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Wer schneller arbeitet, hat am Ende mehr zu tun

Früher fertig werden und dann echte Freizeit – das ist der Traum, der hinter schneller Arbeit steckt. Erfüllen wird er sich oft nicht. Es gibt klügere Strategien.

4 Min. Lesezeit
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Fokussiert arbeiten ist klug. (Foto: PR Image Factory / shutterstock)

Fokussiert arbeiten ist klug. Schnell arbeiten führt zu nichts – außer zu mehr Arbeit. Damit bleibt die erhoffte Belohnung meist aus. Selbstständige werden die Idee kennen: Wenn ich in dieser Woche ganz viel schaffe, dann habe ich Ende des Monats Zeit für mich, für Sport, für Weiterbildung und für diesen Roman, der mich schon so vorwurfsvoll anschaut. Was dann passiert, immer: Jemand ruft an und hat noch einen Auftragswunsch, der genau in diese eigentlich freie Zeit hineinpasst. Dieser Auftrag ist vielleicht interessant oder ich kann das Geld gut gebrauchen oder ich habe die Person, die da anfragt, so gern. Und weg ist die Freizeit.

Schreibtisch-Osmose

Ich habe so oft versucht, mir Zeit für freies Denken freizuschaufeln. Die Wahrheit ist: Es geht nicht. Schon gar nicht, indem wir schneller arbeiten. Das führt nur zu mehr Arbeit. Der beste Moment für Weiterbildung, eine Auszeit, sich umgucken … ist immer genau jetzt. Vorausgesetzt, jetzt ist gerade nichts Dringendes zu tun.

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Viele Menschen versuchen das Gegenteil: Sie hängen sich rein, ackern, freuen sich auf die Freizeit und können dann doch nicht Nein sagen, wenn eine neue Anfrage kommt. Das sehen wir übrigens häufig auch bei Angestellten. Osmose nennt man diesen Vorgang in der Biochemie: Sobald der Schreibtisch halbwegs leer ist, kommt wieder irgendwas drauf.

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Der rettende Plan?

Abhilfe schafft ein Plan, der stark genug ist, die gewünschte Freizeit wirklich umzusetzen. Management-Gurus empfehlen an dieser Stelle gern, die Freizeit in den Kalender einzutragen. Je konkreter, desto besser. Also so: Ich schreibe heute ganz schnell diesen Artikel und von 13 bis 15 Uhr setze ich mich mit einem Buch in den Garten. 13 bis 15 Uhr blocke ich im Kalender.

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Dieses Vorgehen bringt zwei dicke Probleme mit sich:

  1. Mein Kalender sieht noch ein bisschen vollgestopfter aus und das macht den Anblick nicht entspannter.
  2. Dieser Stress ist noch nicht einmal nützlich. Denn wenn jemand um 13:30 Uhr einen Termin mit mir machen möchte, kann (und werde) ich mein Lese-Date einfach streichen.

Disziplin kann eine Lösung sein, die an vielen Tagen funktioniert. Und an vielen nicht, denn die meisten von uns arbeiten mit Menschen zusammen, die sie mindestens respektieren, schlimmstenfalls sogar mögen. Wer kann da schon Nein sagen?

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Hedonismus ist ein Erfolgsfaktor

Menschen streben. Das taten sie schon immer und das ist gut so. Das Streben der Menschen brachte uns das Rad, den Staubsauger, die elektrische Heckenschere und Beatmungsgeräte in Krankenhäusern. Streben ist wichtig.

Nur können die Menschen es eben auch nicht bleiben lassen. Es fühlt sich zu gut an, produktiv zu sein. Es fühlt sich für manche schlecht an, sich zu regenerieren oder ihren Geist zu nähren. Wenn, dann höchstens als Gönnung oder als heimliches Vergnügen.

