Science-Fiction wird Realität: So will China einen Asteroiden vom Kurs abbringen
Ein Planetenkiller im Anflug? Kein Problem. Im amerikanischen Science-Fiction-Film Armageddon wurde bereits 1998 filmisch vorgeführt, wie die Menschheit einen anfliegenden Asteroiden vom Kurs auf die Erde abbringen kann. Jetzt wollen Forscher in China diese Form der planetaren Verteidigung an einem realen Objekt ausprobieren.
Die Mission soll gleich aus zwei Raumfahrzeugen bestehen, erklärt eine jüngst veröffentlichte Studie. Eine Sonde soll bis zum Jahr 2030 auf dem gewählten Ziel, dem Asteroiden 2015 XF261, einschlagen und nach Möglichkeit den Kurs des Himmelskörper ändern, der etwa 30 Meter Durchmesser hat. Die zweite Sonde beobachtet mit einer Reihe von Sensoren den Asteroiden vor, während und nach dem Einschlag.
Mehr Informationen über den Asteroiden sammeln
Mit diesem Versuchsaufbau wollen die Autoren nicht nur die Abwehr eines Planetkillers testen, sondern mehr über den Asteroiden selbst und somit über die Entstehung des Sonnensystems erfahren. Die Initiatoren planen, für drei bis sechs Monate die Auswirkungen des Einschlags auf den Himmelskörper untersuchen. Die Analyse wird durch Beobachtungen von der Erde aus ergänzt.
In dieser Form wäre die Idee ein Novum in der Geschichte der Weltraumfahrt. Die USA haben zwar schon 2022 unter dem Namen „Double Asteroid Redirection Test“ (DART) Asteroiden erfolgreich beschossen. Aber die Langzeitbeobachtung findet zeitversetzt statt. Die Europäische Weltraumbehörde ESA will daher im Oktober dieses Jahres die Sonde Hera starten.
Laut den chinesischen Autoren sollen die Sensoren an Bord, „die Morphologie, Zusammensetzung, Umlaufbahn und andere Eigenschaften des Asteroiden wissenschaftlich erforschen.“ Teil der Aufgabe ist es auch, einen günstigen Zeitpunkt für den Einschlag festzulegen.
Von Asteroiden-Abwehr zur Raketen-Abwehr
Zu den Sensoren gehören unter anderen eine Kamera, ein Gerät zur Spektralanalyse, 3D-Lasertastung für die Untersuchung der oberflächlichen und inneren Struktur des Asteroiden und ein Lidar. Ein Lidar ist dem Laser verwandt und wird zum Scannen von Objekten sowie der Entfernung und Geschwindigkeitsmessung verwendet. Er soll eine Genauigkeit von fünf Zentimetern haben. Ein zusätzlicher Staub- und Partikelsensor wird die beim Aufprall herausgeschleuderten Materialien untersuchen.
Die Autor:innen planen mit dieser Mission, „eine Entscheidungsgrundlage für die Durchführung zukünftiger Asteroiden-Abwehr-Missionen zu schaffen.“ Die Ergebnisse dieses Versuchs könnte ein wichtiger Baustein für eine Raketen-Abwehr werden – falls Chinas Raumfahrtbehörde die Analysen mit anderen teilt.
Vernünftig wäre das. Denn anders als amerikanischen Science Fiction kann die Rettung der Welt vor dem Einschlag eines Asteroiden wohl kaum in einem nationalen Alleingang erfolgen, sondern nur als weltweite Kraftanstrengung.
Bilder der Esa-Jupitermission Juice