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Soziologe erklärt: Diese drei Boomer-Eigenschaften werden dem Arbeitsmarkt fehlen

Es dauert nicht mehr lange, dann ist ein Großteil der Boomer nicht mehr Teil des Arbeitsmarktes. Wir haben mit dem Soziologen Heinz Bude darüber gesprochen, welche Eigenschaften dieser Generation in Bezug auf unsere Arbeit besonders große Löcher hinterlassen werden.

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Bill Gates ist einer der erfolgreichsten Boomer. (Foto: Muhammad Aamir Sumsum/ Shutterstock).

Ständig reden wir über den Fachkräftemangel. Und das ist auch durchaus richtig so. Wenn die geburtenstarken Jahrgänge der Boomer, die zwischen 1946 und 1964 geboren wurden, den Arbeitsmarkt verlassen, werden einige Lücken entstehen, die wohl nur durch Zuwanderung geschlossen werden können.

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Abseits davon dürfte sich der Arbeitsmarkt aber auch auf andere Weise verändern. Denn die Boomer, so wie jede Generation, haben ein spezifisches Lebensgefühl, und prägende Erfahrungen gemacht, die sich auch auf die Einstellungen zur Arbeit auswirken. Es geht also um die Frage, wie sich vielleicht auch die Arbeitsmentalität ändert, wenn diese Generationen nicht mehr den Arbeitsplatz prägen.

Der Soziologe Heinz Bude hat kürzlich das Buch Abschied von den Boomern veröffentlicht und erklärt uns im Gespräch, wieso Boomer besonders pragmatisch an die Arbeit gehen und vielleicht sogar besser im Team arbeiten können.

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Resilienz durch Kontingenz

Auf diese zunächst recht sperrig wirkende Formel bricht Heinz Bude das herunter, was die Boomer miteinander verbindet. „Das bedeutet, dass Boomer viel Unvorhersehbares erlebt haben, viele große Umschwünge. Dabei haben sie aber die Erfahrung gemacht: Wir kommen schon durch.“ Für diese Generation habe es kaum gerade Wege gegeben. Viel habe man selbst austesten müssen – denn vieles, was heute im Arbeitsmarkt normal ist, wurde erst durch die Boomer etabliert.

Diese Resilienz, die Fähigkeit also, sich äußeren Bedingungen gut anpassen zu können, sei ein wichtiges Merkmal der Boomer. Zusammen mit dem Umstand, dass es zur Lebenserfahrung gehört habe, „zu viele“ zu sein. Egal ob in der Schule, an der Uni oder am Arbeitsplatz. Daraus können sich einige Eigenschaften ableiten lassen, die zukünftig womöglich auf dem Arbeitsmarkt fehlen werden – oder die von den folgenden Generationen aufgefangen und adaptiert werden müssen.

1. Der pragmatische Zugang zur Arbeit

„Die Boomer haben einen eher pragmatischen Zugang zur Arbeit. Es ging vor allem darum, sich selbst an die Gegebenheiten anzupassen – weniger um den Staat oder die Gesellschaft, die sich darum kümmern“, sagt Heinz Bude. Die hohe Arbeitsmoral der Generation bezog sich also eher darauf, Leistung zu erbringen und den Unterhalt zu verdienen – in weniger hohem Maße aber auf die Selbstverwirklichung. Heute steht Arbeit oft im engen Zusammenhang zur eigenen Identität und ein gefühltes Versagen kann eine solche selbstgebaute Identität zum Einsturz bringen.

Ein pragmatischerer Zugang zur Arbeit kann dem aber entgegenwirken. Die Arbeit muss keine Verlängerung des Selbst, sondern kann einfach nur Mittel zum Zweck sein. Und eine Krise des Arbeitsmarktes muss keine Krise der eigenen Identität sein. „Millennials und auch Gen Z suchen inzwischen bei den Boomern nach Antworten: Wie haben die das eigentlich hingekriegt, trotz der vielen Krisen, die es gab?“, so Heinz Bude.

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2. Dinge gelassener sehen

„Boomer verstehen, dass sie nicht alles so ernst nehmen müssen – denn sie haben vieles dessen, was heute die Arbeit bestimmt, allen voran Digitalisierung und KI, ja selbst mit entwickelt“, sagt Heinz Bude. Die Pioniere digitaler Technologien waren Boomer wie Steve Jobs oder Bill Gates. Daher sei es auch sonderbar, wenn gerade Boomern eine Fremdheit bezüglich des Digitalen vorgeworfen würde.

