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Soziale Kontakte: 4 Tipps, wie du endlich erfolgreich netzwerkst

Visitenkarte hier, Smalltalk da: Beim Thema Netzwerken haben die meisten von uns ein festes Bild im Kopf. Nur: Was macht ein gutes Netzwerk eigentlich aus? Warum viele Kontakte oft nutzlos sind und man sich von Titeln nicht blenden lassen sollte.

Von XING Insider
7 Min. Lesezeit
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Netzwerken ist mehr, als nur Visitenkarten auszutauschen. (Grafik: Shutterstock)

Politik fand ich schon immer spannend. Schon als junge Erwachsene diskutierte ich meine Eltern an die Wand, engagierte mich in meinem Wahlkreis und bewarb mich sogar als Landtagskandidatin für die FDP. 8,75 Prozent holte ich damals, was leider nicht reichte für den Landtag, aber es war eine tolle Zeit und ich habe viel gelernt.

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Natürlich war es nicht immer einfach, aber die harte Schule ist ja meistens die beste. Ich war oft allein, ging ohne Begleitung zu langweiligen Parteiveranstaltungen, weil meine Freunde natürlich Besseres zu tun hatten, als sich samstags in eine Hotel-Lobby zu setzen und über den lokalen Parteivorsitzenden abzustimmen oder den Tag des Baumes zu feiern.

Um nicht verloren in der Gegend herumzustehen und mich mitzuteilen, war ich also automatisch gezwungen, das Gespräch zu suchen. Als junger Mensch gar nicht mal so einfach, wenn alle anderen Anwesenden aus einem anderen Jahrzehnt kommen und mich eher für die Kellnerin hielten als für ein Parteimitglied. Trotzdem blieb mir nichts anderes übrig, als den Schweinehund kleinzukriegen und mich immer wieder unter die Leute zu mischen, weil man in der Politik sonst einfach untergeht. Irgendwann hatte ich den Dreh zum Glück raus und mir meine eigenen Taktiken zurechtgelegt, um gut ins Gespräch zu kommen. Doch je mehr Kontakte ich knüpfte, desto mehr fiel mir auf wie unterschiedlich viele Menschen dabei vorgehen – und wie sinnlos die meisten Strategien sind.

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Vergesst euer Visitenkarten-Roulette

Es war ein Kollege, noch in der Zeit als ich angestellt war, der mich wirklich sprachlos machte. Wir waren zusammen auf einem Event, die Veranstaltung neigte sich dem Ende zu und er hatte noch zwei, drei Visitenkarten in der Hand. Irgendwann tippte er mich an, zeigte auf einen Mann schräg gegenüber und fragte, ob wir den noch mitnehmen wollen. Ich war komplett verwirrt bis schockiert, dachte schon an ein unmoralisches Angebot, bis er die merkwürdige Situation auflöste und sagte: „Na, ich habe hier noch ein paar Visitenkarten, die ich loswerden muss. Nehmen wir den noch mit?“

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Schon in der nächsten Sekunde lief er los, stellte sich neben ihn und verwickelte ihn eine Minute lang in ein absolut belangloses Gespräch, das damit endete, dass mein Kollege ihm seine Visitenkarte aufzwang. Ob er überhaupt wusste, wer der Mann war und was er will? Keine Ahnung! Aber Hauptsache, mein Kollege hatte seine Visitenkarte los.

Ich nenne dieses Phänomen Visitenkarten-Roulette und es ist leider kein seltenes. Wie wild tauschen manche Leute ihre Visitenkarten aus, ohne jeglichen Inhalt oder Anknüpfungspunkt, als wäre es ein Wettkampf, den nur gewinnt, wer die meisten Karten an den Mann oder die Frau bringt. Ist die eine verteilt, wird sich auf die Schulter geklopft und direkt das nächste Opfer anvisiert, das man belagern kann. Das hat für mich nichts mit Netzwerken zu tun, sondern lediglich was mit Anbiedern. Und sinnlos ist es obendrein.

