Spotify-Alternative gesucht? Diese 6 Dienste bieten mehr für euer Geld
Immer stärker optimierte Empfehlungsalgorithmen, ein persönlicher KI-DJ, exklusive Hörbücher und jetzt auch noch Direktnachrichten für alle: Wenn es um neue Features geht, ist Spotify häufig ganz vorn mit dabei. Das sorgt für stetiges Wachstum. Laut Firmenangaben haben alleine in den vergangenen zwölf Monaten 30 Millionen weitere Menschen ein Abonnement abgeschlossen. Insgesamt sollen monatlich rund 700 Millionen Menschen den beliebten Online-Dienst zwischen Gratis- und Premium-Abo nutzen. Auch der Gewinn von Spotify hat sich im Vergleich zum Vorjahresquartal fast verdoppelt.
Dafür steht die schwedische Firma für andere Aspekte in der Kritik. Rechteinhaber:innen, die nicht immer Künstler:innen sein müssen, bekommen extrem wenig pro Stream ausgezahlt, wie Digital Music News aufzeigt. KI-generierte Musik wie von der Band The Velvet Sundown wird nicht als solche gekennzeichnet und führt Nutzer:innen damit in die Irre. Und der Geschäftsführer des Konzerns, Daniel Ek, investiert Millionenbeträge in Kriegsgerät. Gerade letzteres bringt immer mehr Musiker:innen dazu, den Streaming-Dienst zu verlassen.
Die Hürde für User:innen, es ihren Lieblingsbands nachzumachen, ist heutzutage gering. Sofern man auf die über Jahre optimierten Empfehlungsalgorithmen von Spotify verzichten kann, gibt es eine Vielzahl an Alternativen. Die sind entweder günstiger, gehen fairer mit Künstler:innen um oder bieten eine bessere Soundqualität – und manche vereinen sogar alle drei Aspekte.
Wie ihr eure Playlists mit Online-Tools zur Konkurrenz umzieht, haben wir euch schon gezeigt. Jetzt werfen wir einen Blick auf die Anbieter selbst und stellen euch sechs Streaming-Dienste vor, die mit dem Angebot von Spotify mithalten können.
Apple Music: Alternative für Klassik-Fans
Können Bestandskund:innen von Spotify derzeit noch auf ein günstigeres Basic-Abo wechseln, sollten gerade Neuabonnent:innen einen Blick auf die Konkurrenz werfen. Das Individual-Abo bei Apple Music gibt es für 10,99 Euro pro Monat, das Familien-Abo mit sechs Konten für 16,99 Euro pro Monat und damit fünf Euro günstiger als beim Marktführer, und auch das Student:innen-Abo ist mit 5,99 Euro pro Monat einen Euro günstiger. Bei letzterem bekommen Nutzer:innen außerdem noch Zugriff auf Apple TV Plus, das sonst 9,99 Euro monatlich kostet.
Enthalten sind rund 100 Millionen Songs. Außerdem gibt es von Apple kuratierte Playlisten, moderierte Radiostationen und Interviewformate. Auf Hörbücher muss man verzichten, gängige Hörspiele wie Die Drei Fragezeichen finden sich aber auch im Portfolio des Streaming-Diensts.
Standardmäßig liegt die Soundqualität bei 256 kbit/s, also unter dem Maximum von 320 kbit/s bei Spotify. Aber: Über Apples eigenen ALAC-Codec klettert die Qualität auf maximal 24 Bit und 192 kHz. Für diese Top-Qualität braucht man aber die richtige Hardware-Konfiguration. Zudem bietet der Streaming-Dienst für ausgewählte Titel eine Dolby-Atmos-Version an. Dabei handelt es sich um ein Format, das 3D-Sound beziehungsweise Surround-Sound ermöglicht.
Ein weiterer Bonus für Klassik-Fans: Mit Apple Music Classical gibt es eine eigene App, in der sich gesondert nach Komponist:innen, Opusnummer und Interpret:innen suchen lässt. Laut Apple sind in dieser Sondervariante von Apple Music rund fünf Millionen Aufnahmen verfügbar.
