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SXSW 2019: Wer repariert das Internet?

Auch in diesem Jahr kamen mehr als 50.000 Besucher zur SXSW ins texanische Austin, um sich über Trends der digitalen Welt auszutauschen. Unsere Gastautoren fassen die Highlights zusammen.

4 Min. Lesezeit
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(Foto: ARTUS Interactive)

Dreißigste Geburtstage gehen an keinem spurlos vorbei. Und so überrascht es nicht, dass auch das Internet nicht unbeschwert feiert. Tim Berners Lee, Begründer des World Wide Web, warnt zum Jubiläum vor dem Missbrauch und überhaupt ist die Vertrauenskrise bei allen angekommen: Fake News & Co. lassen grüßen. Kein Wunder also, dass sich auch die SXSW 2019 mit den Leiden des Geburtstagskindes beschäftigt.

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Konkret werden unterschiedliche Themen und Lösungsansätze diskutiert. So ist staatliche Regulierung ein Thema, bis hin zur Zerschlagung der großen Player, wie es US-Senatorin Elizabeth Warren unter Beifall des SXSW-Publikums fordert. Auch technologische Ansätze wie ein dezentrales Internet können zur Heilung beintragen. Letztlich – und dieser Ansatz spiegelt sich in vielfachen Apellen der Redner auf der Konferenz wider – kann es uns aus eigener Kraft heraus gelingen, das Internet wieder in die Spur bringen. Schon die Opening Keynote von Brené Brown, Autorin und Professorin an der University of Houston, beschäftigte sich daher nicht mit Technologie, sondern mit Empathie und Beziehungen.

Jonah Peretti: „Let’s save the Internet, together“

Mit dem Mangel an Wahrheit und Vertrauen beschäftigte sich auch Buzzfeed-Mitgründer und CEO Jonah Peretti. In einer Featured Session führte Peretti zunächst durch Content- und Verkaufsstrategien, die Buzzfeed nach kriselnden Jahren wieder in die Spur bringen sollen. Viel wichtiger aber war ihm die gemeinsame Mission, zu der er aufruft: Lasst uns alle zusammen das Internet retten!

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Buzzfeed verknüpft diese Mission mit Contentstrategien rund um gesellschaftliche Herausforderungen. Zum Beispiel durch die Veranstaltung des Queer Proms, einer Abschlussfeier für gemobbte LGBTQ+, oder aber DIY-Tipps für besseres Recycling. Entscheidend allerdings, so sein Resümee: Es gehe darum, Einfluss auf das echte Leben zu nehmen. Die „Real Life Experience“ erhebt er zum eigentlichen KPI. Relevanter, authentischer, qualitativer Content erzeuge beim Konsumenten Vertrauen. Oder in Perettis Worten: „The internet needs more joy and truth!“

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Kai Wright: Empathie ist der neue KPI

Dass es im Kern nicht mehr um Impressions, Clicks oder Views geht, weiß auch Kai Wright von der Columbia University. Ist Awareness wirklich das, was eine Marke braucht? Denn dem Verbraucher sind die unzähligen Marken ‚aware’ – kaufen wird er sie deswegen allerdings noch lange nicht. Konsumenten kaufen vielmehr jene Marken, die sie emotional berühren. Zum Beispiel Produkte, die ihnen das Gefühl geben, verstanden zu werden.

Wie Marken eine emotionale Verbindung zum Konsumenten aufbauen können, beschreibt unter anderem Buchautor und Trendforscher Rohit Bhargava in seinem Vortrag zu „Non-Obvious Trends 2019“ mit einigen Beispielen. So zeigt die Marke Herbal Essences, dass sie blinde und sehbehinderte Kunden versteht, indem Shampoo und Conditioner durch physische Einkerbungen unterscheidbar gemacht werden. Die Supermarktkette Sainsbury’s bietet Kunden spezielle „Slow check-out“ Kassen, bei denen sich der Kunde soviel Zeit lassen kann, wie er möchte. Durch simple Aktionen und Innovationen können Marken Empathie zeigen und für den Konsumenten relevant werden. Aber Bhargava weiß auch: „It’s harder to gain trust than ever before!“

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Amy Webb: „Privacy is dead!“

Auch Amy Webb war wieder mit einer Keynote auf der diesjährigen SXSW vertreten. Rief die Zukunftsforscherin 2018 noch das Ende des Smartphones aus, trug sie in diesem Jahr unter anderem die Privatsphäre zu Grabe. Während sich viele Unternehmen noch mit den Auswirkungen der DSGVO/GDPR beschäftigen, stellt man sich in Austin die Frage, wer eigentlich das Recht an der eigenen DNA hat. Darf man einfach so kopiert werden? Und kann man seine DNA per Trademark schützen?

Gegenwärtig sieht Amy Webb den Wegfall des Privaten nicht zwangsläufig als etwas Schlechtes an. Schließlich bekommen wir auch etwas zurück: Technologien nämlich, die sich auch emotional mit uns verbinden und uns dadurch besser unterstützen können. „Emotional Recognition“ ist für Webb einer von 315 Trends, die sie in ihrem aktuellen Trend-Report identifiziert. Warum sollte Alexa nicht gut auf uns einreden, wenn sie anhand der Stimmlage eine Depression erkennt? Oder uns Taschentücher besorgen, wenn wir verschnupft klingen?

Allerdings dürfte nicht zuletzt John Bruce, Co-Founder und CEO der Inrupt Incorporated, Einwände haben, zumindest wenn es um die eigenen Daten geht. Gemeinsam mit Internet-Erfinder Tim Berners Lee, den er leider nicht mit zur Konferenz gebracht hat, arbeitet er an Solid, einer dezentralen Webplattform. Persönliche Daten werden nicht mehr bei den großen Anbietern wie z.B. Amazon & Co hinterlegt, sondern beim Nutzer selbst gespeichert und nur für das konkrete Einkaufserlebnis zur Verfügung gestellt.

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Die Rettung von Facebook und des Straßenverkehrs

Selbstverständlich bot die SXSW auch in diesem Jahr eine Fülle weiterer Themen und Anekdoten aus der digitalen Welt. So sorgte der ehemalige Zuckerberg-Mentor und heutige Facebook-Kritiker Roger McNamee unfreiwillig für Lacher, als er zugeben musste, sein neues Buch „Zucked“ vor allem mit Facebook-Ads zu bewerben. Selbst Kritiker wie McNamee, aber auch Senatorin Warren überweisen dem gescholtenen Netzwerk also Geld in eigener Sache.

An einem technologischen Trend kamen die Besucher überhaupt nicht vorbei: In Deutschland (noch) nicht erlaubt, stehen in Austin tausende E-Scooter von Uber, Lyft, Bird, Spin oder Lime dazu bereit, per App aktiviert und beschleunigt zu werden. Zum Spaß der Besucher und manchmal zum Ärger der Einheimischen. Denn unerprobte Fahrer sorgen einhergehend mit unklaren Regeln für manch brenzlige Situation – vielleicht ähnlich wie im Internet. Und vielleicht hilft auch hier ein bisschen von allem: Rücksichtname und Empathie der Verkehrsteilnehmer, eine sichere Infrastruktur und sicherlich auch ein paar staatliche Regulierungen. Wir werden sehen, wie sich die Verkehrslage in Austin bis zur SXSW 2020 entwickelt hat.

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