Sonderprüfung bei der Solarisbank – das ist der Grund
Die deutsche Finanzaufsicht Bafin nimmt einmal mehr ein Fintech ins Visier – diesmal eines der prominentesten und erfolgreichsten: die Solarisbank, die als technischer Dienstleister und Partnerbank für eine Vielzahl an Fintechs agiert (übrigens komplett cloud-basiert). Und so wurden die Ende vergangener Woche präsentierten Geschäftszahlen – das Institut macht 100 Millionen Euro Umsatz und strebt ein Umsatzwachstum von rund 40 bis 60 Prozent pro Jahr an – überschattet von einer Meldung, die darauf hindeutet, dass der Banking-as-a-Service-Dienstleister unter ähnlichen Wachstumsschmerzen leiden könnte wie die N26. Wie das Handelsblatt zuerst berichtete, hat die Bafin zur Überprüfung möglicherweise notwendiger Prozessoptimierungen bei Einhaltung von Compliance und Regulierung einen Sonderprüfer geschickt, der von der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PwC kommen soll. Anlass soll eine Compliance-technische Prüfung aus dem Jahr 2020 sein, die Fragen bei der Bafin offen ließ.
Offenbar bereitet – ähnlich wie bei N26 – der Bankenaufsicht das schnelle Wachstum der erst 2016 gegründeten Solarisbank Kopfschmerzen. Und in der Tat gibt es immer wieder Berichte über Vorfälle, in denen Betrüger:innen mit Hilfe von Kontoverbindungen über mit der Solarisbank assoziierten Fintechs betrügerische Straftaten begehen. Auch Geldwäschevorwürfe stehen dabei im Raum – wobei hier allerdings auch die große Zahl an Neukonten im Vergleich zu anderen Banken dazu führt, dass die Zahl der Verdachtsfälle hoch ist.
Mit Bezug auf die Sonderprüfung zeigte sich laut Medienberichten auch die Solarisbank selbst reumütig. Es sei „gut und richtig, die ordnungsgemäße Umsetzung der Verbesserungsstrategie von einem unabhängigen Beobachter noch mal überprüfen zu lassen“, erklärt Solarisbank-Chef Roland Folz und führt aus, dass bereits jeder zehnte Mitarbeiter im Compliance-Bereich tätig sei. Die Compliance-Abteilungen befassen sich mit der gerade im Bankenumfeld reichlich komplexen Einhaltung der Richtlinien und Gesetze.
Bafin schaut derzeit besonders genau hin
Besonders kritisch, aber vielleicht auch gar nicht schlecht gewählt, ist der Zeitpunkt angesichts der Tatsache, dass das Unternehmen im Laufe des Jahres den Börsengang planen könnte. Andererseits ist das aber auch, wenn es entsprechend erfolgreich ausgeht, eine Art Gütesiegel. Die Bafin ihrerseits hat nach den ihr unterstellten Versäumnissen im Fall Wirecard und nach dem Fall der Greensill-Bank auch allen Grund, genauer hinzuschauen – und es sieht auch danach aus, dass der kürzlich als Bafin-Chef gestartete Mark Branson keine Risiken eingehen will.
Interessant: Viele Kund:innen der Solarisbank sind dort Kund:in, ohne es überhaupt vorher zu wissen. Denn zu den Unternehmen, die auf die Dienste des Berliner Technikdienstleisters setzen, zählen unter anderem Vivid, Kontist, Börse Stuttgart Digital Exchange (BSDEX) und Trade Republic. Attraktiv ist die 2016 gegründete Bank vor allem aufgrund ihrer Vollbanklizenz. Inzwischen hat die Bank gut fünf Millionen Kontoverbindungen mit Endkund:innen und konnte alleine im vergangenen Jahr eine Million Neukund:innen über die unterschiedlichen Auftraggeber:innen begrüßen.
Datenschutzvorfall bei BSDEX – fremde Transaktionsdaten einsehbar
Unterdessen wird bekannt, dass kürzlich in einigen Fällen Kund:innen der Börse Stuttgart Digital Exchange (BSDEX) Zugriff auf Transaktionsdaten hatten, die in der Regel anonymisiert werden. Demnach fanden einige Kund:innen in ihren Auszügen fremde Transaktionen mit komplettem Namen, der BSDEX-IBAN und dem Betrag der Transaktion. Betroffen von dem „technischen Fehler“, wie die Beteiligten es nennen, sei laut der Solarisbank nur eine zweistellige Zahl an Nutzer:innenkonten gewesen. Auch wenn der Vorfall ein schlechtes Licht auf alle Beteiligten wirft, handelt es sich damit um einen überschaubaren Betroffenenkreis.