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Selbstzweifel: Dieser Denkfehler steht dir im Weg

Die Angst zu scheitern und sich vor den Kollegen oder dem Chef zu blamieren ist vielerorts groß. Derartige Selbstzweifel basieren auf einem Denkfehler. Doch es gibt einen Ausweg. Ein Kommentar.

4 Min. Lesezeit
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Die meisten Menschen begehen einen Denkfehler, der sie am Erfolg hindert. (Foto: Shutterstock-Cookie Studio)

Was für ein Elternteil wärst du, wenn dein Kind vor einem Referat kalte Füße bekommt und Angst hat? Sagst du: „Keiner wird dich auslachen, du machst das schon.“ Oder lautet dein Ratschlag: „Du hast Recht, bleib lieber zu Hause, das kann richtig in die Hose gehen.“ In den allermeisten Fällen wird die Antwort in die erste Richtung gehen. Niemand möchte seinem Kind das Selbstvertrauen nehmen. Man möchte es ermutigen, es dazu bringen, neue Erfahrungen zu sammeln und dabei helfen, dass es an ihnen wächst. Und mal ehrlich, am Ende ist man selbst unglaublich stolz, wenn der Spross die Angst überwunden und die Situation gemeistert hat: „Das ist meine Tochter!“ oder „Ich weiß, woher unser Sohn das hat!“.

Selbstzweifel stehen dir im Weg

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Wirklich? Kommen Tochter und Sohn ganz nach den Eltern? Oftmals meiden die gleichen Mütter und Väter derartige Situationen viel zu oft im eigenen Arbeitsleben, weil sie sich mit ähnlichen Ängsten quälen und nicht fähig sind, sich den Blickwinkel selbst aufzuerlegen, den sie ihren Nachwuchs aufzeigen. Diese Diskrepanz zwischen der eigenen Vorstellung potenziell peinlicher Situationen und der Vorstellung anderer haben Psychologen der Universität Mannheim jetzt genauer untersucht. Die Probanden bewerten es grundsätzlich positiv, wenn andere Bekannte sich ihren Schwächen gestellt haben – etwa bei einer Präsentation vor einem Publikum. „Wow, der hat es einfach gemacht. War doch gar nicht so schlecht!“

Warum also diese Angst vor dem Scheitern bei sich selbst? Die verantwortlichen Forscher Anna Bruk, Sabine Scholl und Herbert Bless liefern in einem Artikel im Journal of Personality and Social Psychology die Erklärung. Grund sei der Grad an Abstraktion, wenn Menschen sich verschiedene Situationen vorstellen. So sei die Sicht oft positiver, je abstrakter das Ereignis im Kopf stattfindet. Umso konkreter das Ereignis sich darstellt, desto negativer reagiert der Mensch. Und das sei vor allem dann der Fall, wenn er involviert ist. Ein Negativszenario lässt sich also besser ausmalen, weil man weiß, wie schlecht man sich fühlen kann, wenn man vor einem Publikum steht. Das Lampenfieber wird sogar heftiger, desto näher das Ereignis rückt.

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„Rede mit dir, wie du es mit deinem Kind tun würdest!“

Dieser Denkfehler kostet dich im Zweifel jedoch Jahre deiner Entwicklung. Der Mensch wird nämlich auf dreierlei Wegen klug: durch Nachdenken, durch Nachahmung und durch Erfahrung. Einen Rat, wie sich diese Verhaltensweise sofort abstellen lässt, haben die Mannheimer Forscher zwar nicht. Doch hilft es ihrer Meinung nach schon, sich des Umstands bewusst zu sein. Und sich auch mal unsicher zu zeigen, um zu merken, dass Freunde oder Kollegen darauf weniger mies reagieren, als man eigentlich denkt. Ich würde ergänzen: Ein guter Weg, das Negativempfinden zu verlieren, dürfte sein, sich derartigen Situationen zu stellen, bis sie gar nicht mehr so unangenehm sind. Rede mit dir, wie du es mit deinem Kind tun würdest!

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Ich will das an einem eigenen Beispiel festmachen. In meinem Arbeitsleben kommt es häufiger vor, dass Nachrichtensender uns t3n-Redakteure für einen Beitrag als Experten anfragen. Vor allem als Berufseinsteiger habe ich solche Anfragen viel zu oft gemieden. Ich hatte schlicht Angst, mich im TV zu blamieren. Wenn ich zusagte, dann oft nur per Video-Call, um mich von der Situation mit dem Kamera-Team nicht erschlagen zu fühlen. Irgendwann hat es mich aber genervt, dass ich davor so einen großen Respekt hatte. Und fing an, mich der Situation zu stellen. Hilfreich war, dass ich zunächst nur Anfragen annahm, die zu 100 Prozent zu meiner Expertise passten. Da ich inhaltlich fest im Sattel saß, konnte ich mich voll auf die Situation konzentrieren.

Irgendwann hab ich gemerkt, dass es gar nicht so schlimm ist, vor einer Kamera zu stehen. Der News-Redakteur will gar keine Doktorarbeit eingesprochen haben, die Fragen sind so gestellt, dass die Antworten in die oftmals zwei bis drei Minuten langen Nachrichtenbeiträge reingeschnitten werden können. Was der Zuschauer im TV nachher sieht, sind oftmals eingängige Zehnsekünder mit Experten-Statements. Folglich hab ich meine Antworten darauf angepasst: Frage und drei Sätze zur Einordnung. Heute hab ich gar keinen Respekt mehr vor diesen TV-Interviews. Ich lasse mir die Fragen vorher schicken, überlege mir präzise Antworten und der eigentliche Termin ist in wenigen Minuten beendet. Inzwischen freue ich mich sogar über Anfragen.

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Dein größter Kritiker bist du selbst

Selbstzweifel: Der Grad der eigenen Abstraktion steht dir im Weg. (Foto: Shutterstock-Cookie Studio)

Lernen, sich darauf zu freuen, das ist das Ziel. Sobald eine positive Assoziation hergestellt ist, ist die schlimme Situation entzaubert. Und das können – gegebenenfalls mithilfe professioneller Unterstützung – viele Menschen schaffen. Voraussetzung ist, dass du dich der Situation stellst, über dich und den Moment mal in Ruhe nachdenkst und dann einfach machst. Wer das schon als schwierig empfindet, sollte sich an Anna Bruk, Sabine Scholl und Herbert Bless erinnern. Dein größter Kritiker bist oft du selbst. Die anderen Menschen um dich herum bewerten dich ganz anders. Wichtig ist, dass der Inhalt sitzt. Der Rest ergibt sich von alleine. Du hast sicher das Recht auf Zweifel, aber sie dürfen immer nur eine Art des Übergangs sein.

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