außerhalb definierter Bereiche befindet.

Der Status quo

Natürlich gibt es gute Gründe dafür, dass Dienste Ortungsdaten sammeln und verarbeiten. Google Maps zum Beispiel nutzt sie, um Daten über die Frequentierung öffentlicher Verkehrsmittel bereitstellen zu können, Google lässt euch Wartezeiten besser einschätzen indem es euch sagt, wann Geschäfte, Fitnessstudios und Cafés besonders viele oder wenige Besucher haben, speichert die Daten aber natürlich auch, wenn ihr nicht das nicht deaktiviert.

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Dass euer Facebook-Messenger trackt, wo ihr heute einkaufen wart, bringt aber vor allem Unbehagen. Fast jeder hatte schon mal so einen creepy Moment: Ihr geht in den  Pop-up-Store eines Sockenherstellers und eine Stunde später habt ihr Werbung für bunte Socken in irgendeinem Social-Media-Feed. Seit Jahren greifen die Apps und Spiele auf euren Smartphones eure Ortungsdaten ab, oft auch dann, wenn ihr die betreffende App im Moment gar nicht verwendet. Meistens habt ihr den Zugriff einmal erlaubt und seitdem ist das so. Die meisten Nutzer verschwenden daran keinen Gedanken und wundern sich dann über die Sockenwerbung.

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Ortungsdaten sind so etwas wie eine Goldmine für Werbetreibende – sie können darüber euer Offline-Verhalten verfolgen und so wertvolle Einblicke in euer Konsumverhalten gewinnen. Wer zum Beispiel oft in Schuhläden geht, kann in der Konsequenz verstärkt Anzeigen für Schuhe gezeigt bekommen, es gibt dann Daten über euch, die nahelegen, dass ihr die richtige Zielgruppe für den neuen Sneaker einer beliebten Sportmarke seid.

Manchmal sind Werbeempfehlungen so genau, dass ihr das Gefühl habt, abgehört zu werden. Eure beste Freundin erzählt am Telefon vom Kauf eines neuen Kleids aus der Concious-Collection eines Modeherstellers und beim Öffnen einer Nachrichtenseite, für die ihr euren Adblocker deaktiviert habt, seht ihr genau dieses Kleid in einem Werbebanner. Die gute Nachricht: Ihr werdet wahrscheinlich nicht abgehört. Die Schlechte: Das muss auch gar nicht sein. Über die Erstellung einer sogenannten Look-alike-Audience können Werbetreibende Werbung zielgerichtet ausspielen, indem sie euren Standort und den eurer Freunde nutzen, um auf Basis des Einkaufsverhalten eurer Freunde Rückschlüsse auf euch zu ziehen. Über Standortdaten können Apps unfassbar viel über euch und euer Leben erfahren. Mit wem ihr Zeit verbringt, wo ihr arbeitet, wo ihr am liebsten eure Brötchen kauft, wohin ihr in den Urlaub fahrt und wann ihr das alles tut.

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Das ist so, weil Smartphone-Nutzer mittlerweile so sehr daran gewöhnt sind, Apps eine Standort-Erlaubnis zu erteilen, dass sie das oft gar nicht weiter hinterfragen. Die Standortfreigabe kann man entweder aktivieren, oder eben nicht, mehr Einflussnahme gibt es bis dato nicht.

Erweiterte Kontrolle bei iOS und Android

Android 10 bietet euch immerhin drei Optionen: Erlauben, für eine universelle Standortfreigabe, nicht erlauben für keine Standortfreigabe und „only while using app“. Außerdem bekommen Android-Nutzer eine Benachrichtigung in Form eines Popups, wenn Apps im Hintergrund auf ihren Standort zugreifen.

Apple geht einen Schritt weiter: Auch iOS 13 erinnert euch mittels eines Popups daran, dass eine App auf euren Standort zugreift, zudem wird euch in einer Karte angezeigt, welche Standortdaten im Hintergrund abgerufen werden – auch nachdem ihr die App schon wieder geschlossen habt. Durch die erweiterten Möglichkeiten der Standortfreigabe – nur einmal oder immer beim Verwenden – könnt ihr die Verwendung eures Standorts im Hintergrund unterbinden.

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Gerade die Popups geben euch viel Kontrolle zurück – einfach nur dadurch, dass sie euch informieren, sobald Location-Tracking im Hintergrund stattfindet. In der Karte seht ihr genau, wann und wo euer Standort aufgezeichnet wurde. Die visuelle Repräsentation des Trackings in der Karte könnte vor allem auch bei iPhone-Nutzern, die sich bis dato eher wenige Gedanken darum gemacht haben, einen bewussteren Umgang triggern. Standortdaten sind wertvoll – und die Nutzer sollten die alleinige Kontrolle darüber haben, wer wann wo darauf zugreifen darf.

Die erweiterten Möglichkeiten der Standortfreigabe sowie die genauen Information über Standortabfragen, die im Hintergrund passieren, sind auf jeden Fall ein begrüßenswerter Schritt hin zu mehr Privatsphäre. Auch wenn man natürlich argumentieren könnte, dass zielgerichtete Werbung durchaus nützlich sein kann – jeder Internetnutzer kann aber auch eine Suchmaschine bedienen und sich selber aussuchen, welche Produkte er oder sie gerne sehen und kaufen möchte, ganz ohne, dass dafür Dritte im Hintergrund auf seinen oder ihren Standort zugreifen.

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