Android und iOS: So schützt ihr eure Standort-Daten vor neugierigen Apps

Viele iOS- und Android-Apps verfügen über eine Funktion, mit denen die Standortdaten des Smartphones ausgelesen werden kann. Bei manchen Anwendungen ist das Feature sinnvoll, ja, sogar notwendig – hier seien etwa Karten- oder Navi-Apps wie Google Maps, Apple-Karten oder Tomtom zu nennen.
Ebenso in anderen Diensten aus den Bereichen Mobilität, Fotografie oder sogar Dating sind Standortdaten erforderlich. Denn sie nutzen unsere Ortsdaten, um Fahrzeuge in der Nähe zu finden, anzuzeigen, wo wir ein Foto aufgenommen haben, oder potenzielle Partner oder Partnerinnen im Umkreis zu finden. Selbst Radio-Apps können auf unsere Ortsdaten zugreifen, damit sie uns lokale Sender anzeigen können und wir Zeit und Nerven sparen, passende Radiostationen zu finden. Einige dieser Apps müssen aber nicht auf den Punkt genau wissen, wo wir uns aufhalten – bei anderen sollte diese Funktion komplett gekappt werden.
Location-Tracking unter Android und iOS: Apps können euch auf Schritt und Tritt verfolgen
Denn leider missbrauchen zahlreiche Apps diese Funktion, um mit unseren Standortdaten Geld zu verdienen. Daher integrieren unseriöse Entwickler:innen teils sogar in kostenlosen Spielen, Taschenlampen- oder Rechner-Apps entsprechende Schnittstellen. Zuletzt sorgte das Datenleck des Standortdatenbrokers Gravy Analytics für Aufsehen, durch das Standortdaten von Millionen Menschen weltweit abgegriffen wurden.
Ebenso nicht vergessen dürfen wir die Recherche von netzpolitik.org und dem Bayerischen Rundfunk, die Mitte 2024 aufzeigte, dass Datenhändler 3,6 Milliarden Standortdaten verteilt auf rund elf Millionen Endgeräte aus Deutschland verkauft hatten. Dieser massive Datensatz stammte nur aus einem Erfassungszeitraum von zwei Monaten Ende 2023.
Mittels der Ortsdaten konnten laut Netzpolitik gar Bewegungsprofile von Millionen von Menschen aus Deutschland analysiert werden: „Sie lassen etwa Rückschlüsse zu, wo sie arbeiten, wohnen, einkaufen oder spazieren gehen, ob sie ins Krankenhaus, in die Kita oder ins Bordell fahren“, schreibt Netzpolitik.
Apple und Google dämmen Standort-Tracking auf iOS und Android ein – Nutzer:innen müssen dennoch aufpassen
Apple und Google sind diese Praktiken von Entwickler:innen und Werbetreibenden bekannt und ein Dorn im Auge. Daher sorgen sie in ihren Betriebssystemen dafür, dass nicht jede App unsere Daten sammeln, an Dritte verkaufen und so zu Geld machen kann.
Android und iOS ermöglichen Nutzer:innen daher schon seit Jahren festzulegen, ob Apps Informationen über unseren Standort erhalten dürfen oder nicht. Unter Android wird etwa schon vor dem ersten App-Start gefragt, ob eine App Zugriff auf die Standortdaten eines Smartphones erhalten darf. Statt die Berechtigungsanfragen einfach schnell wegzudrücken, sollten Nutzer:innen bei jeder neuen Anwendung besser zweimal hinsehen, welche Erlaubnisse sie ihnen erteilen.
Zudem sollten auch die jeweiligen Werbetracking-Optionen unter Android und iOS abgeschaltet werden. Damit kann immerhin kein gezieltes Werbetracking mehr erfolgen.

Kann nicht schaden: Unter Android und iOS könnt ihr Werbe-IDs löschen oder abschalten. (Screenshots: t3n)
Android und iOS ermöglichen granulare Rechte-Einstellungen für Apps
Apple und Google bieten zudem verbesserte Einstellungen für eine granulare Freigabe der Standortdaten und weitere Berechtigungen in ihren Systemen an. Bis dahin bestand jahrelang lediglich die Option, Apps Zugriff auf den Standort zu erlauben oder nicht.

