Neuer Geschäftsbericht: Liefert Musk weiter schwarze Zahlen?
Am Mittwoch nach US-Börsenschluss (22.00 Uhr MESZ) will Tesla seine Ergebnisse für das abgelaufene zweite Quartal vorlegen. Alle Augen am Markt richten sich darauf, ob der Konzern nach drei Vierteljahren mit schwarzen Zahlen erneut einen Gewinn abliefert und so seine bislang längste Strecke der Profitabilität ausbaut.
Für Tesla-Chef Musk hätte das bisherige Jahr kaum besser laufen können. An der Börse jagt sein vor zwölf Monaten noch als verlustreicher Sorgenfall mit ungewisser Zukunft gehandeltes Unternehmen von einem Rekordhoch zum nächsten. Teslas Marktkapitalisierung knackte zuletzt sogar zeitweise die Marke von 300 Milliarden US-Dollar, der Konzern stellt – gemessen am Börsenwert – alle anderen Autohersteller weltweit klar in den Schatten.
Musk winkt aufgrund des Höhenflugs bereits der nächste große Zahltag. Dank der Kursrally stehen dem 49-Jährigen seit Dienstag Aktienoptionen im Wert von mehr als zwei Milliarden Dollar zu. Grund ist ein Vergütungsplan, der an den Börsenwert und bestimmte Geschäftsziele von Tesla gekoppelt ist. Da Tesla in den vergangenen sechs Monaten im Schnitt mehr als 150 Milliarden Dollar wert war, hat Musk nun die Option, Aktien weit unter Marktwert zu kaufen und dadurch – zumindest auf dem Papier – einen Mega-Profit zu machen.
Während Musk dank Teslas Börsen-Hype immer reicher wird und sich in den Milliardärs-Charts wie der „Forbes“-Liste oder dem „Bloomberg Billionaires Index“ immer weiter in Richtung der Spitzenplätze vorschiebt, hat das Unternehmen nach wie vor viele Skeptiker. Trotz der jüngsten Erfolgswelle zählt Tesla weiterhin zu den Konzernen, auf deren Kursverfall die größten Wetten am Finanzmarkt laufen. Doch für die „Short-Seller“, über die Musk sich jüngst mit roten Satin-Shorts im Tesla-Fanshop lustig machte, wird es immer enger. Denn auch abseits der Börse macht der E-Autobauer große Fortschritte.
Wartelisten helfen Tesla
Während der globale Automarkt von der Coronakrise ausgebremst wurde, brachte Tesla zuletzt viele Autos an die Kundschaft. Das ist eigentlich auch wenig überraschend, da es schon vor der Pandemie lange Wartelisten für Teslas Model 3 und Model Y gab und Musks Firma traditionell auf den Onlinevertrieb setzt, weshalb ihr geschlossene Autohäuser weniger ausmachen als der Konkurrenz. Nun steht Tesla vor einem Meilenstein, der Musks Firma den Weg zum Aufstieg in die US-Börsenelite im Leitindex S&P 500 ebnen könnte. Eine entscheidende Voraussetzung dafür sind vier Quartale mit schwarzen Zahlen in Serie.
Musks Zweifler weisen indes immer wieder darauf hin, dass Tesla bislang nur an der Börse eine echte Größe ist. Tatsächlich fertigt das Unternehmen trotz immenser Investitionen und rasanter Expansion im Vergleich zu den etablierten Branchenschwergewichten bislang noch recht geringe Stückzahlen. Toyota etwa lieferte im jüngsten Quartal mit 398.029 Neuwagen allein in den USA mehr aus als Tesla im gesamten vergangenen Jahr weltweit. So zeigt der Hype auch, wie abgekoppelt der Börsenhandel von den realwirtschaftlichen Grundlagen sein kann. dpa
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