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Tesla ohne Elon Musk: War die Präsentation der Quartalsergebnisse ein Vorgeschmack?

Gibt die ruhige und weitgehend sachliche Präsentation der Quartalsergebnisse des US-Autobauers Tesla am Mittwoch einen Ausblick darauf, wie Tesla ohne Elon Musk auftreten würde? Und wäre das gut?

3 Min. Lesezeit
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Elon Musk eröffnet „Saturday Night Live“. (Screenshot: NBC/t3n)

Elon Musk ist für Tesla, was Steve Ballmer seinerzeit für Microsoft war – zumindest soweit es die öffentliche Wahrnehmung ihrer jeweiligen Auftritte betrifft. Ähnlich wie Ballmer seinerzeit poltert Musk in der Öffentlichkeit vor sich hin und lässt dabei niemanden aus dem Fadenkreuz seiner Tiraden entkommen.

Keine „völlig normale Person“: Vor Musks Tiraden ist niemand sicher

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Dabei ist es ihm völlig egal, wer zum Ziel seiner Angriffe wird. Das können schon mal die eigenen Anleger, die Analysten der Wall Street, Banker, Medien, Behörden oder die Regierung sein. Diplomatisches Vorgehen ist Elon Musk völlig fremd. Wundert sich jemand darüber, wundert sich Musk.

So outete er sich anlässlich seines aufsehenerregenden Gastgeber-Auftritts beim populären US-Comedy-Format Saturday Night Live als Asperger-Autist und fragte sich: „Ich habe das elektrische Auto neu erfunden und will Menschen in Raketen zum Mars schicken. Wie könnt ihr denn glauben, ich wäre ansonsten eine völlig normale Person?“.

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Elon Musk eröffnet die Show. (Screenshot: NBC/t3n)

Insofern ist bei Auftritten von Elon Musk – und sei es nur bei den Präsentationen der Geschäftszahlen – immer ein hoher Unterhaltungswert zu erwarten; das gilt jedenfalls für Medien und das allgemeine Publikum. Von Musks Tiraden getroffene Adressaten mögen anders reagieren – was im Zweifel zu unvorhersehbaren Schäden für Tesla führen kann, etwa wenn er sich unverblümt kritisch mit der US-Börsenaufsicht SEC anlegt.

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Elon Musk: „Ich hasse es, ein Chef zu sein“

Besonders gern und regelmäßig hat Elon Musk bislang die vierteljährliche Präsentation der Geschäftszahlen für seine Ausbrüche genutzt. Das durfte ihm zuletzt immer leichter fallen. Immerhin hat Tesla in neun aufeinanderfolgenden Quartalen und in elf der letzten 13 Quartale einen Gewinn erwirtschaftet. Der Erfolg gibt ihm recht – quasi.

Dabei hat Musk schon des Öfteren durchblicken lassen, dass er gar nicht so sehr an der Rolle des Tesla-Chefs hängt. Anlässlich einer Klage von Anlegern gegen die Übernahme des Solarpaneel-Unternehmens Solarcity im Jahr 2016 hatte Musk vor einem Gericht im US-Bundesstaat Delaware erst im Juli dieses Jahres gesagt: „Ich habe mich sehr bemüht, nicht der CEO von Tesla zu sein, aber ich musste es tun, sonst wäre das Unternehmen gestorben.“ Ergänzend ließ er wissen: „Ich hasse es, ein Chef zu sein. Ich bin viel eher ein Entwickler.“

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Tatsächlich soll Tesla im Jahr 2018 nur Wochen vor dem Zusammenbruch gestanden hatten. Der US-Autobauer hatte mit der Einführung des Model 3 zu kämpfen. Das indes ist längst vergessen und die Model 3 und Model Y des Unternehmens verkaufen sich prächtig. Derzeit bestehen Herausforderungen vorrangig im Aufbau weiterer Gigafactories weltweit und in der laufenden Untersuchung der US-Kraftfahrzeugbehörde NHTSA, die sich mit der Software der Teslas mit Blick auf deren Selbstfahrfunktionen beschäftigt.

