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Turbo-Zertifikate kosten deutsche Anleger Milliarden – was die Bafin jetzt tut

Die Bafin hat den Zertifikate-Markt unter die Lupe genommen. Eine systematische Fehlberatung bei Anlage-Zertifikaten sieht die Finanzaufsicht – anders als Verbraucherschützer:innen – nicht. Grund zur Sorge geben aber die Verluste beim Handel mit Turbo-Zertifikaten.

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Bafin-Studie zeigt: Viele Anleger verstehen nicht, wie Zertifikate funktionieren. (Symbolbild: Miha Creative/Shutterstock)

Haben Banken und Sparkassen ihre Kund:innen nach der Zinswende in komplizierte Zertifikate gedrängt, obwohl diese eigentlich an klassischen Zinsprodukten wie Tages- oder Festgeld interessiert gewesen wären? Einen solchen Verdacht hatten Verbraucherschützer:innen zuvor geäußert.

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Bafin untersucht den Zertifikate-Markt

Die Finanzaufsicht Bafin untersuchte daraufhin den Zertifikate-Markt. Jetzt liegen erste Ergebnisse vor. Demnach habe es „beim verstärkten Absatz von Zins- und Express-Zertifikaten (Anlage-Zertifikate) keine systematischen Missstände oder gravierende Mängel“ gegeben, wie es in einer Mitteilung der Bafin heißt.

„Es gibt keine Belege dafür, dass Institute ihre Kund:innen zum Kauf solcher Zertifikate gedrängt haben“, betonte Bafin-Exekutivdirektor Thorsten Pötzsch. Bei ihrer Analyse habe die Bafin aber durchaus Mängel festgestellt.

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So wurden Marktszenarien wie fallende oder steigende Kurse nicht vollständig betrachtet. Außerdem haben Banken und Sparkassen die Margen der Produkte in den Kosteninformationen nicht einheitlich ausgewiesen.

Verstehen Verbraucher, wie Zertifikate funktionieren?

Zudem sollen viele Verbraucher:innen angegeben haben, dass sie bei der Beratung zu einfacheren Zertifikaten Probleme hätten, den Erklärungen der Bankangestellten zu folgen. 20 Prozent derjenigen, die Express-Zertifikate gekauft haben, verstehen der Studie zufolge nicht, wie das Produkt funktioniert.

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Noch kritischer stellt sich die Lage bei den sogenannten Turbo-Zertifikaten dar. Dabei handelt es sich um Produkte, bei denen – mit Knock-out-Schwelle und Hebel – auf einen bestimmten Basiswert wie Aktie, Währung oder Rohstoff spekuliert werden kann.

Turbo-Zertifikate: 3,4 Milliarden Euro verloren

Im Untersuchungszeitraum zwischen 2019 und 2023 haben der Bafin zufolge mehr als eine halbe Million Deutsche ein solches Produkt gekauft. Knapp 75 Prozent der Anleger:innen haben demnach ihr Geld verloren. Insgesamt geht es dabei um 3,4 Milliarden Euro.

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Zwar haben Anleger:innen laut Bafin hier eine gewisse Eigenverantwortung. Allerdings müssten Hersteller und Vertriebsunternehmen die Risiken solcher Produkte ausreichend prominent und transparent aufzeigen. „Hier ist noch Luft nach oben“, so Pötzsch.

Bafin prüft weitergehende aufsichtliche Maßnahmen

Die Bafin fordert Institute, bei denen Mängel in der Anlageberatung zu Zertifikaten festgestellt wurden, jetzt auf, diese abzustellen. Außerdem werde geprüft, inwieweit man in puncto Turbo-Zertifikate „weitergehende aufsichtliche Maßnahmen ergreifen“ könne. Noch würden Details dazu ausgewertet.

Verbraucherschützer:innen reagierten derweil mit Kritik und den Ergebnissen der Bafin-Ergebnissen, wie die Süddeutsche Zeitung schreibt. Der Bankenexperte der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg, Niels Nauhauser, etwa hinterfragte die Methodik der Prüfung.

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Verbraucherschützer kritisieren Bafin-Methodik

Die Bafin schließe von der Zufriedenheit der Anleger:innen auf Beratungsqualität – methodisch ein „schwerwiegender Fehler“, so Nauhauser in einem Linkedin-Posting. Zufriedenheitsbefragungen würden rein gar nichts über die tatsächliche Beratungsqualität aussagen.

Podcast-Tipps: Finanz- und Geldanlage Quelle: SFIO CRACHO / Shutterstock

Und an die Bafin gewandt: „Ihre Beobachtungen stehen in diametralem Gegensatz zu unseren“.

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