Spektakulärer Deal – Accenture übernimmt Kolle Rebbe

(Screenshot: Kolle Rebbe)
Die bislang inhabergeführte Firma wird Teil der Sparte Accenture Interactive und soll dort den Bereich Aktivierung und Kommunikation abdecken. Die Transaktion bedarf allerdings noch der Zustimmung der Kartellbehörden.
Über die finanziellen Details schweigen sich die Beteiligten aus. Nur so viel: Accenture übernimmt 100 Prozent der Anteile von Kolle Rebbe. Markenname und Management-Team bleiben erhalten. Der Kaufvertrag wurde in der Nacht von Donnerstag auf Freitag unterzeichnet, die Mitarbeiter am Morgen informiert. Über einen möglichen Verkauf von Kolle Rebbe wird schon länger spekuliert.
Vor allem nach dem Tod von Co-Gründer Stefan Kolle vor gut einem Jahr gab es immer wieder Gerüchte, dass die Agentur den Besitzer wechseln könnte. Schon Kolle selbst hatte immer wieder Gespräche mit potenziellen Kaufinteressenten geführt, unter anderem mit Accenture beziehungsweise Matthias Schrader (Chef der Accenture-Tochter Sinner Schrader), den er gut kannte.
Eigene Identität nicht in Gefahr
Ein Verkauf an eine der großen Werbe-Holdings kam für das Management von Kolle Rebbe nicht infrage. Unter deren Dach sah man die eigene Identität und Unabhängigkeit in Gefahr. Mit dem neuen Eigentümer befürchtet man dieses Problem offenbar nicht. „Wir glauben, dass wir unter dem Dach von Accenture Interactive noch mehr Wirkung erzielen, da wir nun Kreativität mit einem strategischen Ansatz und einer Technologieexpertise verknüpfen können und so Markenerlebnisse schaffen, die sich wirklich abheben“, erklärt Kreativgeschäftsführer Fabian Frese. Die Vermutung, dass auch die Art der Transaktion den Ausschlag gegeben haben könnte – Accenture übernimmt auf einen Schlag 100 Prozent der Anteile, Holdings würden in der Regel auf einen längeren Zeitraum angelegte „Earn-out-Deals“ machen – weist Frese zurück.
Accenture Interactive ergänzt mit der Übernahme sein Angebot im deutschsprachigen Raum. Bislang fehlte der IT-Beratungsfirma, die sich im vorigen Jahr unter anderem mit der Digitalagenturgruppe Sinner Schrader verstärkt hat, hier ein leistungsfähiger Partner für den Bereich Markenführung, Aktivierung und Kommunikation. Matthias Schrader hatte diese Lücke in einem Gespräch mit HORIZONT im September eingeräumt und erklärt jetzt: „Gemeinsam mit Kolle Rebbe sind wir nun in der Lage, das ganze Spektrum rund um das Markenerlebnis abzudecken – von der Aktivierung in traditionellen Medien bis zur gezielten Ansprache über Programmatic Advertising sowie personalisierten Content und E-Commerce.“
Im Zuge des jetzigen Deals gibt es auch einen Wechsel an der Spitze des Mutterunternehmens. Wie bereits angekündigt, übernimmt Schrader zusätzlich zu seiner Rolle als CEO von Sinner Schrader die Verantwortung für Accenture Interactive im deutschsprachigen Raum. An ihn berichten die Chefs der einzelnen Tochterfirmen, also auch Kolle Rebbe. Schraders Vorgänger Rainer Balensiefer wechselt auf eine übergeordnete Ebene und wird COO von Accenture Interactive in Europa.
Durch den aktuellen Zukauf entsteht in Hamburg eine rund 700 Mitarbeiter starke Marketing- und Kommunikationsgruppe. Rund 300 davon arbeiten bei Kolle Rebbe. Die Agentur hat für das Geschäftsjahr 2017 einen Honorarumsatz von rund 32,5 Millionen Euro gemeldet. Das entspricht einem Rückgang von knapp 7 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Das aktuelle Geschäftsjahr läuft aber wieder besser. Man habe 15 neue Mandate gewonnen und steuere auf ein sehr gutes Ergebnis zu, teilen die Verantwortlichen mit.
Kolle Rebbe wurde 1994 von Stefan Kolle und Stephan Rebbe gegründet. Rebbe schied 2015, trotz gegenteiliger Beteuerungen der Führung, wohl nicht in bestem Einvernehmen aus. Co-Gründer Kolle starb völlig überraschend im September vorigen Jahres. An der Spitze der Agentur stehen seither Andreas Winter-Buerke und Lennart Wittgen (Beratung), Fabian Frese und Stefan Wübbe (Kreation) sowie Ralph Poser (Strategie) und Kai Müller (Finanzen). Zu den betreuten Kunden gehören Lufthansa, Audi, DAZN, Google, Ritter Sport und Krombacher.