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4 Tipps für erfolgreiches Netzwerken

Dieser Moment damals war so befremdlich für mich, dass ich beschloss, eigene Netzwerkformate zu etablieren. Veranstaltungen, auf denen man nicht auf Teufel komm raus Visitenkarten verteilt und wirklich nachhaltig Kontakte knüpft. Events, bei denen man sich zu reflektieren und hinterfragen lernt, um anderen einen Mehrwert zu bieten und nicht immer nur sich selbst. Denn erst, wenn man die Vertriebsbrille absetzt und wirklich mal tiefer gräbt, erbaut man sich ein solides Netzwerk, auf das man wirklich zählen kann.

Mein Kollege ist mir natürlich auch ohne Visitenkarte in Erinnerung geblieben, so merkwürdig fand ich das. Weil ich seine Taktik aber natürlich nicht weiterempfehlen kann, kommen hier meine vier Tipps für ein wirklich nachhaltiges Netzwerk!

1. Qualität schlägt Quantität!

Für ein gutes Netzwerk braucht man in der Regel nicht mehr als sieben Kontakte, vorausgesetzt es sind die richtigen. Nur: was bedeutet „richtig“? Wie definiert man einen „guten“ Kontakt?

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Beides ist extrem abhängig davon, was man von seinem eigenen Netzwerk erwartet. Erwarte ich, dass es mich beruflich weiterbringt? Erhoffe ich mir, dass es Leute mit Talenten vereint, die ich nicht habe? Oder einen Karriereschritt, neue Projekte, Wissenstransfer? Erst, wenn du das weißt, weißt du auch, wie du dein Netzwerk optimalerweise zusammenstellen solltest. Wer sich etwa danach sehnt, in der eigenen Branche weiterzukommen, sucht möglichst nach Multiplikatoren in der eigenen Szene, statt kreuz und quer Kontakte zu knüpfen. Wer sich hingegen völlig unabhängig davon weiterbilden will und allgemeinen Wissenstransfer anstrebt, der sollte sich ein möglichst diverses Netzwerk erarbeiten.

Wie „gut“ ein Kontakt ist oder wie sehr er zu den eigenen Wünschen passt, ist also vor allem abhängig von den eigenen Zielen.

2. Ein gutes Netzwerk zeigt sich erst in der Krise!

Oft ist es doch so: Je erfolgreicher man wird, je bekannter oder beliebter, desto mehr Menschen klopfen einem plötzlich auf die Schulter. Scheinbar aus dem Nichts tauchen Leute auf, die sich ewig nicht gemeldet haben und die dich auf einmal wieder kennen und wie selbstverständlich einfordern, man müsse doch mal wieder was zusammen machen. Plötzlich ist man wieder interessant, obwohl man jahrelang links liegen gelassen wurde. Der Grund dafür? Nun ja, relativ offensichtlich.

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Wie solide ein Netzwerk ist, sieht man deshalb nie, wenn die Sonne scheint. Denn dann kommen oft Leute zum Vorschein, die dich in Krisen wieder fallen lassen würden, weil sie nur auf ihren eigenen Profit aus sind. Verlässliche Kontakte aber helfen dir vor allem dann, wenn du wirklich mal die falsche Ausfahrt genommen hast, wenn du gescheitert bist oder die Karriereleiter zerbrochen ist.

Hin und wieder sollte man deshalb einfach testen, wie verlässlich die eigenen Kontakte wirklich sind. Natürlich sollte man dafür keine Krise heraufbeschwören, die kommen im Zweifel ja schon ganz von alleine. Stattdessen: fragt eure Kontakte lieber proaktiv um Rat, ob sie euch an der ein oder anderen Stelle mal helfen können. Da merkt man ja schon, wie weit die Leute bereit sind, euch auch mal zu Seite zu stehen. Diese Tests sollte man natürlich nicht ausreizen, aber es lässt sich schon ganz gut bemessen, wie belastbar das Netzwerk vor allem in den Momenten ist, in denen man es wirklich braucht.

3. Geben ist wichtiger als Nehmen!

Ein Netzwerk funktioniert nur, wenn alle Seiten etwas einbringen können. Das klingt auf den ersten Blick logisch, doch viele Leute, egal ob Männer oder Frauen, hadern mit genau diesem Punkt!

