
Das Internet ist ein hektischer Ort. Überall ploppt Werbung auf, neue Reize und Informationen auf jeder Webseite.
Deswegen ist es Zeit abzuschalten – zumindest wenn man dem norwegischen Browserbetreiter Opera glauben schenken darf. Der hat mit Opera Air den ersten „achtsamen Browser“ veröffentlicht – und das völlig kostenlos. Doch wie sieht so ein mindful Browser aus?
Opera Air kommt in einem schlanken Design daher. Das O-Logo des Browsers ist alá McDonalds dunkelgrün eingefärbt. Das Hintergrundbild erinnert an die Frutiger-Aero-Zeit der 2000er. Auch Operas-KI-Chatbot Aria ist in der Seitenleiste zu finden. ChatGPT sowie fast jedes erdenkliche Social Network lassen sich auch hinzufügen – nur die Entspannung leidet dann unter den Notifikationen von Whatsapp, Instagram und Tiktok.
Einmal Browser mit Entspannungsmelodien
Neben den üblichen Browser-Funktionen bietet Opera Air verschiedenste Achtsamkeits-Features. So will der Browser über sogenannte Boosts „verschiedene Gehirnwellen durch binaurale Beats“ stimulieren. Das soll laut Opera die Kreativität fördern, Stress abbauen oder auch bei der Konzentration helfen.

Unterschiedliche Boosts sollen User:innen des Browsers in die passende Stimmung bringen. (Screenshot: Opera/ t3n).
Für mich klingt das wenig überzeugend. Allerdings muss ich gestehen: Es hat geholfen. Während ich diesen Text geschrieben habe, lief immerzu der „Kreativitätsschub“. Der klingt ein bisschen wie eine Mischung aus einem LoFi-Beat zum Lernen und dem Minecraft-Soundtrack. Aber braucht es dafür eine Seitenleiste? Nein, ein Youtube-Video im Hintergrund reicht da komplett aus. Eine nette Spielerei sind die entspannenden Klänge trotzdem.
Zeit für eine Pause
Ein weiteres Feature, das in der Seitenleiste des achtsamen Browsers zu finden ist, ist die Pausenfunktion. Opera Air erinnert einen nämlich daran, regelmäßig zu entspannen. Die genaue Zeitspanne, in der das passiert, kann man selbst bestimmen. Um runterzukommen, stellt Opera Air mehrere unterschiedlich lange Programme zur Verfügung: eine Atemübung, eine Nackenübung, eine Meditation und einen Ganzkörper-Scan. Begleitet werden die Übungen von der femininen Stimme Emma oder der maskulinen Stimme Alex. Über die Zeit füllt sich das Icon langsam auf.

Der Browser leitet die Übungen über den ganzen Bildschirm an und verfolgt die Ausführung über die Kamera. (Screenshot: Opera/ t3n).
Beginnt man eine Übung, stehen einem verschiedene Optionen zur Verfügung. So gibt es mit „Entstressen“, „Erfrischen“, „Box“ und „Entspannen“ vier Übungen zum Runterkommen. Bei der Nackenübung lässt sich die Kamera einschalten, die erkennt, wie weit man mit den Übungen ist. Dadurch passt sich auch die Dauer auf das eigene Tempo an.
In einer hektischen Büroatmosphäre habe ich mich mit der Atem- und Nackenübung eher deplatziert gefühlt und habe mich in einen Meeting-Raum zurückgezogen. Will man eine kurze Atempause machen, zeigt ein Kreis an, wann man ein- oder ausatmen soll. Begleitet wird jede Übung von Emma oder Alex.
Der Gimmick-Browser
Opera Air ist nicht der einzige Browser des Anbieters mit einem einzigartigen Gimmick. So ist der „Opera GX“-Browser speziell auf Gamer:innen ausgelegt. GX kommt statt Entspannungspausen mit weiteren Anpassungsoptionen, die Gaming-typisch alle sehr starke Farbkontraste haben. Auch Services wie Twitch und Discord haben kleine Hubs in der Seitenleiste.
Opera Air ist kein komplett neu-gedachter Browser. Auch die Entspannungsfunktionen haben das Rad nicht neu erfunden. Wer Hintergrundmusik benötigt, wird auch bei Youtube fündig. Vergleichsweise bessere Achtsamkeitsübungen gibt es meiner Meinung nach zum Beispiel bei Mindspace – allerdings für fast 60 Euro pro Jahr.
Klar, Opera Air ist kostenlos. Aber auch in den Chrome-Extentions finden sich viele Extensions wie Breathhh oder Break Timer, mit denen User:innen regelmäßige Atempausen machen können. Wer mehr Achtsamkeit im Leben hätte, muss also nicht unbedingt auf Opera Air wechseln.