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Interview

Sinnliches für die Ohren: Femtasy erfindet den Porno neu

Mit ihrer Audio-Plattform Femtasy fokussiert CEO und Mitgründerin Nina Julie Lepique sich speziell auf die sexuellen Bedürfnisse von Frauen. Warum ein solches Angebot längst überfällig war, sagt sie im t3n-Interview.

Von Noëlle Bölling
5 Min.
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(Foto: Femtasy)

42 Milliarden – so viele Aufrufe hatte Pornhub allein im Jahr 2019. Aber: Genauso wie die meisten anderen erotischen Angebote spricht auch die beliebteste aller Online-Erotikplattformen vor allem ein männliches Publikum an. Statistiken zufolge kommt auf drei männliche Nutzer nur eine einzige Frau. Nina Julie Lepique, CEO und Mitgründerin von Femtasy, einem Anbieter für sinnliche Audio-Geschichten, weiß, woher diese ungleiche Verteilung kommt: „Die weibliche Sexualität funktioniert an einigen Stellen einfach anders als die von Männern“, sagt sie. Erotikanbieter, die das nicht verstehen, vernachlässigen deshalb nicht nur die Hälfte der Internetuser, sondern lassen sich damit auch Umsätze in Milliardenhöhe durch die Lappen gehen.

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Im Gegensatz dazu denkt Femtasy Erotik neu. Um auch den weiblichen Bedürfnissen gerecht werden zu können, hat Nina Julie zusammen mit ihrem Partner Michael Holzner 2018 die weltweit erste Streaming-Plattform für erotische Hörgeschichten gegründet – und der Erfolg ließ nicht lange auf sich warten. Inzwischen zählt Femtasy nicht nur etwa eine Million Plays im Monat, die 26-Jährige Nina Julie hat es außerdem erst kürzlich auf die begehrte „30 under 30“-Liste vom Forbes Magazin geschafft. Mehr über diesen enormen Erfolg und die Idee hinter der Audio-Plattform erfahrt ihr im t3n-Interview:

(Foto: Nina Julie Lepique)

t3n: Herzlichen Glückwunsch, du hast es unter die „30 under 30“ von Forbes geschafft! Was bedeutet der Titel für dich und Femtasy?

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Danke! Und ganz ehrlich: Ich habe mich riesig gefreut! Es kam ehrlicherweise auch echt überraschend, weil es 1.500 Nominierte gab. Dass ich am Ende eine von acht ausgewählten Frauen in Deutschland bin, ist beinahe surreal. Und meine Emotion dabei ist so viel mehr als reine Euphorie, denn laut Forbes soll die Auszeichnung zeigen, welche Kraft unternehmerisches Denken und innovative Ideen haben, um die Probleme der heutigen Zeit zu lösen. Mit Femtasy hier dazuzugehören, ist eine echte Ehre.

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t3n: Femtasy richtet sich vor allem an Frauen. Was ist der Grund dafür?

Der Grund ist eigentlich ganz einfach: Bevor wir mit Femtasy gestartet sind, war der Adult-Content-Markt extrem stark auf Männer ausgelegt – sowohl von Konsumenten- als auch Produzenten-Perspektive. Es macht aber keinen Sinn, die Hälfte der Zielgruppe zu übersehen oder zu ignorieren. Ja, weibliche Bedürfnisse sind an manchen Stellen anders als männliche, zum Beispiel, wenn es um das Bedürfnis nach „Visualität“ geht: Bei Frauen passiert viel mehr im Kopf, in der Fantasie. Und deshalb haben wir ein Produkt kreiert, welches datengetrieben und audiobasiert ganz genau auf weibliche Bedürfnisse ausgerichtet ist. So können wir die bisher weitestgehend nicht bediente weibliche Zielgruppe ansprechen. Natürlich ist schlussendlich aber jeder und jede bei uns willkommen, vollkommen unabhängig vom Geschlecht.

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t3n: Was unterscheidet euch von anderen erotischen Angeboten?