Aber dadurch, dass sie diese Entwicklungen selbst begleitet oder sogar angestoßen hätten, sei ihr Umgang damit gelassener. Etwa auch zu der heutigen Selbstverständlichkeit, ständig erreichbar zu sein. „Always On ist heute eine Notwendigkeit in vielen Berufen. Die Boomer haben aber Praktiken der Grenzsetzung besser drauf – eben auch, weil sie diese Entwicklung, ständig erreichbar sein zu müssen, ja selbst in ihren Anfängen erlebt haben“, so Bude. Damals konnte es noch eine bewusst Entscheidung sein, sich dem zu entziehen. Heutige Generationen aber werden in eine Welt geboren, in der diese Dinge schon kaum hinterfragbare Normen sind.

3. Im Team arbeiten

„Boomer haben eine erstaunliche Fähigkeit, Konkurrenz und Kooperation zusammenzubringen“, sagt Heinz Bude. Das zeige sich etwa in ihrer Fähigkeit, im Team arbeiten zu können. „Da ist eine eigentümliche Verbundenheit. Wer mit 150 Leuten im Seminar oder mit 32 in einer Klasse saß, hat gelernt, in der Masse aufzufallen. Gleichzeitig aber auch gewusst, dass es allen anderen genauso geht. Vielleicht ist da deswegen eine größere Fähigkeit, im Team zu denken und zu arbeiten“, sagt er.

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Es ist ja auch naheliegend: Wer sich den (Arbeits-)Platz stets mit vielen Leuten teilen musste, der musste auch lernen, gut mit ihnen zusammenarbeiten zu können. Kompromisse zu schließen und die Befindlichkeiten der Menschen um sie herum im Auge zu haben. Freilich auch bedingt durch den Umstand, dass Konzepte wie Homeoffice oder Remote Work damals fremd waren – man war eben vor Ort. Auch mit diesen Entwicklungen könnte die Fähigkeit, eine Gruppe von Menschen mitzudenken und den Kompromiss zu finden, eine Eigenschaft sein, die heutigen Generationen etwas schwerer fällt. Aber noch sind sie ja da, die Boomer. Man kann also noch von ihnen lernen.

Dieser Artikel wurde ursprünglich am 16. März 2024 veröffentlicht, interessiert jedoch immer noch sehr viele unserer Leser:innen. Deshalb haben wir ihn nochmals zur Verfügung gestellt.

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Kommentare (5)

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Michael Beyer

Ich kann die Meinungen von Autor Heinz Bude vollends bestätigen, bin auch selbst Angehöriger der Babyboomer-Generation (die sich in Deutschland im Allgemeinen verzögert und kriegsfolgenbedingt definiert als die Generation 1955 bis 1969)

Jeder der mit jüngeren Leuten der Nachfolgegenerationen zusammengearbeitet hat, kann die benannten Fähigkeiten als die herausragenden der Babyboomer-Generation bestätigen.

Damit sollen die Fähigkeiten der Nachfolgegenerationen nicht zurückgestellt werden. In diesen Generationen gibt es Fähigkeiten, insbesondere im Umgang mit elektronischen Medien, erweiterte Sprachfähigkeiten usw., die die Babyboomer nur noch eingeschränkt erworben haben.

Auch gelingt es den Nachfolgegenerationen besser, Beruf und Privatleben in Einklang zu bringen, sich nicht im Job aufzutreiben.
Nicht umsonst ist für die Angehörigen der Babyboomer-Generation das Wort „Burnout“ entstanden.

Ich denke, auch in den Nachfolgegenerationen gibt es Extremisten, die die „Work-Life-Balance“ auf die Spitze treiben … bis zur harten Landung irgendwann.

Jede Generation hat ihr Gutes … und dennoch betrachte ich die Babyboomer-Generation als eine außergewöhnliche Generation, die „goldene Generation der Bundesrepublik“.

Frank Woellner

„Die Boomer“

Der Begriff „Die Boomer“ sollte ursprünglich die ersten geburtenstarken Jahrgänge nach dem Zweiten Weltkrieg beschreiben, mehr sagt die Bezeichnung „Boomer“ nicht aus.

Diese willkürliche Gruppierung von Menschen unterschiedlichster Couleur (!) kommt aus den USA und bezieht sich auf US-Bürger. In Deutschland hat man den Begriff erst in den 2000ern und 2010er Jahren medial aufgegriffen und publik gemacht. Seit dem redet man in Deutschland überhaupt erst davon, in den Mainstreammedien.