Doch das ewige Streben ist kein effizienter Mechanismus. „Mehr“ ist oft nur eine etwas hilflose Form, den Anforderungen des Lebens zu begegnen. Mehr machen, mehr Ja sagen, mehr Aufträge annehmen und mehr Geld verdienen – alles prima. Doch im Hamsterrad entstehen weder Kreativität noch gute Leistungen – und voran kommt niemand. Nur wer sich die Welt anschaut, kann gute Produkte und Dienstleistungen liefern. Gelebter Hedonismus wird so zum Erfolgsfaktor.

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Ineffektivität ist der Lohn allen Strebens

Gleichzeitig schadet sich der Mensch mit permanentem Streben auf Dauer selbst. Die Leistung leidet, die Qualität und das Wohlbefinden. Und natürlich: Alle möglichen Menschen sind die große Ausnahme, halten sich dafür oder tun so, als wären sie es. Diese Leute, denen alles leichtfällt, deren Energie unerschöpflich wirkt. Nur gibt es, neurologisch betrachtet, eben keine Ausnahmen. Die „bei mir ist das nicht so“-Haltung muss deshalb immer ein Trugschluss sein. Menschen haben Ressourcen, diese Ressourcen sind erneuerbar. Doch je stärker sie ausgebeutet werden, desto schwieriger wird es mit der Erneuerung. Das wird ineffektiv. Dinge dauern länger und Nein sagen wird nur noch schwerer, weil auch dafür die Ressourcen fehlen.

Jetzt oder nie mehr

Doch der Vorteil einer Berufstätigkeit mit freier Zeiteinteilung ist die freie Wahl. Und damit auch die Möglichkeit, jederzeit selbst zu priorisieren. Freiberufler und Selbstständige tun gut daran, ihren Ideen zu folgen. Die meisten sind sehr gut in der Lage, den Zeitbedarf ihrer Arbeit einzuschätzen. Dann spricht folglich auch nichts dagegen, einen Teil dieser Zeit abzuteilen, um etwas anderes zu machen. Das Umgekehrte passiert schließlich auch: Ein wunderschöner Freizeittag wird durchbrochen von „kleinen“ Rückfragen, wichtigen Anrufen, Ideen, die niedergeschrieben werden wollen. Die Scham, einen Arbeitstag spontan umzuwidmen, ist also vollkommen unangebracht. Die Arbeit schämt sich ja auch nicht, einen eigentlich freien Tag zu infizieren.

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Wer immer wieder aufschiebt, immer wieder wartet, bis der passende Moment gekommen ist, der wird sich am Ende fragen, warum er seine Ideen nie umgesetzt hat.

Eine Freundin von mir schreibt Romane, immer einen nach dem anderen. Sie hat schon die nächsten Verträge – aber diese Woche verbringt sie mit Gartenarbeit.

Sie hat recht. Vor allem hat sie aber gut geplant. Wer einen guten Überblick über seine Projekte hat, dem wird ein wenig Freizeit helfen, eben diese Projekte besser umzusetzen. Diese Freizeit darf auch spontan entstehen. Klug ist, wer Momente des Müßiggangs erkennt und einzusetzen weiß.

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2 Kommentare
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Dave

Gelebter Hedonismus führt doch eher in kreativen Berufen zu besserer Qualität. Und auch in diesen entsteht aus dem Müßiggang wieder Arbeit. Eine Romanautorin, der bei der Gartenarbeit etwas einfällt, wird sich davor hüten diese gute Idee nicht niederzuschreiben. Und auch wenn sie es nicht tut kann sie später auf diese Idee zurückgreifen, eben weil sie beim deklarierten Müßiggang in Wirklichkeit ein Stück weit auch gearbeitet hat.

Ich verstehe zwar wie es gemeint ist, jedoch kommt der osmotische Gedanke im dazu gehörigen Absatz nur schwach zur Geltung.

Es gibt neurologisch betrachtet schon Ausnahmen – zumindest zeitweise.

Antworten
Martina

Das stimmt alles, auch was Dave sagt, stimmt. Wahrscheinlich helfen nur längere Auszeiten wirklich. Kurz mal weg, bringt zu wenig. Aber was sagen Chef und Auftraggeber, wenn man sagt, man will jedes Jahr 2 Monate am Stück eine tolle Auszeit haben?

Antworten

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