Teslas als fahrende Datensammler: Welche Risiken die Sensoren und Kameras für uns alle bergen

Wie viel wissen Teslas über ihre Fahrer:innen – oder sogar über Menschen, die einfach nur an den Fahrzeugen vorbeilaufen? Dieser Frage ist Wired in einem ausführlichen Video auf den Grund gegangen. Zudem stellen sie fest, welche Daten dabei an Tesla geschickt werden – und was sich künftig durch Elon Musk ändern könnte.
Standortdaten: Was sammeln Teslas Fahrzeuge?
Das Sammeln von Daten in Teslas beginnt schon mit GPS und Wi-Fi. Im Tesla Model 3 aus dem Jahr 2024 werden die Antennen und Sensoren im Seitenspiegel auf der Beifahrerseite verbaut. Durch die Wi-Fi-Verbindung lassen sich Updates herunterladen, während der GPS-Sensor zur Standortbestimmung genutzt wird. So kann euch das Fahrzeug von einem Punkt zum anderen leiten.
Laut Tesla werden standortbezogene Daten nur in zwei besonderen Fällen gesammelt. Einer dieser Fälle ist ein sogenanntes „Safety Event“. Habt ihr einen Unfall, werden die Daten an Tesla geschickt, um euch im Notfall Hilfe zukommen zu lassen. Der zweite Fall ist, wenn ihr bei eurem Tesla das Datensammeln von Standortdaten aktiv erlaubt. Durch die Analyse der Daten möchte Tesla die autonomen Funktionen seiner Fahrzeuge verbessern.
Ein besonderer Punkt dabei: Die Daten sollen anonymisiert gesammelt werden. Sie sollen sich laut Tesla nicht in Verbindung mit den Fahrer:innen, ihrem Account oder ihren besuchten Orten bringen lassen. Dass das nicht ganz stimmt, hat IEEE Spectrum aufgedeckt. Demnach werden die anonymisierten Daten einer einzigartigen ID-Nummer zugeordnet. Diese kann über mehrere Tage oder sogar Wochen aktiv bleiben. In dieser Zeit sammeln sich alle Daten des Fahrzeugs unter dieser ID. Dadurch können Muster besuchter Orte und schließlich auch die Identitäten von Tesla-Fahrer:innen enthüllt werden.
Teslas Kameras nehmen noch viel mehr auf
Aktuelle Modelle von Teslas E-Fahrzeugen haben insgesamt neun Kameras verbaut. Acht davon befinden sich außerhalb und filmen im Grunde eine 360-Grad-Ansicht um das Fahrzeug herum. Dadurch erfassen Teslas Fahrzeuge Nummernschilder anderer Autos sowie zahlreiche Passant:innen um sich herum. Die letzte Kamera befindet sich im Inneren und filmt die Insassen.
Auch hier verspricht Tesla, dass alle Aufnahmen im Auto bleiben, solang Fahrer:innen der Datensammlung nicht zustimmen. Zudem sollen Aufnahmen nicht kontinuierlich laufen. Es sollen immer nur kurze Clips an Tesla geschickt werden – etwa im Falle eines Unfalls. Zudem sollen auch diese Daten anonymisiert hochgeladen werden. Aber wie oben erklärt, kann allein das schon zum Problem werden.
In der Vergangenheit gab es zudem einige Datenschutz-Leaks, die ein anderes Bild zeichnen. 2023 berichtete Reuters, dass sich Tesla-Mitarbeiter:innen Aufnahmen von Fahrer:innen in privaten Chats zuschickten. Darunter fanden sich Videos von nackten Tesla-Fahrer:innen oder von Unfällen, in die Kinder verwickelt waren. Durch die Aufnahmen waren Tesla-Mitarbeiter:innen auch in der Lage, in die Garagen von Fahrer:innen zu schauen – und dabei ihre GPS-Daten abzufragen.
Wie riskant sind Teslas Fahrzeuge im Vergleich?
Wired betont, dass selbst Personen, die keinen Tesla fahren, in den Datenzentren des Unternehmens landen können. Das könnte dank des sogenannten Sentry-Modus passieren, in dem geparkte Teslas ihre Umgebung beobachten, um etwa Diebe zu verschrecken. Wer sich in der Nähe eines Teslas befindet, läuft zwangsläufig Gefahr, aufgenommen zu werden.
Natürlich gelten diese Sorgen nicht nur für Tesla. Auch andere Hersteller von smarten Fahrzeugen versehen ihre Modelle mit zahlreichen Kameras und GPS-Trackern. Allerdings dürften Elon Musks politische Eskapaden und unvorhersehbares Verhalten nicht gerade für Vertrauen bei den Tesla-Nutzer:innen sorgen. In den vergangenen Wochen mehrten sich die Proteste gegen Tesla in den USA.
Tesla hat laut IEEE Spectrum einen besonderen Stand im Vergleich zu anderen Herstellern, weil Elon Musks Unternehmen die meisten Daten von Nutzer:innen sammelt. Und am Ende müssen sich genau diese Nutzer:innen darauf verlassen, dass die Daten wirklich so privat behandelt werden, wie Tesla behauptet. Künftig könnten auch einfache Änderungen an den Privacy-Bestimmungen ausreichen, um etwa die kontinuierlichen Aufnahmen und das Speichern dieser Daten durch Tesla zur Pflicht zu machen.