Was die Auszahlung an Künstler:innen angeht, ist Apple Music laut einer Studie des Musikkatalog-Startups Duetti für das Jahr 2024 mit durchschnittlich 6,20 Dollar pro 1.000 Streams unter den Top 3 der analysierten Dienste. Wie viel das Musiker:innen wirklich bringt, hängt von zahlreichen Faktoren ab, die Werte sind also nur geschätzt.
Zum Beispiel ist es relevant, wie viele Abonnent:innen ein Dienst hat und wie viel des Umsatzes somit überhaupt weiterverteilt werden kann. Zwar hat Apple schon lange keine offiziellen Zahlen mehr veröffentlicht, aber das auf den Unterhaltungssektor spezialisierte Marktforschungsunternehmen Midia geht in einer Auswertung für 2024 gemäß Marktanteil von Apple Music von rund 100 Millionen Abonnent:innen aus.
Amazon Music: Ein Abo, viele Dienste
Wer schon jetzt ein Amazon-Prime-Abo hat, kann damit prinzipiell kostenlos auf die ebenfalls etwa 100 Millionen Titel umfassende Musikbibliothek des E-Commerce-Konzerns zugreifen. Für 8,99 pro Monat gibt es also nicht nur Zugang zu Amazon Video, sondern auch Amazon Music, Prime Gaming und das E-Book-Angebot Prime Reading.
Nur: Wirklich viel Spaß macht der Medienkonsum mit dem Grund-Abo nicht. Denn das ist im Kontext von Musik, Filmen und Serien teilweise drastisch beschnitten. Bei Videos muss man Werbeblöcke in Kauf nehmen. Die fallen beim Musikhören zwar weg, aber dafür lassen sich Songs nur in Zufallsreihenfolge und nicht offline abspielen.
Den vollen Funktionsumfang gibt es nur mit Amazon Music Unlimited. Die Preise dafür liegen auf dem Niveau von Apple Music. Solo-, Familien- und Student:innen-Abos kosten also 10,99 Euro, 16,99 Euro und 5,99 Euro pro Monat. Als Prime-Kund:in spart man beim Individual-Abo nochmal einen Euro.
Dafür gibt es, genau wie bei Apple Music und Tidal, auch Dolby-Atmos-Support sowie zusätzlich das Sony-Format 360 Reality Audio. Die Qualität reicht bei Unlimited ebenfalls bis zu 24 Bit und 192 kHz. Anders als Tidal oder Apple Music hat Amazon Music außerdem auch Podcasts im Angebot, ein Hörbuch pro Monat gibt es ebenso dazu. Abgerundet wird das Angebot durch kuratierte Playlisten und ein Feature namens Maestro, das per KI Playlisten generiert und seit April 2024 in den USA verfügbar ist.
Midia-Schätzungen zufolge konnte Amazon Music Unlimited im vergangenen Jahr etwa 80 Millionen Abonnent:innen aufweisen. Dank der Marktmacht und dem großen Kund:innenstamm des E-Commerce-Anbieters kann sich die Firma von Geschäftsführer Andy Jassy auch leisten, Künstler:innen besser zu bezahlen. Im Ranking von Duetti belegt Amazon mit 8,80 Dollar pro 1.000 Streams den ersten Platz. Aber: Damit liegt Amazon immer noch bei weniger als der Hälfte der Vergütungshöhe bei Qobuz.
Youtube Music: Musikstreaming als Bonus
Das Wichtigste vorweg: Wer bei Youtube Music nach hochwertigem Sound sucht, wird nicht fündig. Selbst im Premium-Abo, das pro Monat 10,99 Euro für Einzelnutzer:innen, 5,50 Euro für Studierende und 16,99 Euro für Familien kostet, bleibt die Qualität bei maximal 256 kbit/s. Dolby Atmos oder Sonys Alternative sucht man vergeblich.
Dafür kann sich ein Blick auf Youtube Music für diejenigen lohnen, die sowieso schon ein Youtube-Premium-Abo abgeschlossen haben. Denn hier bekommt man für 12,99 Euro beide Dienste in der werbefreien Fassung. Im Hinblick auf den Musikkatalog steht Youtube Music der Konkurrenz in nichts nach. Auch hier gibt es rund 100 Millionen Songs sowie kuratierte und algorithmisch generierte Playlisten. Podcasts hat der Dienst ebenso im Portfolio, Hörbücher fehlen allerdings.
