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Analyse

Das ist Teslas geleaktes Mitarbeiter-Handbuch – ein Experte findet klare Worte

„The Anti-Handbook Handbook“ heißt Teslas frisch geleaktes Mitarbeiter-Handbuch. Darin steht die Unternehmenskultur des E-Autobauers festgeschrieben. Ein Experte hat den Inhalt bewertet.

5 Min.
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Symbolbild: In einem Mitarbeiter-Handbuch wird die Unternehmenskultur festgeschrieben. (Foto: Shutterstock)

„Wir sind Tesla. Wir verändern die Welt. Wir sind bereit, alles neu zu denken.“ Mit diesen Worten beginnt das Mitarbeiter-Handbuch des innovativen E-Auto-Herstellers. Sie reihen sich ein in den Geist, den der Gründer Elon Musk nicht nur predigt, sondern auch vorlebt. Business Insider US hat das Dokument jetzt geleakt. Business Punk hat darüber berichtet. Darin lesen Interessierte auf vier Seiten einiges über kulturelle Standards – über Vertrauen und Verantwortung und darüber, wie bei Tesla kommuniziert und Feedback gegeben wird. „Dahinter steckt das Bedürfnis, dem weichen Thema der Unternehmenskultur eine physische Form zu geben“, erklärt Konstantin Döpping. Viele Unternehmen hätten solche Handbücher im Regal stehen.

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Laut Tesla gäbe es jedoch einen Unterschied: „Wenn du ein traditionelles Mitarbeiter-Handbuch erwartest, dass voll von Richtlinien und Regeln ist, wirst du es hier nicht finden. Richtlinien und Regeln zeigen dir auf, wo die Grenze ist – sie zeigen dir, wie schlecht deine Leistung sein kann, bevor man dir die Tür zeigt. Das sind nicht wir.“

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„Was ich lesen durfte, hört sich ganz nach Tesla an“

Konstantin Döpping über Tesla-Unternehmenskultur: „Jeder weiß, woran er ist.“ (Foto: Vanessa Alvarez)

Döpping ist Organisationsentwickler mit Schwerpunkt auf Unternehmenskultur. Vieles von dem, was er in dem geleakten Mitarbeiter-Handbuch erfährt, begeistert den Berliner. „Was ich lesen durfte, hört sich ganz nach Tesla an“, erklärt der Experte. Elon Musk sei bekannt für seine leistungsorientierte Arbeitsmoral und die hohen Anforderungen an seine Mitarbeiter. Tatsächlich legt der Gründer jedoch weniger Wert auf den Schulabschluss seiner Leute als vielmehr auf ein tiefes Verständnis und besondere Fähigkeiten, die auf das Unternehmensziel einzahlen. „Doktortitel sind definitiv nicht erforderlich“, gab Musk beispielsweise erst kürzlich auf Twitter zu verstehen. „Es ist mir sogar egal, ob du überhaupt die Highschool abgeschlossen hast.“

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„Sky is the Limit, wenn überhaupt.“ – Konstantin Döpping

Diese Mentalität spiegelt sich an vielen Stellen auch im Dokument für die Angestellten wider. „Grundsätzlich wird im geleakten Mitarbeiter-Handbuch der Spieß umgedreht: Es werden weniger Regeln als Prinzipien beschrieben“, erklärt Konstantin Döpping. Besonders deutlich wird das im Absatz „Trust“. Hier erfahren neue Mitarbeiter nicht etwa, was sie nicht tun dürfen, sondern, was ihr täglicher Antrieb sein sollte: „Jeden Tag das Richtige zu tun“, heißt es darin. Der ein oder andere Betrachter würde die Formulierung als schwammig bezeichnen. Döpping bewertet das anders: „Da zeigt sich die Einstellung, die vorgelebt wird“, erklärt er. „Sky is the Limit, wenn überhaupt.“ Dem Organisationsentwickler gefallen vor allem die ausformulierten Werte.

„Natürlich würden viele Unternehmen von sich behaupten, dass sie Wert auf Vertrauen legen – vergoldet wird das Ganze aber erst mit der Transparenz und der direkten Kommunikation, die bei Tesla gelebt wird.“ Wie es um die direkte und transparente Kommunikation bei dem E-Autobauer steht, zeigt sich ebenfalls im Mitarbeiter-Handbuch. Darin heißt es, dass jedes Team-Mitglied mit jedem anderen sprechen könne – unabhängig von der Position. „Du kannst mit deinem Manager sprechen, mit dem Manager deines Managers, mit VPs anderer Abteilungen und du kannst sogar mit Elon selbst sprechen“, heißt es im Absatz „Kommunikation“. Einzig und allein: Es sollte darum gehen, ein Problem zu lösen, das den Unternehmenserfolg blockiert.