Den schnellsten Zugriff auf die Datenschutzeinstellung bekommt ihr über die Schnelleinstellungen: einfach die Benachrichtigungsleiste herunterziehen und drauftippen. Je nach Android-Smartphone kann es sein, dass sie nicht vorhanden ist und ihr die Funktion erst über die Schnelleinstellungs-Settings hinzufügen müsst. (Screenshots: t3n)
Mit Android 10 zog bereits die Möglichkeit ein, den Zugriff von Apps auf Ortsdaten nur dann zu erlauben, wenn die App gerade aktiv benutzt wird. Dadurch wurde verhindert, dass Anwendungen im Hintergrund unbemerkt die Strecken und Orte der Nutzer:innen aufzeichnen können.
Mit Android 11 setzte Google den Ausbau des Privatsphärenschutzes konsequent fort: Die OS-Version erhielt Einmalberechtigungen für Apps, die ähnlich auch in iOS 13 zu finden sind. Der oder die Nutzer:in kann Anwendungen eine einmalige Berechtigung gewähren – nicht nur beim Zugriff auf den Standort, sondern auch auf Mikrofon oder Kamera. Sobald die App nicht mehr verwendet wird, verliert sie automatisch den Zugriff auf die betreffenden Schnittstellen. Bei der nächsten Nutzung muss die Anwendung erneut um Erlaubnis bitten.
Zudem wird sowohl von Google als auch Apple für Entwickler:innen die dauerhafte Standortabfrage im Hintergrund erschwert. Wer einen permanenten Zugriff auf die Standortdaten auf dem Smartphone haben will, muss die Nutzer:innen dazu bringen, die entsprechende Einstellung jeweils manuell aktivieren zu wollen. Das bisherige Dialogfenster beim ersten Start der App reicht nicht mehr aus. Zudem verlangt Google, dass die App die Nutzer:innen umfassend informieren muss, warum eine dauerhafte Standortfreigabe erforderlich ist.

Googles Privacy-Dashboard in Android hilft dabei, die Kontrolle zu behalten. (Bild: Google)
Mit Android 12 hat Google ein sogenanntes Privacy-Dashboard in Android integriert, in dem deutlich aufgezeigt wird, welche Apps auf welche Daten wie oft zugreifen. Von diesem Dashboard aus könnt ihr App-Berechtigungen schnell widerrufen.
Zusätzlich hat Google in den Systemeinstellungen einen separaten Punkt „Standort“, unter dem aufgelistet ist, welche Apps euren Standort verwenden. Hier könnt ihr zudem alle Standorteinstellungen der Apps einsehen und jeweils einstellen, ob und wann sie auf euren Standort zugreifen dürfen.
Außerdem lässt sich festlegen, ob eine App den genauen Standort oder nur den ungefähren erhalten darf. Die ungefähre Position genügt etwa für Wetter-Apps und ähnliche, während Mobilitätsdienste einen präziseren Standort benötigen – aber auch nur dann, wenn ihr die App verwendet. Dies lässt sich ebenfalls einstellen.

Viele Wege führen in Android zu den Systemeinstellungen der Standortberechtigungen. (Screenshots: t3n)
Möchtet ihr die Berechtigungen einer bestimmten App einsehen, geht das auch direkt vom Homescreen aus: Ein Langdruck auf das App-Icon öffnet einen Dialog, in dem ihr auf App-Info tippen müsst. Hier findet ihr viele Details über die App und unter dem Punkt Berechtigungen könnt ihr einsehen, auf welche Schnittstellen sie zugreifen darf. Gegebenenfalls justiert ihr nach.

Über die App-Info gelangt ihr unter Android am schnellsten in die Einstellungen zum Festlegen der Berechtigungen. (Screenshot: t3n)
iOS: So geht es auf dem iPhone
Auf iPhones ist der Weg zu den Standorteinstellungen ähnlich. Nur findet ihr die entsprechenden Optionen in den Einstellungen unter Datenschutz und Sicherheit. Dort befindet sich der Punkt „Ortungsdienste“. Hier werden alle Apps aufgelistet, die ihr installiert habt. Es ist hier zudem rasch ersichtlich, welche Anwendungen auf eure Standortdaten zugreifen. Tappt ihr auf eine der Apps, könnt ihr weitere Details einsehen und nachträglich festlegen, ob sie überhaupt wissen dürfen, wo ihr euch aufhaltet. Ebenso könnt ihr festlegen, ob eine App wirklich euren genauen Standort wissen darf.

Unter iOS findet ihr die Standortberechtigungen unter Datenschutz und Sicherheit. (Screenshots: t3n)
Praktisch ist unter iOS zudem, dass ihr schon auf dem Homescreen sehen könnt, wenn eine App euren Standort aktiv abruft. Dann leuchtet nämlich ein kleiner Punkt oben im Bildschirm auf. Bei aktuellen Modellen mit Dynamic Island ist der Indikator dort zu finden. Wischt ihr von rechts oben in den Bildschirm hinein, zeigt euch das Kontrollzentrum an, welche App sich für euren Standort interessiert.

iOS bietet euch einen schnellen Blick darauf, welche App euren Standort lokalisiert. (Screenshots: t3n)
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