Ein interessantes Feature, das den Dienst von anderen Angeboten abhebt, ist Samples. Dabei handelt es sich um eine weitere Möglichkeit, neue Songs zu entdecken, die mechanisch wie Youtube Shorts, Instagram Reels oder TikTok funktioniert. Nur swipt man dabei nicht durch Clips, sondern durch Musikschnipsel.
Mit einer geschätzten Auszahlung von 4,80 Dollar pro 1.000 Streams liegt Youtube Music laut Duetti-Auswertungen im Mittelfeld. Wie lukrativ Youtube Music für den Mutterkonzern Alphabet ist, wird nicht klar, da dieser die einzelnen Segmente nicht gesondert ausweist. Ähnlich sieht es bei den Abozahlen aus. Laut Angaben der Plattform erreicht Youtube Premium schon 2022 die 80-Millionen-Abo-Marke. Wie viel davon auf Youtube Music entfällt, ist unklar.
Tidal: Streaming-Alternative vom Ex-Twitter-Chef
Anders als die Konkurrenz ist Tidal noch vergleichsweise jung. 2010 startet der Streaming-Dienst in Norwegen, im Oktober 2014 kommt das Angebot in die USA, das Vereinigte Königreich und nach Kanada. Im Januar 2015 kauft das von Rapper Jay-Z gegründete Investment-Vehikel Project Panther Bidco die Mutterfirma Aspiro für umgerechnet rund 60 Millionen Dollar. Neben Jay-Z halten auch Musiker:innen wie Rihanna, Alicia Keys, Madonna oder Jack White Anteile an der Firma.
Damit war Tidal lange Zeit der einzige Streaming-Dienst, der direkt in Künstler:innenhand war. 2021 kauft Square die Plattform für 300 Millionen Dollar. Square ist eine Tochterfirma von Block, der Krypto- und Blockchain-Firma von Ex-Twitter-Geschäftsführer Jack Dorsey. Seitdem scheint Tidal für Dorsey an Bedeutung verloren zu haben. In einem Brief an die Anteilseigner der Firma aus 2024 gab Block bekannt, Investitionen in Tidal weiter zurückzufahren.
Das hat auch das Angebot des Streaming-Diensts beeinflusst. Zwar gibt es auch hier rund 110 Millionen Songs, auch hier zahlen Nutzer:innen 5,99 Euro, 10,99 Euro und 16,99 Euro pro Monat für Student:innen-, Individual- und Familienabos. Songs in Master-Qualität und Support für Sony 360 Reality Audio werden aber 2024 inmitten von Sparmaßnahmen und Massenkündigungen ebenso gestrichen wie Podcasts, wie das Fachmagazin Ecoustics berichtet.
Was geblieben ist: kuratierte Magazinbeiträge und Playlisten, Musikvideos, mit 24 Bit und 192 kHz bessere Audioqualität als bei Spotify und Dolby-Atmos-Support. Mit dem DJ-Booth-Zusatz für neun Euro pro Monat können Zahlungswillige außerdem Spuren einzelner Songs und Musikvideos direkt in der Software von unterstützten Partnern remixen und als DJ-Stream teilen.
In Sachen Auszahlung liegt Tidal laut Duetti-Schätzungen zwischen Amazon und Apple Music. Heißt: Pro 1.000 Streams werden rund 6,80 Dollar ausgezahlt. In der schon erwähnten Midia-Analyse taucht Tidal nicht als eigener Dienst auf. Die Abonnent:innenzahlen dürften also eher im niedrigen Millionenbereich liegen. Eigene Zahlen veröffentlicht die Firma nicht.
Qobuz: Streaming und Store für Audiophile
Eines der am wenigsten bekannten Streaming-Angebote ist Qobuz. Der Dienst, der 2007 in Frankreich gegründet wurde, gibt keine offiziellen Zahlen zu Umsatz und Abonnent:innen heraus. Ende 2019 sollen allerdings rund 200.000 Menschen ein Abo abgeschlossen haben. Die dazugehörige Firma wurde bislang mit rund 24 Millionen Euro Fremdkapital mitfinanziert.
