Schläfchen im Homeoffice? Gar nicht so ungewöhnlich

Das Mittagstief ist wohl vielen Büroarbeitenden ein Begriff. Nach der Mittagspause und mit vollem Magen stellt sich eine gewisse Trägheit ein. Das Denken fällt schwerer und die Produktivität erfährt einen spürbaren Dämpfer.
Was im klassischen Büroalltag mit einer Tasse Kaffee durchgestanden werden muss, lässt sich im Homeoffice ganz anders lösen, denn: Zu Hause sind die Voraussetzungen für einen Powernap optimal. Schnell auf die Couch, Vorhänge zu, die Ruhe genießen und für 20 bis 30 Minuten ausruhen – dann steht nachweislich auch wieder mehr Energie zur Verfügung.
Wie viele Büroarbeitenden die Homeoffice-Bedingungen tatsächlich regelmäßig für ein kleines Schläfchen nutzen, zeigt nun die „Schlafstudie 2024“ der Pronova Betriebskrankenkasse (BKK). Allgemein sind es vier von zehn Arbeitenden, die sich gerne mal hinlegen. Spannend sind aber auch die Unterschiede zwischen den Generationen.
Müde Generation Z: 18- bis 29-Jährige gönnen sich am ehesten eine Ruhepause
Laut den durch die Pronova BKK erhobenen Daten, sind es vor allem die jungen Arbeitenden, die am meisten Erholungsbedarf zeigen. So gaben 64 Prozent der 18- bis 29-jährigen Befragten an, häufig müde zu sein. Mit zunehmendem Alter nahm dieser Wert immer weiter ab. Von den über 60-Jährigen gaben lediglich 34 Prozent an, sich während des Arbeitstages erschöpft zu fühlen.
Dazu passen auch die Werte für das Halten eines Mittagsschlafs: 60 Prozent der 18- bis 29-Jährigen gönnen sich regelmäßig im Homeoffice ein kleiner Powernap, mit zunehmendem Alter der Befragten sinkt der Wert. Von den 40- bis 49-Jährigen legt sich noch rund ein Drittel während des Arbeitstages mal hin. Bei den 50- bis 59-Jährigen sind es nur 28 Prozent.
Schläfchen bei der Arbeit: Für Ältere noch immer ein Tabu
Während sich eindeutig ein Zusammenhang zwischen Erholungsbedarf und dem Halten eines Powernaps feststellen lässt, dürfte es aber noch andere Gründe für die unterschiedlichen Gewohnheiten der Generationen geben.
Beratungsarzt Gerd Herold von der Pronova BKK sagt in einer Pressemitteilung zur Studie: „Während die Jüngeren offener mit kurzen Erholungspausen umgehen und sie als normal empfinden, ist bei älteren Berufstätigen meist eine andere Einstellung zu beobachten. Viele sind mit dem Gedanken aufgewachsen, dass Schlafen während der Arbeitszeit tabu ist. Die Generation Z hingegen sagt: ‚Wenn ich müde bin, mache ich einen Powernap und arbeite danach produktiver weiter‘.“
Und die jungen Berufstätigen haben damit auch recht: Ein Powernap kann die Konzentration wiederherstellen und die Produktivität damit verbessern. Der Meinung ist auch Herold: „Ein Kurzschlaf wirkt besser als eine Tasse Kaffee.“
Powernap im Homeoffice: Darauf ist zu achten
Beim Powernap kommt es aber vor allem auf das richtige Maß an. t3n-Autor Andreas Weck hat sich 2024 ausführlich mit Gesundheitswissenschaftlerin Maria Schumann darüber unterhalten.
Sie betont nicht nur, dass ein Mittagsschlaf für die gewünschten Effekte nicht länger als 20 Minuten dauern sollte, sondern weist auch darauf hin, dass nicht alle Menschen in gleichem Maße profitieren. Wer ohnehin unter Schlafproblemen leide, sollte das Schläfchen am Tag eher sein lassen.
Nicht vergessen sollten Powernapper zudem, dass die Ruhepause aus arbeitsrechtlicher Sicht grundsätzlich in der Pause erfolgen sollte. „Grundsätzlich kann ein Powernap im Homeoffice durchaus zulässig sein – allerdings nicht während der Arbeitszeit“, erklärt Nicole Mutschke, Rechtsanwältin und Fachanwältin für Arbeitsrecht, gegenüber der Pronova BKK. Sie rät zu klaren Absprachen bezüglich der Erreichbarkeit.
Im Zweifel spricht nichts dagegen, das ruhige Homeoffice zu nutzen, um das Mittagstief mit einem kurzen Schläfchen zu überwinden.