In vielen deutschen Städten bietet Too Good To Go über seine App die Abholung von Lebensmittelresten zu einem deutlich reduzierten Preis an. Die Nutzer:innen können sich ein bestimmtes Angebot zu einem festgelegten Zeitpunkt (meist einige Minuten vor Geschäftsschluss) sichern und erhalten dann vor Ort die versprochene Rettertüte. Bei jedem Angebot steht ungefähr dabei, was zu erwarten ist, welchen ungefähren Wert die Ware im Verkauf hätte und ob der:die Lebensmittelretter:in eigenes Verpackungsmaterial mitbringen soll oder ob das vor Ort vorhanden ist. Im Nachgang kann die Qualität bewertet werden – und die Kund:innen können erklären, ob die Ware wie versprochen war und ungefähr dem veranschlagten Wert entsprach.
Überraschend ist das meist schon für sich – in den einschlägigen Diskussionsgruppen, etwa bei Facebook, zeigen Nutzer:innen oftmals den Inhalt ihrer Rettertüten. Mal ist das, was da zu sehen ist, durchaus großzügig, mal eher enttäuschend.
Einen entscheidenden Nachteil hat das Ganze aber: Natürlich muss man selbst zu einem oft schwierigen Zeitfenster (gegen Geschäftsschluss eben) vor Ort sein – und insbesondere für Nicht-Autofahrer:innen wird das schwierig.
Erstes Versandangebot von Too Good To Go
Jetzt hat das Unternehmen angekündigt, sein Geschäftsfeld um Versandlösungen zu erweitern, wie unter anderem Caschys Blog berichtet. Es gibt Überraschungstüten mit abgepackten Lebensmitteln, die zentral vom Unternehmen versandt werden. Die Waren stammen daher nicht, wie sonst üblich, von regionalen Anbietern, was schon angesichts der Logistik nicht funktionieren würde, sondern von Lebensmittelherstellern.
Die Waren sind entweder saisonale Produkte, die aktuell im Handel wohl schwierig zu verkaufen wären, oder es handelt sich um Überproduktionen oder solche Waren mit kleinen Schönheitsfehlern wie beschädigter Umverpackung. Auch Waren, die sich kurz vor dem Mindesthaltbarkeitsdatum befinden, sind darunter, was aber gerade bei länger haltbaren Waren kein Problem der Frische oder des Geschmacks mit sich bringen wird. Zum Start waren unter anderem Waren von den Marken Just Spices, Bauck Mühle, Halloren, Lebensbaum und Taste Religion dabei.
Die Überraschungstüten zum Versand findest du aber ebenfalls innerhalb der App von TGTG: Dort steht neuerdings (eventuell musst du ein Update der App anstoßen) ein Punkt „Lieferung“ zur Verfügung. Allerdings waren die entsprechenden Pakete in der Startphase schnell ausverkauft. Es dürfte aber tatsächlich so sein, wie der Anbieter vermittelt, dass hier das Angebot in Zukunft weiter ausgebaut wird.
Die Idee erinnert an das Motatos-Konzept
Damit erinnert das Konzept an den nachhaltigen Versandhändler Motatos, der seit 2014 in zahlreichen Ländern gegen Lebensmittelverschwendung kämpft. Das Unternehmen hat – wenn auch nicht immer günstiger als im Lebensmitteleinzelhandel – Warenpakete im Angebot, die kurz vor dem Ablaufdatum stehen oder Verpackungsschäden oder ähnliche wenig relevante Mängel aufweisen.
Dabei stammen die Waren meist aus Überproduktionen oder ineffizienter Logistik von den Herstellern oder aus dem Großhandel. Spannenderweise bekommt man hier manchmal aufgrund des internationalen Ansatzes auch Varianten oder Geschmacksrichtungen, die es im deutschen Handel sonst kaum oder nicht zu kaufen gibt.
In beiden Fällen – sowohl bei Too Good To Go als auch bei Motatos – sind die Pakete eine gute Möglichkeit, neue Produkte kennenzulernen, Überproduktion sinnvoll zu verwenden, anstatt diese vernichten zu lassen, und nicht zuletzt auch, möglicherweise auf sinnvolle Weise etwas Geld zu sparen.