Stand der Digitalisierung: Luxemburg europäischer Spitzenreiter, Deutschland rutscht ab

Digitalministerin Dorothee Bär hat noch viel Arbeit vor sich. (Foto: dpa)
Die Ergebnisse des neuen Cisco Digital Readiness Report 2019 werfen auf den ersten Blick ein negatives Licht auf den Zustand der Digitalisierung, den von Cisco und Gartner so bezeichneten „digitalen Reifegrad“, Deutschlands. So rutschte das Land von Platz 6 auf Platz 14 im Vorjahresvergleich ab. Bei näherem Hinsehen zeigt sich jedoch, dass sich Deutschland durchaus verbessert hat.
Mit einem Index-Wert von 17,85 liegt Deutschland auf der höchsten Stufe des digitalen Reifegrades, der sogenannten Verstärkungsphase. Zwar konnte Deutschland seinen Reifegrad um 0,17 Punkte verbessern, andere Länder waren indes schneller. Spitzenreiter ist Singapur mit einem Index von 20,26 auf einer bis 25 gehenden Skala.
Zudem verdrängen die Neuzugänge Luxemburg auf Platz 2 des Rankings und Island auf Platz 9 Deutschland aus den Top 10. Die waren im Vorjahr noch nicht vertreten. Cisco hatte für dieses Jahr 23 weitere Länder in die Untersuchung aufgenommen.
In vier von sieben Bewertungskategorien hat sich Deutschland verbessert, in der Kategorie „Technologische Infrastruktur“ sogar eine Verschlechterung hinnehmen müssen. Und in der Kategorie „Wirtschaftliche Rahmenbedingungen“ stagniert Deutschland zwar, allerdings auf dem zweiten Platz im Ländervergleich.

Ciscos Digitalisierungsstudie: Deutschland im Detail. (Grafik: Cisco/Gartner)
Die Daten für sein auf sieben Kategorien, basierendes Bewertungssystem erhält Cisco aus Quellen wie der Weltbank, dem Weltwirtschaftsforum, von Gartner und den Vereinten Nationen. Berücksichtigt werden nur Daten, die es international in standardisierter Form gibt.
Das transparente Bewertungsergebnis bietet den untersuchten Ländern in sich etliche Ansätze für Verbesserungen. Cisco gibt jedoch jedem Land zusätzlich dezidierte Empfehlungen an die Hand. Für Deutschland formulieren die Studienverfasser vier Empfehlungen.
Wichtig sei es, Startups in Deutschland leichteren Zugang zu mehr Daten zu verschaffen. Dies sei zur Entwicklung neuer Dienste unumgänglich. Zudem müsse die Wachstumsfinanzierung für Startups nach der initialen Phase überdacht werden. Hier gestalte sich die Akquisition von Kapital zu schwierig. Zudem müsse der 5G-Netzausbau deutlich beschleunigt werden, um die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft zu verbessern. Zu guter Letzt empfehlen die Studienverfasser einen Ausbau der Angebote zur Aus- und Weiterbildung rund um die Digitalisierung.
Abschließend sei erwähnt, dass die Untersuchungen sämtlich vor der Coronakrise abgeschlossen wurden. Es wird spannend zu sehen sein, wie sich der durch die Pandemie ausgelöste Digitalisierungsschub auf die Ergebnisse des laufenden Jahres auswirken wird.
Uwe Peter, Deutschlandchef von Cisco, ist jedenfalls guter Dinge. „Wenn es darauf ankommt, kann Deutschland Digitalisierung auch in Lichtgeschwindigkeit“, gibt er zu Protokoll. Und: „In den letzten Wochen haben wir gesehen, wie ein digitales Deutschland aussehen kann. Wir haben Technologien dazu genutzt, unser Zusammenleben, unsere Wirtschaft sowie unsere Verwaltungs-, Regierungs-, Bildungs- und Gesundheitssysteme aufrechtzuerhalten. Und wir haben gemerkt: Es funktioniert. Das sollte uns Mut machen, den Weg der Digitalisierung noch entschlossener weiterzugehen. Denn der Digital Readiness Index zeigt, das wir in Deutschland noch einiges zu tun haben.“
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