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Aus meinem Umfeld oder auf Veranstaltungen höre ich ganz oft: „Was soll ich denn geben, ich habe doch gar nichts oder kann doch gar nichts!“ Häufig entspringt diese Angst dem Gedanken, man sei doch noch zu jung, noch nicht weit genug in der Karriere oder habe gerade erst umgeschult und noch gar keine Ahnung vom Metier. Das Spannende daran: selbst Führungskräfte erzählen mir immer wieder, sie könnten eigentlich gar nicht viel geben, aber mal ernsthaft: Das ist doch Quatsch! Jeder hat irgendeine Kompetenz, jeder hat Wissen oder Kontakte, die dem anderen vielleicht fehlen. Nur glaube die meisten nicht daran und reden sich selbst klein.

Deshalb: Bevor ihr euch ein Netzwerk aufbaut und Dinge einfordert, schaut lieber selbst erstmal, was ihr geben und anbieten könnt. Wo sind eure Stärken? Wen habt ihr an der Hand oder was könnt ihr weiterempfehlen? Und dann wirklich proaktiv rausgehen und Hilfe anbieten! Ob die dann auch angenommen wird, sei mal dahingestellt, aber zumindest sendet ihr schon mal die richtigen Signale. Denn dann wissen die Leute: Aha, die oder der will nicht nur nehmen, sondern will vor allem Sparringspartner sein und auch mal mir helfen. Und genau dieses Gefühl bringt Leute dazu, euch zu vertrauen und auch enger mit euch zusammenarbeiten zu wollen.

4. Lasst euch nicht von Titeln blenden!

Ich bin immer wieder erstaunt, wie viele Leute sich mit ihren Titeln brüsten. Sicher: Viele haben sich ihre Position hart erarbeitet, aber nicht immer versteckt sich hinter dem Titel Verantwortung, Einfluss oder großartige Kompetenz!

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Ein Beispiel: Mit 18 Jahren wurde ich zur Leiterin meines Wahlkreisbüros in Baden-Württemberg ernannt. Das klingt wichtig und bemerkenswert, vor allem in so jungen Jahren, aber de facto habe ich nur mich selbst geleitet, ich hatte keine Mitarbeiter. Trotzdem war dieser Titel nötig, weil man in der Politik mit genau so etwas beeindrucken muss, aber eigentlich war er vollkommen sinnlos und genau passiert leider sehr oft.

Im Englischen ist dieses Phänomen leider noch viel ausgeprägter. Jeder ist „Chief“ oder „Head of“ und leitet irgendwelche wichtigen Dinge, die es bei genauerem Blick eigentlich nicht sind. Genau deshalb ist es so wichtig, sich von Titeln nicht blenden zu lassen und sich freizumachen von diesem Positionsgeschacher und Machtgehabe, das am Ende des Tages nicht aussagt über das, was die Person wirklich zu sagen hat oder was sie kann.

Dieser Text ist zuvor als Insider-Artikel auf Xing veröffentlicht worden.

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3 Kommentare
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Dein t3n-Team

Julia Nikolaeva

In der Krise trennt sich die Spreu vom Weizen. Sehr guter Artikel!

Antworten
Franziska Bergmann

Vielen Dank für den interessanten Beitrag über soziale Kontakte. Ich bin ebenfalls der Meinung, dass man auf Firmenevents gut Leute kennenlernen kann, jedoch sollte man es mit den Visitenkarten nicht übertreiben. Am Ende hat man zu viele Visitenkarten, zu denen man Gesicht vor Augen hat.

Antworten
Jo

Danke für Tipps zum richtigen Netzwerken! Ich denke auch, dass Visitenkarten hauptsächlich ihren Wert darin haben, dass man sie gezielt weitergibt. Daher sollte man auch genau bestimmen, wie die eigene Visitenkarte aussehen sollte. Ich habe gerade den Tipp bekommen, auch eine Kurzinfo zum eigenen Unternehmen hinzuzufügen.

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