Betrugsvorwürfe, Geldprobleme, Gründer im Knast: Tesla-Herausforderer Nikola ist pleite

Obwohl Nikola kein wirklich fertiges Produkt und kaum nennenswerte Umsätze vorweisen konnte, war der gerade einmal fünf Jahre alte E-Lkw-Bauer bei seinem Börsendebüt 2020 auf einmal so viel Wert wie Autoindustrie-Urgestein VW. Die Freude darüber währte aber nur wenige Monate.
Betrugsvorwürfe gegen E-Lkw-Bauer
Dann brachte die Investmentfirma Hindenburg Research ans Licht, dass Nikola und Milton falsche Angaben zum Stand der Entwicklung des E-Lkw Nikola One gemacht hatten. Im Mittelpunkt der Vorwürfe stand ein Werbevideo, das angeblich ein von Brennstoffzelle und E-Motor angetriebenes Fahrzeug zeigte.
Die Wahrheit war allerdings, dass der Nikola One lediglich einen Berg hinunterrollte. Eine funktionierende Brennstoffzelle gab es noch gar nicht. Die Betrugsvorwürfe brachten die Nikola-Aktie zum Einbruch und Firmengründer und CEO Trevor Milton um seinen Job.
Firmengründer und CEO wegen Betrugs verurteilt
Im Oktober 2022 war Milton in drei Fällen wegen Betrugs schuldig gesprochen worden und musste ein Jahr später eine vier Jahre währende Haftstrafe antreten. Nikola hat sich von den Skandalen offenbar nicht mehr so richtig erholen können.
Das Unternehmen kämpft mit hohen Kosten im Zusammenhang mit dem Hochlaufen der Produktion seines auf Brennstoffzellen-Technologie basierenden E-Lkw, wie die Wirtschaftswoche berichtet. Jetzt hat Nikola endgültig Insolvenz anmelden müssen.
Nikola: Cash-Berg schrumpft massiv
Die liquiden Mittel beliefen sich Ende September 2024 auf nur mehr 198,3 Millionen US-Dollar. Damit war der Cash-Berg innerhalb von neun Monaten um über 250 Millionen Dollar zusammengeschrumpft.
2024 hatte Nikola zwar mit der Produktion von Fahrzeugen begonnen, aber bis zum Herbst nur 600 Lkw herstellen können. Und dabei pro Fahrzeug Hunderttausende Dollar Verlust gemacht.
Wohl keine Geldgeber oder Käufer gefunden
Man spreche mit „vielen verschiedenen potenziellen Partnern“, hatte Nikola-Chef Stephen Girsky noch im Oktober 2024 gesagt. Angeln konnte sich Nikola aber offensichtlich keinen potenten Geldgeber oder Kaufinteressenten.
Mittlerweile sollen die Vermögenswerte 500 Millionen bis eine Milliarde Dollar betragen. Die Verbindlichkeiten schätzt das Unternehmen laut Gerichtsakten auf eine bis zehn Milliarden Dollar.
Nikola versucht, weiter im Geschäft zu bleiben
Im Rahmen der Pleite hat Nikola übrigens Gläubigerschutz nach US-Recht (Chapter 11) beantragt. Bei dieser „beaufsichtigten Insolvenz“ versucht das Unternehmen, weiterhin im Geschäft zu bleiben und sich aus der Insolvenz zu retten.
Im Rahmen des Chapter-11-Verfahrens bekommen Gläubiger:innen von Nikola kein Geld oder neue Schuldtitel. Stattdessen sollen Aktien des Unternehmens zur Begleichung der Schulden verwendet werden.
Aktie seit 2020 um 99 Prozent eingebrochen
Der Aktienkurs ist allerdings nach Bekanntwerden der Nikola-Pleite um weitere 55 Prozent eingebrochen. Seit dem Börsengang 2020 haben die Papiere des E-Lkw-Bauers mehr als 99 Prozent an Wert verloren.