Der Katalog von Qobuz umfasst etwa 100 Millionen Songs, hat also eine ähnliche Bandbreite wie die meisten anderen Streaming-Dienste. In Sachen Soundqualität geht es hoch bis zu verlustfreiem Hi-Res-Audio in 24 Bit und 192 kHz. Aber: Ohne das richtige Equipment hört man das nicht, schon gar nicht über handelsübliche Bluetooth-Kopfhörer oder -Boxen.
Trotzdem muss man für diese Qualität zahlen. Das Solo-Abo kostet für ein Jahr 149,99 Euro, für die Monatsvariante werden 14,99 Euro fällig. Duo- und Familien-Abos belasten euer Konto mit 19,99 Euro pro Monat für zwei respektive 20,83 Euro pro Monat für sechs Konten bei jährlicher Zahlung. Das Studi-Abo gibt es für 5,99 Euro pro Monat, aber nur für Student:innen unter 25 Jahren.
Analog zu iTunes gibt es auch einen Store für digitale Alben. Hier kommt das Sublime-Abo für 16,99 Euro monatlich ins Spiel, denn damit spart man bis zu 60 Prozent bei Hi-Fi-Käufen im Onlineshop. Außerdem gibt es mit dem Qobuz Magazin noch Interviews und Albenrezensionen, im Qobuz Club treffen sich Hi-Fi-Fans zum Austausch.
Der französische Anbieter setzt also auf Community statt algorithmische Empfehlungen, ist aber teurer. Von den höheren Gebühren kommt aber auch mehr bei Künstler:innen an. In der Duetti-Studie taucht Qobuz zwar nicht auf, laut dem Dienst selbst bekommen Musiker:innen aber fast 20 Dollar für 1.000 Streams.
Deezer: Spotify-Konkurrenz aus Europa
Wer sein Geld nicht bei milliardenschweren US-Konzernen ausgeben möchte, Qobuz für zu teuer hält und trotzdem eine europäische Plattform nutzen will, kann zu Deezer greifen. Dafür müssen Nutzer:innen allerdings etwas mehr zahlen.
Das Solo-Abo kostet 11,99 Euro pro Monat, für Duo werden 15,99 Euro, für Family 19,99 Euro fällig. Alle Abos lassen sich für einen Monat testen. Ein netter Bonus: Wer ein RTL-Plus-Abo besitzt, hat schon Zugriff auf den Streaming-Dienst.
Außerdem gibt es eine Gratis-Variante des Diensts, der aber die gängigen Einschränkungen aufweist. Songs können damit nicht gezielt abgespielt und offline gehört werden, die Soundqualität ist niedriger, zwischendurch gibt es Werbung.
Laut Deezer selbst haben Nutzer:innen Zugriff auf 120 Millionen Songs, auch Podcasts finden sich im Repertoire des französischen Streaming-Diensts. Abgesehen davon gibt es einige Features, die man so nicht bei anderen Plattformen findet. Mit Shaker lassen sich beispielsweise plattformübergreifend geteilte Playlists bauen. Flow ist ein Tool, mit dem sich unendliche personalisierte Mixe nach Genre und Stimmung generieren lassen. Und Songcatcher identifiziert wie der bekannte Dienst Shazam in der Umgebung abgespielte Musik.
Dafür müssen Deezer-Abonnent:innen aber Abstriche bei der Soundqualität machen. Statt 24 Bit und 192 kHz wie bei vielen Konkurrenzangeboten ist bei Deezer bei CD-Qualität, also 16 Bit und 1.411 kbit/s, Schluss. Wer nicht gerade eine tausende Euro teure High-End-Anlage oder spezialisierte Hardware zu Hause hat, dürfte allerdings keinen Unterschied hören. Etwas ärgerlicher: 3D-Audio fehlt bei Deezer komplett.
Im Duetti-Vergleich liegt der französische Anbieter mit 4,80 Dollar pro 1.000 Streams gleichauf mit Youtube Music. Anders als ein Großteil der Konkurrenz weist Deezer auch aus, wie viele Abonnent:innen den Dienst nutzen. Laut Jahresbericht für 2024 waren das zu Ende vergangenen Jahres rund zehn Millionen Menschen.