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Schwieriger für Frauen: Corona verschärft die Situation für Gründerinnen

Auch im Jahr 2020 ist es für Frauen immer noch nicht so üblich wie für Männer, ein Unternehmen aufzubauen. Die Coronakrise macht es gerade nicht einfacher, als Frau den eigenen Laden zu schmeißen.

3 Min.
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Nach der jüngsten Studie des Bundesverbands Deutsche Startups gehen in Deutschland nur 15,9 Prozent der Gründungen von Frauen aus. (Foto: SFIO CRACHO / Shutterstock)

Wenn Dominique Gußmag bei der Wirtschaftsförderungsgesellschaft Hannoverimpuls in Branchenzeitschriften blättert, sieht sie meist Männer im Rampenlicht. „Frauen sehen zu wenige Unternehmerinnen, die sie sich zum Vorbild nehmen können“, sagt die Beraterin. Denn selbstständig sein und auf dem eigenen Chefinnensessel sitzen – das tun nach Angaben des Statistischen Landesamtes in Niedersachsen nach wie vor recht wenige. Laut zuletzt verfügbaren Daten entsprangen 2019 hier nur 35,4 Prozent aller Firmengründungen weiblicher Initiative.

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Immer wieder wird das Problem der wenigen Frauen, die eine Geschäftsidee umsetzen, thematisiert. Damit hängen aber viele Faktoren wie Arbeitszeiten, fehlende Investitionsmittel oder das Klischee des erfolgreichen Mannes als Unternehmer zusammen.

Vollerwerb komme bei Frauen beispielsweise oft nicht infrage, erklärt Kirstin von Blomberg vom Landesverband Deutscher Unternehmerinnen in Niedersachsen. Dies liege häufig an der Zwickmühle der Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Auch bei Pflegefällen von Älteren seien Frauen stärker eingebunden als Männer. Diese zeitlichen Einschränkungen könnten betriebswirtschaftliche Folgen haben. Weniger Arbeitszeit und gleichzeitig weniger Aufträge bei weiter laufenden Kosten können besonders für kleine Betriebe gefährlich werden. „Dadurch sinkt auch der Gewinn eines selbstständigen Unternehmens.“

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Schwierige Situation für viele Frauen

Die Situation habe sich besonders in der Coronakrise verschärft, weil Frauen nicht arbeiten könnten, wenn sie wegen staatlich verordneten Beschränkungen die Erziehung der Kinder oder die Pflege der Älteren übernähmen. „Sehr gravierend ist es auch bei jungen Frauen, die kleine Kinder haben“, so von Blomberg.

Ein weiteres Problem sei, dass Frauen nicht so einfach an die nötigen Mittel für Investitionen kämen wie Männer, erklären Gußmag und ihr Kollege Mario Leupold. Besonders bei riskanten Projekten, in denen Wachstumspotenzial gesehen wird, kommen laut den Beratern eher Männer zum Zug. Auch im „Startup Report“ der staatlichen Förderbank KfW wird dies betont. Nach der jüngsten Studie des Bundesverbands Deutsche Startups gehen in Deutschland nur 15,9 Prozent der Gründungen von Frauen aus.

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Selten Förderung durch Risikokapital

Auch die Förderung durch Risikokapital ist verglichen mit anderen Ländern relativ selten. Laut „Startup Monitor“ werden 18,6 Prozent der Startups mit solchem Geld angeschoben. Mit einem Investorinnennetzwerk will der Verband Deutscher Unternehmerinnen helfen. „Auf die Idee, in eine Zyklus-App zu investieren, würden männliche Investoren beispielsweise nicht unbedingt kommen“, sagt die Geschäftsführerin des Verbands, Evelyne de Gruyter. „Investorinnen bieten einen neuen Blickwinkel. Sie legen Wert auf nachhaltigen Erfolg und suchen Teams, bei denen Themen wie Diversity und Sustainability im Kern des Unternehmens verankert sind.“

Die Gründerin Katrin Blüge aus Hannover hat gerade „viele Bälle in der Luft“. Sie baut „Femveda“ auf – eine App, die mit Ayurveda-Tipps das Wohlbefinden von Frauen verbessern soll. Zusätzlich soll es durch eine Speichelabgabe möglich sein, den Hormonspiegel zu beobachten und dementsprechend Empfehlungen zu erhalten. Interessierte Investoren habe sie schon, berichtet Blüge.

„Ich bin es gewohnt, zu gründen“, sagt die Entrepreneurin. Sie würde sich trotzdem sehr freuen, wenn es mehr Frauen gäbe, die etwas Neues aufbauten. In ihrer Region findet sie noch zu wenig Gleichgesinnte. „Meine Themen sind durchaus weiblich, aber ich arbeite eher männlich und bin sehr leistungsorientiert“, erklärt Blüge. Dass der Tag manchmal um 22.00 Uhr aufhört, die Kinder zurückstehen müssen und am Wochenende gearbeitet wird, ist für sie ganz üblich. So wie auch für viele Männer in der leistungsorientierten Gesellschaft.

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Zu viel Schubladendenken in beide Richtungen

„Erfolg ist immer noch maskulin belegt“, sagt Stephanie Birkner, Professorin für Female Entrepreneurship an der Universität Oldenburg. Um Erfolg zu haben, bediene man sich eines männlichen Modells. „Man stellt sich die Frage, wie Frauen in das Wirtschaftssystem passen könnten.“ Birkner findet aber, dass weibliches Unternehmertum der Wirtschaft und Gesellschaft Potenziale bieten könne und das System sich ändern müsse, anstatt die Frau anzupassen.

Es gebe zwei Schubladen für Männer und Frauen, die aufgebrochen werden müssten. „Gerade in Corona-Zeiten haben wir gesehen, dass Bildung, Pflege oder Gesellschaft uns alle betrifft“, sagt Birkner. Einem Mann würde wohl auch nicht die Entwicklung einer App über Babys zugetraut. Das müsse sich ändern. Die Potenziale aller Menschen seien entscheidend – nicht die Frage, ob sie ein Mann oder eine Frau sind.

Frauen spreche man eher Soft Skills zu, die in Führungspositionen eine wichtige Rolle spielten, so de Gruyter. „Beispielsweise das Team gut zu motivieren.“ Es sei wichtig, die nach Geschlechtern kategorisierten Charakterzüge als einfache Eigenschaften von Menschen aufzulösen. Hier sei ein Perspektivenwechsel notwendig: Die individuellen Eigenarten jedes Menschen könnten – unabhängig vom Thema Mann oder Frau – ein besseres Führungspersonal ausmachen. dpa

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Dein t3n-Team

Oliver

Gegenfrage: Für wen verschärft Corona die Situation gerade nicht???

Antworten
Dieter

Amazon, Pfizer, Erdogan, IS, EDEKA, zoom, Microsoft… um nur Einige zu nennen

Antworten
Oliver

Stimmt … das sind genau die Namen, mit denen sich der Großteil der Bevölkerung identifiziert.
Gut gemacht, Dieter!

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