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Teamviewer: Das Software-Einhorn aus der schwäbischen Provinz

Mit der Software lassen sich Computer ebenso fernsteuern wie Schneekanonen: Teamviewer ist ein Weltmarktführer aus dem schwäbischen Hinterland. Die Abgeschiedenheit half dem Produkt ins Leben.

3 Min. Lesezeit
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Andreas König, Geschäftsführer der TeamViewer GmbH. (Foto: dpa)

Wer nicht an Einhörner glaubt, der sollte einen Blick in den ehemaligen Sitz der Kreissparkasse Göppingen werfen. Dort werden schon lange keine Sparverträge mehr abgeschlossen. Hier, mitten in der schwäbischen Provinz, sitzt Teamviewer – einer der größten Softwarehersteller der Republik. Die Fernwartungssoftware ist nach Unternehmensangaben in über 30 Sprachen verfügbar und auf 400 Millionen Geräten aktiv. Aber vor allem: Teamviewer wird mit mehr als einer Milliarde Euro bewertet – was die Firma zu einem sogenannten Einhorn macht.

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Mit Probleme beheben. Die schwäbische Software ist weltweiter Standard in der Fernwartung geworden. Damit lassen sich nach Angaben des Konzerns auch Schneekanonen fernsteuern, Fischfarmen oder Windräder.

Täglich 750.000 neue Lizenzen für Teamviewer

Geschäftsführer Andreas König ist ein Zahlenfan – und strotzt vor Selbstbewusstsein. „Wo andere über Tausende reden, reden wir gleich von Millionen“, sagt er. Weit mehr als eine Milliarde Mal installiert, 10 Millionen Downloads pro Monat, täglich 750 000 neue Lizenzen, rattert er die Bilanz herunter. „Wir sind ein brutal von Zahlen getriebenes Unternehmen.“ Brutal, das Wort nutzt König gern. Genauso wie Usability, Geschwindigkeit, Innovation. „Wir haben Zahlen, dass einem schwindlig wird“, sagt er.

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Das Teamviewer-Hauptquartier im schwäbischen Göppingen. (Foto: dpa)

Das Teamviewer-Hauptquartier im schwäbischen Göppingen. (Foto: dpa)

Sonst tummeln sich die Einhörner der Software-Branche wie Google in den USA. König betrachtet seine Firma aber als ebenbürtiges Mitglied im Milliarden-Club. „Wir spielen in der Größenordnung von Twitter und Ähnlichem“, sagt König. Er fühlt sich wohl im ehemaligen Sparkassengebäude in Göppingen. „Es hat ein spezielles Flair“, sagt er. Auf seinem Schreibtisch steht ein kleines Hirnmodell aus Plastik, auf dem Tisch liegt eine schwäbische Butterbrezel.

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Hier testen sie Alpha- und Beta-Versionen der Software, betreuen die Kunden. Knallbunte Wände trennen die Arbeitsplätze, Konferenzräume sind im Stil von Hipsterkneipen mit Sesseln und Tapeten geschmückt oder ganz im Stil des Actionfilms Matrix gestaltet. Auf dem „Sales Floor“ sprechen aufgeregte Stimmen in verschiedenen Sprachen in Telefonhörer. An jedem Tisch hängt eine Flagge. 50 verschiedene Nationalitäten sind bei Teamviewer zu Hause.

Das Geschäft der deutschen Softwareanbieter wuchs nach Angaben des Branchenverbands Bitkom 2016 um 6,2 Prozent auf 21,6 Milliarden Euro. Neben SAP, der Software AG und Teamviewer gebe es viele kleine, die man nicht sehe. Besonders der Kampf um Talente sei ein Problem der Branche. In Städten wie Hamburg oder München kämen viele Startups, Programmierer und Kapitalgeber auf einem Fleck zusammen. Umso bemerkenswerter sei das Wachstum von Teamviewer in der Provinz. „Das war nicht die hippe Berlin-Gründung, sondern eher ein Standort, der nicht so im Fokus steht“, sagt Bitkom-Experte Christian Rietz.

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Gehen die Nutzer zu sorglos mit ihren Zugangsdaten um?

Vielleicht gerade durch die schwäbische Abgeschiedenheit wurde aus Teamviewer ein „Hidden Champion“. Inhaber Tilo Rossmanith gründete die Firma 2005, weil er sich mit der Software weite Wege zu Kunden sparen wollte. „Er musste jedes Mal zum Installieren der Software dorthin, das war zu teuer“, erklärt König. Dann setzte sich ein „unglaublicher viraler Effekt“ in Gang. König kam im Mai 2015 mit der Übernahme von Teamviewer durch den Finanzinvestor Permira an Bord.

