Tastillery: Diese Gründer wollen mit Probiersets für Alkohol reich werden

Ein Abend in der Hamburger Vorzeige-Bar Le Lion. Eigentlich will Andreas Wegelin nur eine Whisky Cola bestellen. Doch dann raunzt ihn sein Cousin, der Spirituosen-Kenner Waldemar Wegelin, verschämt von der Seite an: „Ey, du kannst hier doch nicht ernsthaft eine Whisky Cola bestellen“, sagt er und lässt ihm einen Continental Sour bringen, der ebenfalls Whiskey enthält. Am Ende gehen die Wegelins nicht nur zufrieden nach Hause – der Fauxpas in der Bar bringt sie auch auf eine Geschäftsidee: Probiersets für hochwertige Spirituosen zu günstigen Preisen.
Tastillery: „Auf den ersten Blick sind wir das Glossybox für Spirituosen“
Heute, zwei Jahre später, haben sie die Idee in die Tat umgesetzt. Über ihren Onlineshop Tastillery vertreiben die Wegelins Probierboxen für hochprozentigen Alkohol, die insgesamt fünf verschiedene 50-Milliliter-Fläschchen ausgewählter Destillerien wie beispielsweise Whisky, Rum oder Gin enthalten. Den Boxen liegen ein Magazin sowie Verkostungsanleitungen für den Abend mit Freunden bei. Wem ein Drink aus einem der Probiersets gefällt, soll ihn als Flasche im Shop nachbestellen.

So sehen die Tastillery-Probierboxen aus. (Foto: Tastillery)
Das Konzept erinnert an andere Unternehmungen, die ebenfalls Produkte portioniert in kleinen Boxen verschicken. Den Kosmetik-Versender Glossybox zum Beispiel oder das Feinkost-Startup Foodist. „Auf den ersten Blick sind wir das Glossybox für Spirituosen“, sagt Waldemar Wegelin im Gespräch mit t3n.de. Anders als die genannten Wettbewerber hätten sie aber bewusst auf ein Abo-Modell mit monatlichen Warensendungen verzichtet. „Wir sehen Tastillery nicht als klassisches Box-Business, sondern als Marke rund ums bessere Trinken“, sagt Wegelin.
Die Konkurrenz verortet der gelernte Marketingfachmann daher woanders. In Deutschland seien es Anbieter wie whisky.de und rumundco.de – und natürlich auch Amazon. „Diese Shops haben alle eine riesige Auswahl, aber wir kämpfen mit anderen Mitteln“, sagt er. „Wir wollen nicht mit Auswahl erschlagen, sondern eine Plattform aufbauen für Menschen, die Inspiration, Informationen und Zugang zu ausgewählten Spirituosen suchen.“
Bereits 5.000 Probiersets verkauft
Bei den Kunden kommt das Konzept an. Nach eigenen Angaben verzeichnet Tastillery jeden Monat rund 700 Bestellungen. Als weitere Vertriebswege für die Probiersets werden außerdem Amazon, geschenke.de und Foodist genutzt. Seit der Gründung des Unternehmens vor zwei Jahren gingen angeblich bereits 5.000 Probiersets über den virtuellen Ladentisch. „Für 2017 planen wir 400.000 Euro Umsatz und wollen dann in 2018 die Millionenmarke knacken“, sagt Wegelin.
Wie bei jeder Neugründung hatten aber auch die Tastillery-Gründer anfangs mit Problemen zu kämpfen. Vor allem die Beschaffung der in den Probiersets enthaltenen Spirituosen erwies sich als kostspielig und ging zu Lasten der Ersparnisse. „Wir mussten uns lange die richtigen Partner und Lieferanten suchen, um arbeitsfähige Zahlungsziele zu haben und den Cashflow richtig aufzubauen. Das war zwar ein großer Akt aber letztlich funktioniert das Konstrukt sehr gut“, sagt Wegelin.
Tastillery bei „Die Höhle der Löwen“
Gewinne erzielt das Startup bislang aber noch nicht. Erst im Frühjahr 2018 wollen die Gründer schwarze Zahlen schreiben. Dazu beitragen soll neben einem vergrößerten Angebot aus eigenen Produkten auch eine stärkere Medienpräsenz. Am Dienstagabend sind die Tastillery-Gründer in „Die Höhle der Löwen“ zu sehen. Von dem Auftritt erhoffen sich die Wegelins einen Wachstumsschub für ihren Spirituosen-Shop. Mit wie vielen Bestellungen die beiden rechnen? „Die Wetten im Office laufen und liegen zwischen 2.000 und 7.000 Bestellungen in dieser Woche“, sagt Wegelin.