Zur Kritik in Bezug auf „die Boomer“
Bemerkenswert ist doch, dass diese Überschrift „die Boomer“ zunehmend benutzt wird, um sich selbst abzugrenzen. Man möchte sich unbedingt abgrenzen von diesen anderen, diesen „Alten“ von vorgestern. „Wir“ machen und sehen alles natürlich ganz anders, sehen viel klarer, sind gerechter, grenzen niemanden aus. Gen. X wäre „die Generation“, die die Wahrheit mit Löffeln gefressen hat? Wow, ganz schön von sich eingenommen!

Dieses ewige Gemäkel und Genörgel und diese bewussten Sticheleien hier und anderswo in Kommentaren gegenüber den älteren Arbeitnehmern dokumentiert nur zu deutlich, dass bestimmte Leute bewusst spalten und versuchen sich abzugrenzen, quasi nach einer Daseinsberechtigung suchen. Niemand kann etwas dafür, dass Ihr persönlich Probleme mit älteren Menschen habt. Das ist Euer privates Problem. Ihr seid nun mal sehr, sehr klein und unbedeutend. Nur weil jeder Hans und Franz hier ins Netz schreiben kann, sind das noch lange keine sinnvollen Kommentare. Auch wenn man dieses Thema noch `zig Mal wiederkäut, es wird einfach nicht besser. Es gibt einige Meinungsmacher und zig tausende willig folgende, die bewusst Veränderungen vorantreiben (im Guten wie im Schlechten) und Feindbilder suchen. Das sehe ich hier in einigen Kommentaren und anderswo in Kommentaren zu und Artikeln über „die Boomer“.

Herr Bude, der Autor des Buches, über das hier geschrieben wurde, ist Soziologe und auch er muss Geld verdienen. Ist ein Buch über „die Boomer“ zurzeit lukrativ? Ja. Stehen soziologische Themen hoch im Kurs? Oh ja. Der mediale Blätterwald strotzt nur so davon.

Kurzum, m.E. ist das Thema „Boomer“ absolut überflüssig. Es gibt nicht diese fixe Kohorte. Man sollte weniger darüber reden bzw. schreiben, wie „die Boomer“ irgendwas geschafft haben. Deren Arbeitsleben geht zu Ende. Dieser Umstand war aber auch schon vor den „Boomern“ so, das ist jetzt so und wird immer so sein, jedes Jahr, jeden Monat, jeden Tag. Nichts von dem, was wir heute tun, wird besser, wenn man sich fiktiv eine Gruppe herauspickt und sich an ihr abarbeitet. Polarisierung hilft auch hier nicht!

Nach vorne schauen, mit klarem Blick sich der Realität stellen und verantwortungsvoll handeln. Darum geht es zu jeder Zeit!

David Fünf

Leider hat sich der unheilvolle Einfluss der Boomer-Generation nicht mit dem Ruhestand erledigt. Die werden weiterhin wählen gehen, tendenziell konservativ bis rechts und jede Form von Anpassung und Veränderung blockieren. Da diese Generation auch die nächsten 20-30 Jahre noch zahlreicher sein wird als meine Gen Y, Millenials und Gen Z, dürfen wir und unsere Kinder dann regelmäßig die Suppe auslöffeln, die diese Leute uns politisch einbrocken. Ich habe mein Leben lang an das Prinzip „1 Mensch = 1 Stimme“ geglaubt. Aber mit Blick auf das was auf uns als gesellschaftliche Herausforderungen zukommt, kann ich mir mittlerweile auch vorstellen, dass wir das politische Stimmgewicht an die verbleibende durchschnittliche Lebenserwartung knüpfen.

Kim Rixecker

Hinweis der Redaktion: Wir haben einige ältere Diskussionsbeiträge entfernt. In einigen davon wurde leider etwas über die Stränge geschlagen. Bitte achtet auf eine respektvolle Diskussionskultur.

DI Johann Dobiaß

Andreas Vitasek (Wiener Kabarettist) sagte: Wenn Sie nicht wissen, was ein BOOMER ist, dann sind Sie wahrscheinlich selber einer ;-)
Selbiger: BOOMER wird außerdem nicht GEGENDERT (< BOOMERIN klingt akustisch geradeso wie Pummerin, die große Glocke am Wiener Stephansdom)

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