Trump-Trade: So bewegt die US-Politik die Börse

Die Börsen reagieren auf die Nachrichten aus dem US-Präsidentschaftswahlkampf. Macht der Trump-Trade jetzt erst einmal Pause? Zuerst bewegte das Attentat auf den republikanischen US-Präsidentschaftskandidaten Donald Trump die Märkte. Dann kündigte US-Präsident Joe Biden an, doch nicht noch einmal für die Demokraten antreten zu wollen – und macht Platz für seine Vize Kamala Harris. Im US-Wahlkampf wird es bis zum Showdown im November noch einmal spannend – und das geht auch an den Aktienmärkten nicht vorbei. Dabei schien das Rennen ums Weiße Haus fast schon ausgemacht – zumindest aus der Sicht einiger Investoren. Weil die Zeichen auf einen Sieg von Trump standen, hatten sie sich bereits auf eine mögliche zweite Amtszeit eingestellt und versuchten, die wirtschaftspolitische Agenda von Trump vorwegzunehmen: mit dem Trump-Trade. [crosslinks ids="1635921,1636196,1613524"] Bereits nach dem überraschenden Wahlsieg von Trump im Jahr 2026 gab es diesen Trump-Trade, also Marktbewegungen, die die Folgen seiner Politik einpreisten. Im vergangenen Monat kam er dann zurück, nachdem Präsident Joe Biden in der Fernsehdebatte mit Trump sehr schwach abgeschnitten hatte. Die Märkte setzen deutlich auf einen Sieg von Trump. Prominente Unterstützer für Trump Trump und sein Vizepräsidentschaftskandidat J.D. Vance werden von bekannten Menschen aus der Tech- und Finanzszene wie Tesla-Chef Elon Musk sowie Investor Peter Thiel und Blackstone-Chef Stephen Schwarzman unterstützt. Sie alle hoffen auf eine Wirtschaftspolitik, die von wenig Regulierung und niedrigeren Steuern geprägt ist. So hat Trump bereits angekündigt, Umweltschutzauflagen und strenge Regeln für die Finanzbranche abbauen zu wollen, die Steuern für Superreiche und Firmen zu senken, hohe Schutzzölle für US-Produkte einzuführen und den Abbau von Rohstoffen wie Öl zu fördern. So reagieren die Aktienmärkte Arend Kapteyn, Chefvolkswirt bei UBS, sagte bei CBNC, dass schon jetzt sowohl amerikanische als auch europäische Aktien besonders gut performen, die von einer zweiten Präsidentschaft Trumps profitieren würden. Zu den Gewinnern könnten beispielsweise Unternehmen aus der Finanzbranche und der Ölindustrie gehören. Trump hat bei Exxon Mobil, Chevron und anderen eine Milliarde Dollar für seinen Wahlkampf eingeworben. Aber auch kleinere US-Firmen, deren Geschäft sich auf den US-Markt beschränkt, würden von Trumps „America first“-Politik profitieren, während Big-Tech-Firmen wohl eher Probleme bekommen würden. Vizekandidat Vance hat als Senator für Ohio bereits klargemacht, dass er die „Macht von Big Tech zerstören“ wolle. [crosslinks ids="1575503,1632814,1628665"] Dass die Börsen den Aussagen des Präsidentschaftskandidaten Trump schon jetzt genau zuhören, zeigen die Kursbewegungen bei Chipaktien wie Nvidia, AMD und ASML in der vergangenen Woche. Ihre Aktienkurse sanken, nachdem Trump in einem Interview mit der Nachrichtenagentur Bloomberg sagte, er würde Taiwan im Falle seiner Wiederwahl nicht vorbehaltlos unterstützen, falls dort der Konflikt mit China eskaliere. Taiwan solle für seine eigene Verteidigung zahlen. So wirkt Trump auf den Anleihenmarkt Doch nicht nur die Aktienmärkte preisen den Trump-Trade ein, auch der Anleihenmarkt kommt in Bewegung. Eine zweite Amtszeit von Trump wäre wahrscheinlich mit einer stärkeren Staatsverschuldung verbunden, das Haushaltsdefizit würde steigen. Das könnte die Inflation ankurbeln, den Druck auf die Zinsen erhöhen und die Anleihekurse belasten. Einige Anleger bereiten sich schon jetzt auf dieses Szenario vor, indem sie ihre Positionen in länger laufende Anleihen reduzieren. Das führte dazu, dass die Renditen dieser Staatsanleihen, die sich umgekehrt zu den Anleihepreisen bewegen, in den vergangenen Wochen gestiegen sind. Bitcoin steigt nach Biden-Ausstieg Die wichtigste Kryptowährung der Welt gehört wohl zu den Profiteuren eines Trump-Siegs. Der Präsidentschaftskandidat und sein Vize Vance werden als Krypto-Befürworter wahrgenommen – anders als die Biden-Regierung. Auf dem Parteitag der Republikaner in Milwaukee sagte Trump, er werde „sicherstellen, dass die Zukunft der Kryptowährung und die Zukunft von Bitcoin in den USA gestaltet werden“. Unmittelbar nach dem angekündigten Rücktritt von Joe Bidens war der Bitcoin am Sonntagabend unter 66.000 Dollar gefallen, bevor er wieder anstieg und mit über 68.000 US-Dollar den höchsten Stand seit mehr als einem Monat markierte. Beendet Harris den Trump-Trade? Nicht nur auf den Bitcoin-Kurs hatte Bidens Ankündigung zumindest kurzfristige Auswirkungen. Auch die Renditen der US-Staatsanleihen sind danach gefallen und die Futures der US-Aktienmärkte gestiegen. Das zeigt: Durch Bidens Rückzug kommen nun wieder Zweifel an einem sicheren Wahlsieg von Trump auf, Vizepräsidentin Harris werden etwas bessere Chancen ausgerechnet, ihn schlagen zu können – und das wirkt sich auch auf die Trump-Trades aus. Ein Sieg von Harris würde wohl genau jene Unternehmen begünstigen, die sich vor Trump eher fürchten müssten: So werden den Anbietern erneuerbarer Energien wie Nextera oder Firstsolar dann bessere Chancen ausgerechnet, Verlierer wären vor allem die großen Ölkonzerne. Auch gegenüber Big-Tech-Unternehmen nimmt sie eine offenere Haltung ein. Die Staatsanleihen dürften sich unter einer möglichen Präsidentin Harris besser entwickeln. „Der Trump-Trade wird wahrscheinlich Pause machen, bis klarer ist, wer der demokratische Kandidat wird“, sagte Chefanlagestratege Yung-Yu Ma von BMO Wealth Management zu Bloomberg.