Haben wir das Sonnenmaximum schon erreicht – und was bedeutet das eigentlich?
In Mai und Juni 2024 wurden so viele Sonnenflecken gezählt wie seit September 2002 nicht mehr. Kann man daraus schließen, dass der Sonnenzyklus entgegen den bisherigen Berechnungen seinen Höhepunkt schon erreicht hat? Sonnenphysiker Ryan French erklärt auf space.com, dass das nicht unbedingt der Fall sein muss.
Der Sonnenzyklus: Dieser Regelmäßigkeit folgt unser Zentralstern
Die Aktivität unserer Sonne folgt einem relativ genauen Zyklus von 11,1 Jahren, in dem sie sich zunächst erhöht, bis zu einem Maximum steigert und dann wieder zu einem Minimum abnimmt. Indikator dafür sind die sogenannten Sonnenflecken, also dunkle, kühlere Stellen auf der Sonnenoberfläche, in deren Nähe Sonneneruptionen auftreten.
Dieser Kreislauf wurde erstmals im Jahr 1852 vom Schweizer Physiker Johann Rudolf Wolf nummeriert, wobei er den ersten Zyklus für die Jahre 1755-1766 angesetzt hat.
Momentan befinden wir uns seit 2019 im 25. Sonnenzyklus seit Beginn der Zählung und den Berechnungen der Astronom:innen zufolge nähern wir uns langsam dem Maximum der Sonnenaktivität, das zwischen Juli 2024 bis Januar 2025 auftreten soll.
Fleckenlose Sonne oder massenhafte Eruptionen: Sonnenminimum und -maximum
Während eines Sonnenminimums treten in der Regel gar keine Sonnenflecken auf, teilweise gibt es über Monate hinweg keine Sonneneruptionen und keine koronalen Massenauswürfe.
Während eines Maximums ist die Zahl der Sonnenflecken und den damit einhergehenden Aktivitäten logischerweise besonders hoch. Aber nur, weil in einem bestimmten Zeitraum sehr viele Flecken gezählt werden, ergibt sich daraus nicht zwangsweise ein Sonnenmaximum. Das berechnet sich laut French nämlich immer in Relation zu einem 13-monatigen Zeitraum.
So berechnen Wissenschaftler:innen den Sonnenzyklus
Tatsächlich wird die Zahl der Sonnenflecken täglich von mehreren Forschungseinrichtungen aufgezeichnet. Dabei zählt man nicht einfach nur die Flecken, sondern berechnet sie anhand einer bestimmten Formel, damit konzentrierte Felder nicht das Gesamtergebnis verzerren.
Aus diesen Zahlen wird wiederum ein Monatsdurchschnitt berechnet, der dann in Relation zu den Zahlen der vergangenen sechs Monate und der darauffolgenden sechs Monate gesetzt wird. Aus den Höhe- und Tiefpunkten dieser geglätteten Kurve können dann Sonnenmaximum und -minimum abgelesen werden.
Dieses komplexe Verfahren wird angewandt, weil die Aktivität der Sonne derart unregelmäßig ist, dass extreme Schwankungen in den Messungskurven auftreten, was es unmöglich macht, mit bloßem Auge die Regelmäßigkeiten des Zyklus zu identifizieren.
Ob wir uns derzeit tatsächlich bereits im Sonnenmaximum des aktuellen Zyklus befinden, kann man deshalb auch erst mit einigem Abstand gesichert sagen. Laut French sollte eine klare Aussage darüber Ende 2025, Anfang 2026 möglich sein.