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The Ocean Cleanup enthüllt geheimes Nebenprojekt „Interceptor“

The Ocean Cleanup hat ein bislang geheimes Nebenprojekt enthüllt. Der „Interceptor“ soll Flüsse von Plastikmüll befreien und so verhindern, dass der Müll in die Meere gelangt.

Von Patrick Büttgen
4 Min.
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The Ocean Cleanup Gründer Boyan Slat vor dem vierten Interceptor (Foto: theoceancleanup.com).

Die gemeinnützige Organisation The Ocean Cleanup hat am Samstag in Rotterdam ihr zweites und bislang geheim gehaltenes Projekt vorgestellt. Mit dem „Interceptor“, einer in Flüssen verankerten Abfangvorrichtung, hofft Gründer Boyan Slat, nun auch Flüsse von Plastikmüll befreien zu können. Man wolle so verhindern, dass das Plastik durch die Strömungen in die Weltmeere gelangt und habe vier Jahre an dem Nebenprojekt gearbeitet. Erste Modelle seien bereits im Einsatz. Gemeinsam mit dem Ozean-System könne man damit laut Slat bis 2040 rund 90 Prozent des schwimmenden Plastikmülls in den Meeren beseitigen.

Erste Interceptor-Modelle bereits im Einsatz

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„Um das Problem der Plastikverschmutzung zu lösen, müssen wir die Altlasten beseitigen, das Zeug, das sich seit Dekaden gesammelt hat und nicht von selbst verschwindet“, griff Boyan Slat die Motivation auf, mit der er 2013 seine Organisation gegründet hatte. Der ehemalige Student aus den Niederlanden musste jedoch immer wieder Kritik einstecken. Man müsse das Problem des Plastikmülls in den Meeren viel früher angehen – beim Verbraucher oder bei den Flüssen, über die der Müll in die Meere gelangt, so die Kritiker. Dieser Kritik hat sich Boyan Slat nun offenbar angenommen. Daher wolle man nun mit dem neuen Interceptor den Plastikmüll in den Flüssen als andere Seite der Gleichung angehen. Er erklärte, dass es bereits Systeme zur Beseitigung des Plastikmülls in Flüssen gebe, die „tolle Pionierarbeit“ geleistet hätten. Anders als die bisherigen Systeme könne der Interceptor jedoch rund um die Uhr arbeiten, sei günstiger, energieneutral und außerdem skalierbar.

1.000 Flüsse, über die 80 Prozent des Plastiks in die Meere gelangt

„Wir haben uns die Flüsse angeschaut, haben jedoch sehr schnell bemerkt, dass leider niemand uns sagen konnte, wie viele Flüsse und welche Flüsse wir anpacken müssen“, erklärte Slat die Ausgangsproblematik. Daher habe man ein Monitoring-System selbst entwickelt. Mithilfe der damit erfassten Daten und Künstlicher Intelligenz habe man so die 1.000 Flüsse ermittelt, über die 80 Prozent des Plastiks in die Ozeane gelangen soll. Auf ihrer Webseite hat die Organisation die Karte bereitgestellt.

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In Indonesien und Malaysia seien bereits die ersten zwei Versionen des Interceptors im Einsatz und eine dritte werde für den Einsatz im Vietnam vorbereitet. Das von Slat zur Vorstellung genutzte vierte Modell soll im Río Ozama in der Dominikanischen Republik platziert werden. Thailand und das LA County sollen zudem zugesagt haben, 2020 eines der Modelle platzieren zu wollen.

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So funktioniert der Interceptor von The Ocean Cleanup

Das Prinzip ist einfach und ähnelt dem des Ozean-Systems: The Ocean Cleanup fixiert seinen Interceptor über Verankerungen in Flüssen. Die natürlichen Strömungen des Flusses treiben den Plastikmüll in Barrieren, die an der Schleuse des Interceptors befestigt sind. Von dort aus bringt ihn ein Fließband ins Innere. Er landet in einer Vorrichtung, die sich automatisiert über einem der Müllcontainer im Innern ausleert.

