Schufa-Check leicht gemacht: Bonify-App bietet kostenlosen Zugriff auf deine Kreditwürdigkeit
Seit vielen Jahren steht die Schufa in der Kritik, denn die eigenen Schufa-Daten können mit darüber entscheiden, ob man einen Kredit bekommt, eine Wohnung beziehen kann oder einfach nur beim Onlineeinkauf per Rechnung zahlen darf. Daher achten viele von uns peinlich darauf, was das Wiesbadener Unternehmen über einen an Informationen bereitstellt.
Etwas besser könnte das in Zukunft mit der App Bonify gelingen, einem Startup, das seit 2022 zu 100 Prozent der Schufa gehört. Denn das Fintech hat jetzt seinen Einblick in die persönlichen Schufa-Daten erweitert. Schon in der Vergangenheit konnten sich Verbraucher:innen darüber informieren lassen, wenn das erste Mal ein negativer Eintrag durch ein Unternehmen veranlasst wurde. Wenn es sich dann um einen Identitätsdiebstahl oder einen Irrtum handelte, konnte man einfacher dagegen Einspruch einlegen oder rechtliche Schritte veranlassen.
Nach dem Bundesdatenschutzgesetz (BDSG) ist die Meldung eines negativen Eintrags an die Schufa durch ein Unternehmen nämlich an strenge Voraussetzungen geknüpft: Der Betroffene muss mindestens zweimal schriftlich gemahnt und nicht beanstandet worden sein. Zwischen der ersten Mahnung und der Meldung des Negativeintrags an die Schufa muss ein Zeitraum von mindestens vier Wochen liegen. Negative Bonitätsauskünfte sind zudem nur zulässig, wenn das Unternehmen darüber informiert wurde.
Schneller und umfangreicher Dateneinsicht als bisher
Ab sofort können Nutzer:innen der Bonify-Plattform neben dem eigenen Schufa-Basisscore und eventuellen Negativmerkmalen auch sehen, welche Unternehmen in den letzten zwölf Monaten Bonitätsabfragen gestellt haben. Zusätzlich gibt es jetzt Infos zu Verträgen, die bei der Schufa gespeichert sind, wie zum Beispiel Kreditkarten, Girokonten oder laufende Kredite. Solche Daten können sogar hilfreich sein, etwa ein Vertrag, der über Jahre ordentlich bedient wurde – er sagt über eine:n Schuldner:in ja mehr (Positives) aus als wenn dort gar nichts zu finden ist.
Konkreteren Einblick in die Daten erhielt man in der Vergangenheit allerdings nur über die Schufa selbst auf zwei Wegen: entweder per Post mit einem Datenauszug, der einem im Rahmen der DSGVO zusteht, der aber eben nur einmal jährlich eingefordert werden kann und dann aufgrund des postalischen Verfahrens oft mehrere Wochen brauchte, oder aber kostenpflichtig mit Hilfe eines Meine-Schufa-Abos, das dann allerdings mindestens fünf Euro monatlich kostet.
Jetzt bietet Bonify diesen Einblick kostenlos und digital über die App an – und das rund um die Uhr und so oft man es braucht. Für den:die neuen Vermieter:in mag das zwar nicht ausreichen, für das eigene Wissen über die Bonität aber schon. Immerhin bedeutet es für die Kund:innen aber, dass man direkt Zugriff auf die wichtigsten Daten (wenn auch die des vergangenen Quartals) bekommt und so mehr Datensouveränität und Kontrolle über die eigene Bonität erreichen kann.
Sollte dabei etwas nicht stimmen, kann über die Funktion „Fehler melden“ sofort eine Korrektur angestoßen werden. Die läuft dann allerdings nicht über Bonify, die quasi nur Überbringer der schlechten Nachricht sind, sondern direkt über die Schufa. Allerdings werden die angezeigten Daten hier nur quartalsweise aktualisiert, sodass die bisherigen Varianten durchaus erhalten bleiben und weiterhin in bestimmten Fällen ihre Berechtigung haben.
Zugang nur über die eID und NFC-Smartphone
Einen Showstopper könnte es für viele allerdings aus Sicherheitsgründen geben. Denn während die Anmeldung für die früheren Funktionen auch über einen der üblichen Ausweisverifizierungsdienste per Videoident möglich war, brauchen Nutzer:innen nun einmalig die Identifizierung mit Hilfe des Online-Ausweises. Hierfür braucht man neben einem NFC-fähigen Smartphone die PIN des Personalausweises, die jeder seit 2017 ausgestellte Ausweis bereits standardmäßig hat. Einmal registriert, hat man dann aber Zugriff auf alle wichtigen Schufa-Daten.
Weiter gehen soll es bei Bonify neben den Informationen über die Schufa-Daten aber auch mit einer Fin-Fitness-Funktion, die als Finanz-Tracker dabei unterstützen soll, Einnahmen und Ausgaben im Griff zu haben und die eigene Bonität zu verbessern. Ob es jetzt allerdings erstrebenswert ist, einem solchen Startup mehr Daten über das eigene Finanzverhalten zur Verfügung zu stellen, muss jeder selbst entscheiden. Immerhin tauschen Bonify und die Schufa dem Vernehmen nach keine Daten untereinander aus.
Vierte Generation des Scores und neue digitale Lösungen
Wie Tanja Birkholz, Vorstandsvorsitzende der Schufa, erklärt, arbeite auch das Wiesbadener Unternehmen selbst an einem kostenfreien digitalen Dateneinblick – und profitiert bei der App-Entwicklung vom Wissen und der Erfahrung von Bonify. Das bedeutet natürlich auch, dass sich erst einmal Bonify die Finger verbrennen würde, wenn es mit einer der neuen Funktionen Probleme oder einen Datenskandal gibt. In der Vergangenheit hatte unter anderem die Sicherheitsexpertin Lilith Wittmann kritisiert, dass man fremde Datensätze erstellen und so bei Kennen einiger persönlicher Daten die Kreditwürdigkeit von Fremden ausgeben lassen könne. Wann es eigene kostenlose Schufa-Produkte geben wird, die einen vergleichbaren Funktionsumfang haben werden, ist unbekannt. Wann dieses Schufa-eigene Produkt fertig sein wird und was es anderes kann als die Bonify-Lösung, ist noch unklar.
Darüber hinaus arbeitet die Schufa auch an einer Reformierung ihres Scores, der in Zukunft aus Gründen der Erklärbarkeit von den unterschiedlichen Branchen-Scores weg zu einem übergreifenden Score gehen soll. Bisher gibt es nämlich neben dem Schufa-Basis-Score auch sechs branchenspezifische Scores, die sich auf Banken, Genossenschaftsbanken, Sparkassen, den Präsenzhandel, den E-Commerce oder Telekommunikationsunternehmen beziehen. Außerdem werden rund 30 kundenindividuelle Scores für einzelne Unternehmen errechnet.
In Anlehnung an den Basis-Score und den Banken-Score ist der neue Score – die vierte Generation des Schufa-Scores – entwickelt worden, der deutlich einfacher sein soll. Im Gegensatz zu heute, wo bis zu 50 Einflussfaktoren und Parameter in die Berechnung der einzelnen Branchenscores einfließen, soll werde künftig ein Score-Kern mit zehn bis maximal 15 Einflussfaktoren zum Einsatz kommen. Dieser neue Score befinde sich derzeit bereits in der Erprobungs- und Entwicklungsphase, erklärt das Unternehmen.