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Zwei Wochen ohne Apps: So verbessert sich dein Gehirn laut Studie

Zwei Wochen ohne mobiles Internet klingen für viele wie ein Albtraum. Doch genau dieser Verzicht auf Apps, Social Media und Webseitenkonsum könnte nach aktuellen Forschungsergebnissen die geistige Leistungsfähigkeit deutlich verbessern.

3 Min.
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Der Verzicht auf Apps, Social Media und Webseitenkonsum auf dem Smartphone hat viele positive Effekte. (Bild: Dall-E/t3n)

Forscher:innen der University of British Columbia mit Sitz im kanadischen Vancouver haben in einer im Februar publizierten neuen Studie gezeigt, dass das Blockieren von mobilem Internet auf dem Smartphone kognitive und psychische Funktionen messbar verbessert.

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Eine Studie mit radikal einfachem Ansatz

Das Besondere an der Studie ist, dass die Intervention bewusst minimalinvasiv gesetzt wurde. Die Teilnehmer:innen konnten weiter telefonieren und SMS schreiben, aber zwei Wochen lang keine Apps, soziale Netzwerke oder Websites per Smartphone nutzen. Der Zugriff auf das Internet blieb nur über stationäre Geräte möglich.

Insgesamt nahmen 467 Personen an der randomisiert-kontrollierten Studie teil. Die eine Hälfte deaktivierte das mobile Internet sofort, die andere zwei Wochen später. Eine App überwachte objektiv, ob die Internetblockade eingehalten wurde.

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Nach Internet-Abstinenz: Zehn Jahre kognitiver Vorsprung

Die Ergebnisse sind bemerkenswert: Die Fähigkeit zur anhaltenden Aufmerksamkeit stieg deutlich an. Gemessen wurde sie mit dem sogenannten gradCPT-Test – einem etablierten Verfahren, das prüft, wie gut man visuelle Reize über längere Zeit fokussiert wahrnehmen kann. Der gemessene Effekt entsprach dem, was man sonst als altersbedingten Abbau über ein ganzes Jahrzehnt beobachten würde – nur eben in umgekehrter Richtung.

Auch das subjektive Wohlbefinden und die psychische Gesundheit verbesserten sich signifikant. Mehr als 90 Prozent der Teilnehmer:innen zeigten in mindestens einem dieser Bereiche Fortschritte.

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Die Forscher:innen sprechen von Effekten auf das Wohlbefinden, die größer ausfielen als jene vieler Antidepressiva – ein Vergleich, den die Studie mit den Worten „thought-provoking“ (zu Deutsch etwa: „zum Nachdenken anregend“) vorsichtig einordnet, aber statistisch untermauert.

Warum funktioniert das?

Die Studie untersuchte auch die Mechanismen hinter den Effekten. Es zeigte sich, dass die Teilnehmer:innen während der Internetpause deutlich mehr Zeit offline verbrachten. Sie trafen sich häufiger persönlich mit anderen, waren mehr in der Natur unterwegs, schliefen besser und fühlten sich stärker sozial eingebunden. Diese Veränderungen vermittelten die positiven Effekte auf Wohlbefinden und psychische Gesundheit – nicht aber den Zuwachs bei der Aufmerksamkeit.

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Letzterer blieb ein Rätsel – möglicherweise auch deshalb, weil viele psychologische Modelle zur Erklärung von Aufmerksamkeit noch nicht auf die ständige Reizflut mobiler Geräte ausgelegt sind. Jedenfalls konnte keiner der untersuchten Mediatoren – weder Schlaf noch Selbstkontrolle oder reduzierte Medienzeit – erklären, warum sich die Aufmerksamkeit so stark verbesserte.

Nicht alle profitierten gleich

Teilnehmende mit ausgeprägter „Fear of Missing Out“, kurz FoMO, profitierten besonders in Bezug auf psychische Gesundheit und Wohlbefinden. „Fear of Missing Out“ (zu Deutsch etwa: „Angst, etwas zu verpassen“) bezeichnet die durch soziale Medien verstärkte Sorge, andere könnten gerade erfüllende Erfahrungen machen, während man selbst außen vor bleibt. Das Phänomen gilt als einer der wichtigsten Treiber von Onlinesucht und exzessiver Smartphone-Nutzung.

Wer Symptome von ADHS hatte, verbesserte vor allem seine selbstberichtete Aufmerksamkeit. ADHS steht für Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung. Die neurologische Entwicklungsstörung äußert sich durch ausgeprägte Unaufmerksamkeit, Impulsivität und – primär bei Kindern – starke körperliche Unruhe. Auch bei Erwachsenen kann ADHS die Fähigkeit beeinträchtigen, sich zu fokussieren oder Ablenkungen zu widerstehen.

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Der objektive Aufmerksamkeitsgewinn war hingegen bei allen vergleichbar. Die Studienautor:innen betonen, dass die Effekte trotz geringer Compliance (nur 25 Prozent hielten die Blockade konsequent durch) signifikant blieben. Die sogenannte Intention-to-Treat-Analyse zeigte, dass selbst der bloße Versuch, das Internet zu blockieren, messbare Effekte haben kann.

Eine Intention-to-Treat-Analyse wertet alle Teilnehmer:innen einer Studie in der Gruppe aus, der sie ursprünglich zugewiesen wurden – unabhängig davon, ob sie die auferlegten Interventionen tatsächlich vollständig umgesetzt haben. Damit lassen sich Ergebnisse gewinnen, die näher an realen Bedingungen liegen – ohne Verzerrungen durch Ausfälle oder mangelnde Mitwirkung.

Offene Fragen und Grenzen der Studie

Die Ergebnisse sind eindrucksvoll, doch sie haben Grenzen. Die Stichprobe bestand überwiegend aus jungen, motivierten iPhone-Nutzer:innen aus Nordamerika – sie ist also nicht repräsentativ. Auch mögliche Erwartungseffekte, also die Annahme der Teilnehmer:innen, die Maßnahme müsse eine positive Wirkung haben, lassen sich nicht vollständig ausschließen.

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Zudem blieb unklar, warum sich hauptsächlich die Aufmerksamkeit verbesserte, obwohl kein vermittelnder Mechanismus identifiziert werden konnte. Die Forschenden regen deshalb weiterführende Studien an – etwa mit gezielten Blockaden einzelner Apps oder zu bestimmten Tageszeiten.

Was heißt das für den Alltag?

Die Botschaft der Forscher:innen ist nicht, das Smartphone wegzuwerfen. Vielmehr plädieren sie für bewusst eingeführte Pausen vom mobilen Internet – idealerweise unterstützt durch Technik, etwa per App oder Zeitsperre.

Dass Unternehmen wie Freedom entsprechende Apps entwickeln, ist dabei kein Zufall. Die Studienergebnisse könnten solchen Tools künftig Rückenwind geben – vorausgesetzt, Nutzer:innen sind bereit, ihr Gehirn gelegentlich auch mal offline gehen zu lassen.

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Wer sich für alle methodischen Details, Effektstärken, möglichen Verzerrungen und offenen Forschungsfragen interessiert, findet die vollständige Originalpublikation der Studie frei zugänglich im Fachjournal PNAS Nexus.

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