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„Der Interceptor wurde entwickelt, um vollständig autonom zu arbeiten. Man muss ihn nur hier und da leeren“, erklärte der Gründer. Sobald dies der Fall sei, soll der Interceptor eine Textnachricht an den Betreiber senden, der die Container dann abholen und den Müll an Land fachgerecht entsorgen kann. Der Interceptor soll 50.000 Kilogramm Plastik pro Tag sammeln können und man sei zuversichtlich, unter gewissen Voraussetzungen die doppelte Menge stemmen zu können.

Gespeist werde das System über Solarenergie: „Seine Lithium-Ionen-Batterien versorgen das System an Tag und Nacht mit Energie. Selbst im Winter.“ Über ein Display im Innern und über eine Internetanbindung ließen sich Daten wie der Batteriestatus, Füllstatus der Container, Säuberungsmodi und der Status weiterer Komponenten ablesen und monitoren.

Interceptor soll günstigstes System für Flüsse sein

Während seines Vortrags lieferte der immer wieder kritisierte Slat die Antwort auf die nahe liegende Frage, ob Schiffe neben dem Interceptor ausreichend Platz fänden. „Das gesamte Plastik folgt der gleichen schmalen Linie, was bedeutet, dass man den Interceptor strategisch an den Stellen platzieren kann, an denen der Plastik lang treibt, ohne dass er den gesamten Fluss blockiert“. Diese Linie sei jedoch nicht immer gegeben. Man könne die Barrieren daher auch so platzieren, dass für den Schiffsverkehr ausreichend Platz bliebe.

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„Die Schlüssel-Metrik, die wirklich zählt, liegt in den Kosten, um ein Kilogramm-Plastik zu sammeln. Es sieht so aus, als hätte der Interceptor den niedrigsten pro Kilogramm-Preis unter allen existierenden Systemen“. Er sei so konzipiert, dass ein Modell 20 Jahre lang einsetzbar sein soll. The Ocean Cleanup will außerdem ermittelt haben, wie sich Plastikmüll im Meer finanziell auf Industrien wie den Tourismus und die Fischerei in an Küsten gelegenen Ländern auswirkt: „Länder verlieren an jedem Tag, an den sie nicht mit dem Interceptor Plastik sammeln Geld“, so der Gründer.

Auf mögliche, durch das System entstehende Schäden für die Umwelt ist Boyan Slat nicht eingegangen. Ebenso hat er keine Details preisgegeben, wie nachhaltig die Produktion ist – ein Teil des Rumpfes soll jedoch aus aus dem Meer gefischtem und recycelten Plastik bestehen.

Arbeit am Ozean-System von The Ocean Cleanup wird fortgesetzt

Die Organisation hatte die Vorstellung zuvor angekündigt, jedoch geheim gehalten, was vorgestellt wird. Die Arbeit am Ozean-System wird sie parallel zum Fluss-System fortsetzen. Sie testet er derzeit im Great Pacific Garbage Patch und hatte kürzlich angekündigt, damit nun nach einigen Herausforderungen und Startschwierigkeiten endlich erfolgreich Plastikmüll zu sammeln.

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Dein t3n-Team

David N-K

Hi,

das klingt ja alles grossartig und ich hoffe, dass OCP erfolgreich sein wird, aber…
– die Inszenierung passt für mich nicht so Recht. Ja klar, man will Investoren locken, aber warum ist man nicht ehrlich?
– kein Wort davon, wieviel ein Interceptor jetzt tatsächlich kostet.
– warum gibt man die Menge, die ein Interceptor aufnimmt in kg/Tag, die Menge die er speichert aber in Kubikmeter an? Damit sich niemand ausrechnen kann, wie oft die Container geleert werden?
– warum erzählt Bojan Slat, dass kein Müll verloren geht, während die Container gewechselt werden? Schon bei der Präsentation schwimmen einige Entchen am Interceptor worbei.
Und wenn schon, so lange 99% des übrigen Mülls eingesammelt werden. Seid ehrlich! Gebt den Kritikern kein Futter.

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