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Zum Thema: „Schulabschluss irrelevant – Musk rekrutiert für Teslas KI-Team“

Für Kaffeekränzchen scheint es in dem Unternehmen also keine Zeit zu geben. Und überhaupt möchte Tesla sich nicht mit Dingen beschäftigen, die es als Zeitverschwendung bewertet. Dazu zählt eine ganze Menge an „dummen Dingen“, die zu unterlassen sind, die jedoch jeder verstehen dürfte – egal, ob Amerikaner oder Europäer. In dem Absatz „Stupid Stuff“ wird deutlich, dass dazu zählt, andere Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen nicht zu belästigen oder das Unternehmen zu bestehlen. Diese Dinge können zur Kündigung führen. Jedoch muss das nicht sein, denn in dem Mitarbeiter-Handbuch steht auch, dass Angestellte je nach Umstand auch einfach ein Coaching erhalten. Eine zweite Chance ist bei Tesla also drin.

„Wer bei Tesla arbeitet, weiß, woran er ist“

Der größte Fehler, den Mitarbeiter begehen können, ist und bleibt, nicht voll motiviert an der Mission zu arbeiten. Das wird an insgesamt sieben Stellen mal ziemlich direkt und mal eher im Subtext deutlich. „Wir ändern unseren Ansatz nicht wegen derjenigen, die uns enttäuscht haben. Stattdessen lassen wir sie gehen“, heißt es in einem Absatz. „Wir wollen uns mit Menschen umgeben, die an der richtigen Sache arbeiten. […] Wenn das nicht auf dich zutrifft, kannst du woanders erfolgreicher sein“, in einem anderen. „Wer bei Tesla arbeitet, weiß, woran er ist“, stellt auch Konstantin Döpping fest. Entweder man gebe alles, oder man sei raus. „Das mag dem ein oder anderen sicherlich komisch vorkommen, ich finde es jedoch nur fair.“

„Von der Idee her ist ein Mitarbeiter-Handbuch eine tolle Sache.“ – Konstantin Döpping

Ein gehöriges Maß an Eigenverantwortung wird sprichwörtlich großgeschrieben bei Tesla. „Es liegt in deiner Zuständigkeit, zu verstehen, was von dir erwartet wird“, heißt es im Mitarbeiter-Handbuch. Vorgesetzte hätten zwar die Pflicht, zu vermitteln, um was es gerade gehe. Wem jedoch etwas unklar sei, müsse nachfragen und sich darum kümmern, dass Klarheit herrscht. „Niemand hat mich aufgeklärt“, sei keine Entschuldigung. Damit ein ständiger Austausch gegeben ist, gilt bei Tesla das Credo des täglichen Feedbacks. „Davon träume ich nachts“, schwärmt auch Konstantin Döpping und macht damit nochmals klar, welchen besonderen Stellenwert eine offene und transparente Kommunikation bei dem E-Autobauer hat.

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Auf die Frage hin, wie sinnvoll derartige Mitarbeiter-Handbücher seien, antwortet Döpping übrigens: „Von der Idee her ist ein Mitarbeiter-Handbuch eine tolle Sache, denn es steht im besten Fall am Ende eines Prozesses, in dem sich ein Unternehmen damit auseinandergesetzt hat, was es im Inneren zusammenhält.“ Davon würden alle profitieren – die Geschäftsführung genauso wie die Belegschaft. „In den allermeisten Fällen sind die Mühen, die reingesteckt wurden, jedoch wertlos, weil die Führung nicht konsistent nach den eigens erdachten Prinzipien lebt.“ Er empfiehlt deshalb, Rituale zu verankern und als Führungskraft ein Vorbild zu sein, damit ein Handbuch auch gelebt wird. Elon Musk und seinem Team traue er zu, dass sie das genau so machen.

Tesla Anti-Handbook Handbook by Insider Inc. on Scribd

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2 Kommentare
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Dein t3n-Team

Fritz

Ist der Experte Döpping wirklich so naiv und nimmt das, was in diesem Handbuch steht, für bare Münze???

Antworten
Titus von Unhold

Ist Kommentator Fritz wirklich so naiv und denkt, alle Unternehmer seien so verkropft und denkblockiert wie die Deutschen?

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