Im Frühjahr setzten dem Konzern indes Berichte zu, dass Hacker Computer über Teamviewer übernehmen und so Konten beim Zahldienst Paypal leerräumen. „Jede Fernwartungssoftware bringt auch ein Risiko mit sich“, erklärt Experte Raj Samani vom Sicherheitsdienst Intel Security. „Wir haben viele Angriffe gesehen, bei denen Leute den Schirm kontrollieren wollten.“ Die Passwörter stammten damals aber aus einem anderen Datenleck. Geschäftsführer König bestreitet eine Sicherheitslücke. Nutzer seien sorglos mit Kontozugangsdaten umgegangen, sagt er.

Vor kurzem kam die zwölfte Version der Software in einer Beta-Version heraus. Sie soll auf mehr Plattformen und Betriebssystemen einsetzbar sein. Administratoren können nun mit einem Mausklick Teamviewer auf tausenden Rechnern gleichzeitig installieren. Besonders die Nutzung mobiler Endgeräte beflügelt das Geschäft. Und was hat das Beteiligungsunternehmen Permira vor? Börsengang? Verkauf? „Sie haben eine Verpflichtung, die Firma langfristig zu entwickeln“, sagt König. dpa/mdf

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Dein t3n-Team

Franz

Die Zahl „täglich 750.000 neue Lizenzen“ klingt nicht gerade plausibel, v.a. wenn sie monatlich „nur“ 10 Millionen Downloads gegenüber steht. Rechnet doch mal nach!

Antworten
David Pain

Sie sind von Zahlen getrieben – offensichtlich von den Falschen ;) ;) ;)

Antworten
Ribert

Dafür dass das Unternehmen so groß ist, sieht die Software optisch nicht schön aus.

Antworten
Valentina

Oha ich wusste gar nicht dass die Software nicht aus den USA ist :)
Wir brauchen eine Silicon Valley in NRW, viel zu viele Arbeitskräfte hier.

Antworten
TM

Wenn man wüsste welche Machenschaften dort abgehen, u.a. dass die Kunden von einem per Autoupdate auf die neue TeamViewer-Version upgedatet werden und man selber aber noch die vorherige Version gekauft hat und so gezwungen ist, die neue Version für viele tausend € zu kaufen um weiterhin seine Kunden zu betreuen. Es gibt wesentlich günstigere und schnellere Alternativen….

Antworten
c0lumbus

Teamviewer ist schon lange kein schwäbisches Unternehmen mehr. Ist 2014 nach England verkauft worden. Wieder ein Beispiel mehr für „Know-How-Ausverkauf“ von Deutschland.
Die Geschichte machte damals Schlagzeilen.

„Made in Germany“ ist bald den Ausspruch nicht mehr wert. Wenn wir in 10 Jahren kein Know How mehr zu verkaufen haben, gibts zum Glück noch unzähliche unfähige Politiker die wir bei Ebay reinstellen können :)

TeamViewer hat bei mir, mit den Zwangsupdates und dem geschickten Leiten der Kunden auf immer den neuesten Client-Download, zwischenzeitlich ausgespielt. Mit einer festen IP und Standleitung kann man mit UltraVNC + Repater Modul einen ähnliches ClientServer Konstrukt hochziehen.

Zudem sind die Lizenzgebühren IMO bodenlos hoch angesetzt und nur auf Kennzahlen Tuning für die Börse gedacht. Sollen Sie am Profit ersticken :)

Antworten
Mike

Kann man m.E. nicht empfehlen:

Man kauft für sehr viel Geld eine Lizenz, dann kommt eine neue Version, die mit aufdringlichen Updatemeldungen auf die Anwenderrechner gedrückt wird und schwups, darf man schon wieder löhnen, weil die eigene Version inkompatibel wurde.

Danke, TeamViewer, aber für uns NIE WIEDER!

Alternative: UltraVNC

Antworten
Joshua

Ist zwar ein Tolles tool aber das sie es nach gut 9 Monaten immer noch nicht schaffen den 0-day exploit z fixen ist echt arm… ich bin mir nicht mal sicher ob sie es bis jetzt versucht haben… Es gibt af jeden fall massive sicherheitslücken in TW die es einem Ermöglichen nach einmaligem zugriff dem Fergesteerten Compter ach nahc beenden von TW noch zu kontrollieren… So etwas ist in meinen Augen ein nogo – & daher würde ich von der Benutzung abraten.

lg

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