Rückzug Musks würde zumindest die Außenkommunikation befrieden

Sind diese Challenges gemeistert, könnte sich Musk auf eine andere Rolle im Unternehmen konzentrieren. Wie die Geschäftsführung ohne Musk auftritt, hat sie am Mittwoch erstmals zeigen können. Positiv mag sich ausgewirkt haben, dass Musk schon weit im Vorfeld angekündigt hatte, bei der Präsentation nicht anwesend zu sein. So konnten die übrigen Führungspersonen eine Veranstaltung nach ihrem Gusto skripten.

Und die war professionell. Ruhig und seriös stellten der Tesla-Finanzchef (aka Master of Coin) Zachary Kirkhorn sowie die Vizepräsidenten Lars Moravy und Drew Baglino die Quartalszahlen des Unternehmens vor. Sie beantworteten vorab eingereichte wie auch live gestellte Fragen der Anleger und ließen es an diplomatischem Geschick nicht fehlen. So behaupteten sie etwa auf die Frage nach den NHTSA-Untersuchungen, sie würden „die Prüfung von [Teslas] Produkten begrüßen“ und mit der Kraftfahrtbehörde nicht nur zu kooperieren, sondern aktiv mit ihr den „Übergang zu einem softwareorientierten Fahrzeug“ zu gestalten.

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Musk wirkt auch in Abwesenheit

Nicht in allen Punkten konnte sich das Trio indes von dem prägenden Vorbild Musk lösen. So gaben sie etwa vor, den laufenden Test ihrer Beta-Software für das selbst-fahrende Auto „extrem transparent“ anzugehen. Tatsache ist indes, dass Tester bis vor Kurzem noch Geheimhaltungsvereinbarungen unterschreiben mussten.

Auch an den Zielen des Tesla-Chefs wollen sie nicht rütteln. So bekräftigte Finanzchef Kirkhorn das Ziel, die Zahl der jährlich gebauten Fahrzeuge um 50 Prozent zu erhöhen, während Moravy sekundierte, das Model Y sei „auf dem besten Weg, das meistverkaufte Fahrzeug der Welt zu werden“.

Unklar bleibt vorerst, wie sich ein Rückzug Musks auf den Aktienkurs des Stromerherstellers auswirken würde. Bislang kann Musk bekanntlich per Twitter Märkte bewegen. Ob das mit einer weniger exponierten Rolle noch gelingen würde, bleibt abzuwarten. Wie zum Beweis, dass die Anleger sich auch ein ruhigeres Fahrwasser um Tesla vorstellen können, schloss die Aktie am Donnerstag mit einem neuen Höchstkurs.

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Kantenhuber

„Bislang kann Musk bekanntlich per Twitter Märkte bewegen.“

Das kann sowohl in die eine wie in die andere Richtung gehen. Das ist wie bei einem Querschläger.
Dass Musk lt. Eigenbeschreibung ein Asperger ist, müssen andere, die von diesem Syndrom betroffen sind, nicht unbedingt lustig finden, aber dass er in mancher Beziehung ein ziemlicher Angeber ist, darauf darf man sicher wetten.

Dazu gehört die Behauptung, dass ER die Elektroautomobilität sozusagen erfunden hat. Dass mit Tesla ein geradezu riesiges Team aus den verschiedensten Branchen dahinter steht und ER mit Sicherheit vor allem den PR-Kasper macht, ist sicher auch nicht grundverkehrt in der Annahme.

Bisher hat diese Arbeitsteilung Musk/Tesla bzw. anders herum soweit gut funktioniert, weil der Hersteller vom Auto-Underdog inzwischen zu einem beachteten Technologieführer heran gewachsen ist und auch so gesehen wird. Die Frage ist dann eher, wann es an der Zeit ist, dass Tesla sich von einem unberechenbaren Sprachrohr verabschiedet, bevor echte Schwierigkeiten auftauchen.

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