Oh, so einiges! Wir fokussieren uns mit unserem audiobasierten Produkt nicht nur auf die weibliche Zielgruppe, das heißt, es gibt keine visuelle Nacktheit oder Ähnliches zu sehen. Wir produzieren unseren Content auch streng entlang bestimmter Werte wie beispielsweise Einvernehmlichkeit und Body-Positivity – und das alles auf wissenschaftlicher Basis. Allein diese vier Aspekte unterscheiden uns von quasi jedem anderen Erotikanbieter, den es ansonsten auf dem Markt gibt.

t3n: Die Adult-Content-Industrie ist ein umkämpftes Pflaster. Was hat euch dazu bewogen, ausgerechnet in dieser Branche ein eigenes Unternehmen auf die Beine zu stellen?
Mein Gedanke war im ersten Schritt eher „Das braucht es, das macht total Sinn!“, anstatt mir zum damaligen Zeitpunkt Gedanken um die Mitbewerber zu machen. Female Empowerment ist in aller Munde, aber wenn es um Sexualität geht, dann ändert sich das auf einmal? Das macht doch keinen Sinn.

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t3n: Nina Julie, wie ist es speziell für dich als weibliche Gründerin? Hast du das Gefühl, dass anders mit dir umgegangen wird, als es beispielsweise bei deinem Partner Michael der Fall ist?

Ja, sicherlich – sowohl im positiven als auch im negativen Sinne. Von potentiellen Investoren auf der einen Seite, die glauben, dass ganz sicher Michael (als Mann?) derjenige sein muss, der unsere Zahlen gut kennt, bis hin zu vielen Türen und Chancen, die sich mir öffnen, eben gerade, WEIL ich eine Gründerin bin. Ich finde schon, dass sich aktuell einiges in der Startup-Szene tut, um Female Founders mehr und mehr zu unterstützen. Woran wir aber auf jeden Fall arbeiten müssen, sind die Stereotypen und Vorurteile, die noch in viel zu vielen Köpfen vorherrschen. Es geht zum Beispiel einfach nicht, dass der „Gründer des Jahres“ ausgezeichnet wird – das muss „Gründer*in des Jahres“ heißen, denn auch Sprache prägt Strukturen.

t3n: Und wie ist das für euch als Paar? Hat euch die Gründung näher zusammengebracht oder kommt es schon mal zu dem ein oder anderen Konflikt, den es unter „normalen“ Umständen nicht gegeben hätte?

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Sicherlich beides. Wir sind echt ein super Team und eine Gründung schweißt auf jeden Fall extrem zusammen. Aber klar, auch das Konfliktpotential steigt. Wir sind aber in der Tat extrem gut da darin, persönliche und berufliche Emotionen zu trennen – das macht vieles sehr, sehr viel einfacher.

t3n: Werdet ihr häufig mit Vorurteilen konfrontiert?

Zu Beginn wurden wir oft belächelt, ja. Allerdings vor allem von Männern. Mittlerweile ist das anders. Wir bekommen super viel Support und Zuspruch. Ich denke, die Gesellschaft dreht sich da auch aktuell ein wenig und versteht, dass Sexualität mehr ist als pure Lustbefriedigung, sondern Auswirkungen auf Lebensqualität und sogar – gerade bei Frauen, so zeigen diverse Studien – tatsächlich auf die Charakterbildung hat. Ich beobachte auch immer wieder, dass Menschen unserem Thema zunehmend offen gegenüber reagieren.

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t3n: Der Online-Versandhändler Amorelie hat maßgeblich dazu beigetragen, die Erotikbranche ein Stück weit zu enttabuisieren. Ist das ein Vorbild für euch?

Amorelie hat total viel bewegt, eis.de sicherlich auch. Das sind auf jeden Fall Vorbilder, denn sie haben eine ganze Industrie revolutioniert und tatsächlich einen nachhaltigen, gesellschaftlichen Shift erzeugt. Sehr beeindruckend!

t3n: Wo seht ihr Femtasy in vier, fünf Jahren? Gibt es eine besondere Mission, der ihr euch verschrieben habt?

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„We inspire women to enjoy pleasure on their own terms“: Das ist unser Purpose – und eine große Aufgabe, die wir mit viel Fokus und Energie verfolgen. Die Sextech-Industrie entwickelt sich gerade erst und es kommen kontinuierlich spannende Startups und Produkte dazu. Wir wollen mit Femtasy dabei die internationale „Go to audio erotica“-Plattform sein.

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