Tiktok-Deal: Bytedance könnte weiterhin kräftig am US-Geschäft mitverdienen
Der Konflikt um die US-Sparte der beliebten Video-App Tiktok scheint zum Greifen nah: Wie Techcrunch berichtet, hat Präsident Donald Trump am Donnerstag eine Verordnung unterzeichnet, die den Verkauf an eine US-Investor:innengruppe genehmigt. Der chinesische Mutterkonzern soll aber auch in Zukunft nicht außen vor bleiben: Laut Bloomberg könnten weiterhin 50 Prozent der Einnahmen nach China fließen.
Bytedance könnte größter Anteilseigner bleiben
Eine Woche zuvor hatte Trump bekanntgegeben, dass der chinesische Präsident Xi Jinping einem Tiktok-Deal zugestimmt habe. Die App soll künftig von einer Gruppe US-amerikanischer Investor:innen kontrolliert werden, darunter das Tech-Unternehmen Oracle sowie die renommierte Risikokapitalgesellschaft Andreessen Horowitz. Das Konsortium soll 80 Prozent der Anteile halten, Bytedance die verbleibenden 20 Prozent – und wäre damit weiterhin der größte Anteilseigner. Wie die Nachrichtenagentur Bloomberg weiterhin berichtet, sollen auch in Zukunft 50 Prozent der US-Einnahmen an den chinesischen Mutterkonzern fließen.
Es wird vermutet, dass dieses große Zugeständnis einen Ausgleich für die vergleichsweise geringe Unternehmensbewertung darstellt. Laut Vizepräsident JD Vance würde der Deal die US-Sparte von Tiktok mit rund 14 Milliarden Dollar bewerten. Analyst:innen gehen allerdings davon aus, dass sich der Wert der App in den USA eher auf 40 Milliarden Dollar oder mehr beläuft. Der Vorstand des neu entstehenden Unternehmens soll überwiegend mit US-Amerikaner:innen besetzt werden, wobei ein Mitglied von der Regierung ernannt werden würde. In einem Fox-Interview erwähnte Präsident Trump, dass der ehemalige Medienmogul Rupert Murdoch und dessen Sohn wahrscheinlich eine Rolle spielen werden.
Gibt es in den USA bald eine neue Tiktok-App?
Die Liste der Investor:innen, die beim US-Geschäft von Tiktok mitmischen wollten, ist lang: Neben Tech-Konzernen wie Microsoft und Amazon hatten auch Perplexity AI, der ehemalige US-Finanzminister Steven Mnuchin und der Youtube-Star Mr. Beast ihr Interesse bekundet. Laut Trump könnten auch Larry Ellison, Vorstandsvorsitzender von Oracle, und Michael Dell, CEO von Dell Technologies, zukünftig eine größere Rolle im US-Geschäft von Tiktok spielen. Oracle hatte sogar schon im Jahr 2020 ein Angebot zur Übernahme von Tiktok abgegeben. Das Unternehmen stellt schon jetzt die Cloud-Dienste für Tiktok in den USA bereit und verwaltet die Nutzer:innendaten. In Zukunft könnte Oracle sich auch um die Sicherheitsmaßnahmen der App kümmern.
Im Rahmen der vorgeschlagenen Vereinbarung würde Oracle darüber hinaus eine neue US-Version des Algorithmus replizieren. Die in den USA ansässigen Eigentümer:innen von Tiktok könnten den Algorithmus von Bytedance mieten, den Oracle dann neu trainieren würde. Bytedance hätte dann keinen Zugriff mehr auf Nutzungsdaten aus den USA und auch keinen Einfluss mehr auf den US-Algorithmus. Laut Bloomberg wird die bisherige Tiktok-App nach Abschluss des Deals in den USA eingestellt und die Nutzer:innen müssen auf eine neue Plattform umsteigen. Die Einzelheiten sind aber noch weitgehend unklar. Auch, inwiefern sich die neue App vom Original unterscheiden wird, steht noch nicht fest.
Das Ende im Streit um Tiktok scheint zum Greifen nah
Der Konflikt um die US-Sparte von Tiktok dauert schon seit Jahren an. 2020 hatte Trump noch selbst versucht, die App zu verbieten. Später änderte er seinen Kurs: Im Wahlkampf 2024 versprach er sogar, Tiktok vor einem Verbot zu bewahren, sollte er erneut ins Amt gewählt werden. Im April desselben Jahres unterzeichnete der damalige Präsident Joe Biden ein Gesetz, das den Mutterkonzern Bytedance verpflichtete, seine US-Vermögenswerte bis zum 19. Januar 2025 zu verkaufen – andernfalls drohte ein Verbot der App. Die US-Regierung hatte Tiktok zuvor als Sicherheitsrisiko eingestuft. Am Ende war Tiktok in den USA nur für wenige Stunden offline, bevor Präsident Trump Bytedance einen Aufschub gewährte und die App wieder verfügbar wurde.