Studie zeigt: Jeder zweite Arbeitnehmer erlebt „Quiet Cracking“ – und die meisten merken es nicht mal
Der Arbeitsmarkt sieht sich mit vielfältigen Herausforderungen konfrontiert. Neben dem bekannten Fachkräftemangel, also der Schwierigkeit, qualifiziertes Personal zu gewinnen, wird es für Unternehmen aber auch immer wichtiger, die Zufriedenheit und Motivation ihrer bestehenden Belegschaft im Blick zu behalten. Wie Fast Company berichtet, hat eine aktuelle Studie nämlich ein neues Phänomen identifiziert, das vielen Führungskräften noch nicht bewusst ist: „Quiet Cracking“. Was steckt dahinter?
Vor allem Jüngere kämpfen mit Unzufriedenheit im Job
Die Stimmung in der deutschen Arbeitswelt ist angespannt. Laut einer aktuellen Studie der Unternehmensberatung EY sind 28 Prozent der Beschäftigten bei der Arbeit nicht motiviert. An der Studie, die alle zwei Jahre durchgeführt wird, nahmen über 2.000 Arbeitnehmer:innen in Deutschland teil. Aktuell bezeichnen sich nur 34 Prozent der Befragten als uneingeschränkt zufrieden mit ihrer Arbeitssituation. Besonders stark ist der Rückgang der Zufriedenheit unter Jüngeren: Während sich hier vor zwei Jahren noch 54 Prozent als zufrieden einstuften, sind es heute nur noch 33 Prozent – ein Rückgang um 21 Prozent.
Die Gründe für diese Entwicklung sind vielfältig. Am häufigsten wird fehlende Anerkennung genannt: Fast ein Drittel (30 Prozent) der Befragten fühlt sich für die eigene Leistung nicht ausreichend wertgeschätzt. Laut einer Analyse von TalentLMS kann genau das zum sogenannten „Quiet Cracking“ führen: Der Begriff beschreibt Mitarbeiter:innen, die ihre Arbeit eigentlich mögen, sich aber zunehmend übersehen und in ihrer Entwicklung blockiert fühlen. Die Unzufriedenheit wächst schleichend, bis sie die Motivation komplett untergräbt – mit spürbaren Folgen für Aufmerksamkeit und Leistungsfähigkeit.
Wenn die Motivation zerbricht, sind die Kosten enorm
„Quiet Cracking ist der schleichende Verlust von Arbeitszufriedenheit von innen heraus“, heißt es in der TalentLMS-Studie. „Im Gegensatz zum Burnout äußert es sich nicht zwingend in Erschöpfung. Und anders als Quiet Quitting wirkt es sich nicht sofort auf Leistungskennzahlen aus. Aber es ist genauso gefährlich.“ Die Umfrage zeigt, dass 54 Prozent der befragten US-Arbeitnehmer:innen in letzter Zeit mindestens eine Facette von „Quiet Cracking“ erlebt haben, 20 Prozent sogar häufig oder dauerhaft.
Besonders tückisch ist, dass „Quiet Cracking“ für Führungskräfte schwer zu erkennen ist, weil die Entwicklung schrittweise erfolgt. Was zunächst wie eine harmlose Unzufriedenheit wirkt, kann sich im Laufe der Zeit zu einer ernsthaften inneren Distanzierung entwickeln. Viele Betroffene bleiben nach außen hin engagiert, erledigen ihre Aufgaben – kämpfen innerlich aber mit dem Gefühl, in einem Hamsterrad festzustecken. Die wirtschaftlichen Folgen sind enorm: Laut einer Gallup-Studie verursacht mangelndes Engagement jährlich weltweit 8,8 Billionen US-Dollar an Produktivitätsverlusten.
Echte Wertschätzung muss nicht groß oder teuer sein
Die Ursachen von „Quiet Cracking“ sind bekannt – und damit auch die Stellschrauben, an denen Unternehmen drehen können. In der Umfrage von TalentLMS nannten die Befragten mangelnde Wertschätzung, unzureichende Kommunikation und fehlende Perspektiven für ihre Weiterentwicklung als Hauptgründe für ihre Unzufriedenheit. Wer dem stillen Motivationseinbruch vorbeugen will, muss also genau hier ansetzen. Besonders wichtig ist es, individuelles Feedback in persönlichen Gesprächen einzuholen, um mögliche Probleme frühzeitig zu erkennen.
Gleichzeitig müssen Führungskräfte lernen, regelmäßig Wertschätzung für ihre Teams auszusprechen. Dabei geht es nicht nur um große Erfolge, sondern auch um die kleinen Anstrengungen des Alltags. Gerade in Zeiten des Fachkräftemangels ist es für Arbeitgeber:innen entscheidend, nicht nur um neue Talente zu werben, sondern auch ihre bestehenden Teams langfristig zu binden. Denn nur, wer sich gesehen und gehört fühlt, bleibt motiviert und bringt sich dauerhaft mit voller Kraft ein.
Dieser Artikel wurde ursprünglich am 08.08.2025 veröffentlicht, interessiert jedoch immer noch sehr viele unserer Leser:innen. Deshalb haben wir ihn hier nochmals zur Verfügung gestellt.