„Noch nie zuvor gesehen“: Toter Stern laut Astronomen wieder zum Leben erwacht

Vor gut fünf Jahren wurde erstmals ein sogenannter schneller blauer optischer Transient (Luminous Fast Blue Optical Transient/LFBOT) entdeckt. Dabei handelte es sich um einen blauen Blitz, der bis zu 100 Mal so hell strahlte wie eine Supernova.
Allerdings sind LFBOT, anders als Supernovae, nur wenige Tage sichtbar. Noch ist unklar, was genau hinter diesem ultrahellen Ereignis steckt. Manche Forscher:innen vermuten, dass bei dieser Art von Sternenexplosion ein schwarzes Loch oder ein Neutronenstern entstehen könnte.
Bis jetzt sind Astronom:innen nur eine Handvoll weiterer solcher Ereignisse untergekommen, darunter im September 2022. Dieser LFBOT erhielt den Namen AT2022tsd, von dem sich der Spitzname „tasmanischer Teufel“ ableitet.
Das Besondere an AT2022tsd: Ein internationales Forschungsteam um die Astronomin Anna Ho von der Cornell University im US-Bundesstaat New York entdeckte bei einer Routineuntersuchung drei Monate später eine weitere Explosion mit einem genauso hellen LFBOT.
„So etwas hatten wir noch nie zuvor bei einer Supernova oder einem LFBOT gesehen, etwas so Schnelles und eine so starke Helligkeit wie die ursprüngliche Explosion Monate später“, so Ho in einer Mitteilung der Universität. Und weiter: „So etwas haben wir in der Astronomie noch nie gesehen“.
In den folgenden Monaten werteten die Forscher:innen Daten von über einem Dutzend Teleskopen aus. Das Ergebnis: In der Zeit zwischen September und Dezember 2022 wurden insgesamt 14 Blitze entdeckt, die mit dem „tasmanischen Teufel“ in Zusammenhang gebracht werden konnten. Laut Ho wohl nur ein Bruchteil der tatsächlichen Anzahl von Blitzen.
Statt nach der Explosion langsam zu verblassen, habe der eigentlich für tot erklärte Stern immer und immer wieder aufgeblitzt, so Ho. „LFBOT sind schon seltsame, exotische Ereignisse, das hier war noch seltsamer“, bekräftigte die Astronomin.
Für die Entstehung von LFBOT könnten den neuen Erkenntnissen nach eine schnelle Rotation oder ein starkes Magnetfeld der explodierenden Sterne verantwortlich sein. Möglich sei, dass es sich um mit Lichtgeschwindigkeit ausgestoßene Materie handelt, die durch das Magnetfeld eines schwarzen Lochs abgelenkt würden.
Die ultrahellen blauen Blitze könnten wiederum ebenfalls durch die Verschmelzung eines Sterns mit einem schwarzen Loch ausgelöst werden.
Bei dem jetzt erstmals beobachteten neuen Phänomen könnte es sich Ho zufolge um die letzten Zuckungen eines gerade explodierten Sterns handeln. Die Astronomin erhofft sich durch weitere Forschungsarbeit zu dem Thema und der weiteren Beobachtung von LFBOT mehr Erkenntnisse über den Sterbeprozess von Sternen.
Die Ergebnisse ihrer Untersuchungen zu AT2022tsd haben die Forscher:innen im Fachmagazin Nature veröffentlicht.
Bitte beachte unsere Community-Richtlinien
Wir freuen uns über kontroverse Diskussionen, die gerne auch mal hitzig geführt werden dürfen. Beleidigende, grob anstößige, rassistische und strafrechtlich relevante Äußerungen und Beiträge tolerieren wir nicht. Bitte achte darauf, dass du keine Texte veröffentlichst, für die du keine ausdrückliche Erlaubnis des Urhebers hast. Ebenfalls nicht erlaubt ist der Missbrauch der Webangebote unter t3n.de als Werbeplattform. Die Nennung von Produktnamen, Herstellern, Dienstleistern und Websites ist nur dann zulässig, wenn damit nicht vorrangig der Zweck der Werbung verfolgt wird. Wir behalten uns vor, Beiträge, die diese Regeln verletzen, zu löschen und Accounts zeitweilig oder auf Dauer zu sperren.
Trotz all dieser notwendigen Regeln: Diskutiere kontrovers, sage anderen deine Meinung, trage mit weiterführenden Informationen zum Wissensaustausch bei, aber bleibe dabei fair und respektiere die Meinung anderer. Wir wünschen Dir viel Spaß mit den Webangeboten von t3n und freuen uns auf spannende Beiträge.
Dein t3n-Team