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Shopify-Chef an Angestellte: Wir sind ein Unternehmen und keine Familie

Das Unternehmen als große, glückliche Familie? Für Shopify-CEO Tobias Lütke eine absurde Vorstellung. Warum das so ist, legt der deutsche Gründer in einer internen E-Mail dar.

3 Min.
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Shopify-Niederlassung in Toronto. (Foto: JHVEPhoto / Shutterstock.com)

Gerade in der Startup-Szene wird gerne damit geworben, dass die Mitarbeiter alle Teil einer sinnbildlichen Familie seien. Tobias Lütke lehnt diese Zuschreibung jedoch ab, wie eine interne Mail an die Shopify-Führung zeigt, die jetzt von Business Insider veröffentlicht wurde. „Shopify ist, wie jedes andere gewinnorientierte Unternehmen, keine Familie. Schon die Idee ist absurd. Sie werden in eine Familie hineingeboren. Man sucht sie sich nicht aus, und sie können einen nicht aus der Familie entlassen“, so Lütke.

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In seiner E-Mail kritisiert Lütke, dass selbst Manager bei dem E-Commerce-Unternehmen auf die Familienmetapher zurückgreifen würden. Dadurch könnten vor allem in jungen Mitarbeitern, die nie in einem anderen Unternehmen gearbeitet haben, falsche Erwartungen geweckt werden. „Die Gefahren des ‚Familiendenkens‘ sind, dass es unglaublich schwer wird, schlechte Leistungsträger gehen zu lassen“, fügt Lütke hinzu und stellt klar: „Shopify ist ein Team, keine Familie.“

Nach Ansicht des Shopify-Gründers eignet sich ein Sportteam als deutlich bessere Metapher. Das Unternehmen habe zwar Verständnis für Mitarbeiter, die sich beispielsweise aus medizinischen oder persönlichen Gründen plötzlich mit schweren Problemen konfrontiert sehen. „Außerhalb dieser Fälle müssen wir jeden daran erinnern, dass es wie bei jeder anderen wettbewerbsfähigen (Sport-)Mannschaft darauf ankommt, wie man jeden Tag auftaucht und zum Erfolg des Teams beiträgt“, schreibt Lütke.

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Shopify stört sich an internen Debatten über politische Themen

Auslöser für die E-Mail waren nach Recherchen von Business Insider interne Debatten über Rassismus gewesen. Die kamen offenbar auf, nachdem Mitarbeiter einen Galgenstrick-Emoji entdeckt hatten, der im Team-Messenger Slack für Shopify-Angestellte verfügbar war. Außerdem störten sich Mitarbeiter an einem internen Video mit dem Titel „Ten Slack Commandments“, was offenbar eine Anspielung an den Rapsong „Ten Crack Commandments“ des 1997 verstorbenen US-Musikers The Notorious B.I.G. sein sollte.

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Die Vorfälle ereigneten sich laut Business Insider in einem zeitlichen Zusammenhang zu den weltweiten Protesten gegen die Ermordung des schwarzen US-Amerikaners George Floyd. Später schloss Shopify auch einen internen Slack-Kanal, in dem sich Mitarbeiter über Diversität und Rassismus ausgetauscht hatten, was zu weiteren Konflikten führte.

„Über den reinen Leistungsoutput hinaus muss jeder, der sich mit endlosem Slack-Trolling, Opferdenken, Wir-gegen-Sie-Spaltung und Nullsummen-Denken beschäftigt, als die Bedrohung gesehen werden, die sie sind: Sie brechen Teams“, heißt es dazu in Lütkes Mail an die Shopify-Manager. Und er wird noch deutlicher: „Schlechte Leistung und Uneinigkeit können nicht toleriert werden.“

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Gänzlich unpolitisch sei das Unternehmen indes nicht. „Die Weltanschauung von Shopify ist gut dokumentiert – wir glauben an liberale Werte und Chancengleichheit“, schreibt Lütke. Und manchmal würde das Unternehmen auch dabei helfen, gewisse Entwicklungen in diesem Sinne voranzutreiben. Das tue man aber, weil es dem Unternehmen und den angeschlossenen Händlern direkt helfe, und nicht aus moralistischen Gründen.

Ähnlichkeiten zum Basecamp-Memo

Damit lassen sich aus der Mail von Lütke letztlich auch gewisse Parallelen zu einem kürzlich veröffentlichten Blogbeitrag der Basecamp-Führung ziehen. Darin hatte Basecamp-Chef Jason Fried angekündigt, zukünftig keine Diskussionen über politische und gesellschaftliche Themen bei der Arbeit mehr zu gestatten. Das führte intern und extern zu heftiger Kritik. Ein Drittel der Belegschaft kündigte und Fried und entschuldigte sich am Ende öffentlich für den Blogbeitrag.

Den Vergleich mit Basecamp lehnt Shopify nach Angaben von Business Insider jedoch ab. Diskussionen über aktuelle gesellschaftliche Themen seien nach wie vor erlaubt. Die E-Mail sei lediglich dafür gedacht gewesen, die Mitarbeiter der schnell wachsenden E-Commerce-Firma an die Unternehmensziele zu erinnern.

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2 Kommentare
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Wolfgang Schäfer

Ich verstehe seine Intention, aber wenn es um Verbundenheit von Mitarbeitenden zu einem Team oder gar zum Unternehmen geht, ist die Familien-Metapher vielleicht gerade gut. Denn für unsere Familie setzen wir uns mehr ein als für ein x-beliebiges Unternehmen.
Diese Gedanken von Lüdtke klingen mir sehr nach früh-industriellem Gedankengut. Die Arbeiter verkaufen ihre Zeit und gut ist. Der Schuss kann vielleicht auch nach hinten los gehen…

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Cpt.OYZO

Der Familiengedanke kursiert auch bei uns. Aber wenn man mal Ärger mit seinem Chef hat, weiss man, das das sehr weit hergeholt ist.

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