Anzeige
Anzeige
News
Artikel merken

Twitter-Alternative unter Druck: Kein Hoster will mit Parler zusammenarbeiten

Nachdem Google und Apple die Parler-App aus ihren App-Stores entfernt hatten, beendet auch Amazon das Geschäftsverhältnis. Das ist besonders bitter, denn der Kurznachrichtendienst lief in der AWS-Cloud.

3 Min. Lesezeit
Anzeige
Anzeige
Parler: Apps weg, Website offline. (Bild: Viewimage / Shutterstock.com)

Amazon hat die umstrittene Twitter-Alternative Parler abgeschaltet. Der AWS-Ableger des E-Commerce-Riesen hat den Dienst am Wochenende aus seinem Cloud-Hosting-Angebot entfernt. Alle Daten sollen dabei gesichert worden sein. Amazon hat versprochen, bei einer Migration zu einem anderen Anbieter behilflich zu sein.

Anzeige
Anzeige

Im Ergebnis ist die Twitter-Alternative Parler nach dem Verlust der Präsenz in den App-Stores komplett vom Netz getrennt, bis das Netzwerk einen neuen technischen Anbieter gefunden hat.

Amazon begründet Kündigung mit Inhalten, die Gewalt fördern

Zur Begründung für die Löschung führt Amazon an, dass das Netzwerk nicht schnell genug gegen gewalttätige Inhalte auf der Plattform vorgehe. Offenbar hatte sich der Cloud-Betreiber auf der Parler-Plattform umgesehen und dabei „98 Posts“ gefunden, die „klar zu Gewalt aufrufen“. AWS hatte Parler dann nach eigenen Angaben dazu aufgerufen, diese Posts offline zu nehmen, was aber nur bei einigen passiert sei und „nicht mit der gebotenen Eile“. Das wiederum ließ Amazon zu der Einschätzung gelangen, dass Parlers Konzept der Inhaltemoderation durch freiwillige Helfer „nicht funktioniere“.

Anzeige
Anzeige

Dabei will sich Amazon nicht in eine politische Ecke stellen lassen und betont, dass sie mit AWS durchaus „das gesamte politische Spektrum mit Dienstleistungen unterstützen“ würden und dass es Parlers Entscheidungshoheit obliege, welche Inhalte das Netzwerk erlauben will. Es sei jedoch für Amazon nicht möglich, Dienstleistungen für einen Kunden zu erbringen, der „nicht in der Lage ist, Inhalte zu entfernen, die Gewalt gegen andere fördern oder anstacheln.“ So müsse Parler als „sehr reale Gefahr für die öffentliche Sicherheit“ wahrgenommen werden.

Anzeige
Anzeige

Parler sieht sich als Opfer einer politischen Kampagne

Parler-Chef John Matze hält diese Begründung für vorgeschoben und bezeichnet die Vorgehensweisen von Apple, Google und AWS als „koordinierten Angriff der Tech-Giganten“ auf einen Wettbewerber, der „zu schnell zu erfolgreich“ geworden ist. Den Tech-Riesen ginge es dabei darum, das „Monopol über die freie Rede zu behalten.“

Kurz nach der AWS-Abschaltung zeigte sich Matze noch zuversichtlich, innerhalb weniger Tage einen neuen Hoster zu finden und mit Parler wieder online zu sein. Das wäre möglich, weil Parler nie auf die speziellen Tools der AWS gesetzt habe und das Produkt entsprechend leicht auch auf anderen Strukturen aufsetzen könne, so Matze.

Anzeige
Anzeige

Das mag stimmen, hilft ihm aber im konkreten Fall nicht. Denn es scheint sich unter den US-amerikanischen Providern eine Art Konsens abzuzeichnen, Parler keine Heimat bieten zu wollen. Das gab Matze in einem Interview mit Fox News zu Protokoll.

Da der Dienst nach seinen Aussagen aber 300 bis 500 Server benötigt, kommt weder ein Wechsel zu einem kleineren Anbieter noch der schnelle Aufbau eigener Kapazitäten in Frage. Der Wiederaufbau des Parler-Dienstes könnte also eine Weile länger dauern.

Das ist Parler

Parler ist ein mit zwei Jahren noch recht junges soziales Netzwerk aus dem US-Bundesstaat Nevada. Es soll mittlerweile mehr als zehn Millionen Nutzer zählen, von denen allein sieben Millionen seit der vergangenen US-Präsidentschaftswahl im vergangenen November hinzugekommen sein sollen.

Anzeige
Anzeige

Parler versteht sich selbst als „die erste Adresse für freie Rede“ und moderiert den Feed nur spärlich. Moderatoren sind in der Regel Freiwillige, die nach ihren zeitlichen Möglichkeiten ein Auge auf den Dienst haben. Zudem kann jeder Nutzer für den eigenen Feed festlegen, welche Begriffe beispielsweise geblockt werden sollen oder mit wem man interagieren will. Algorithmen nehmen bei Parler keinen Einfluss darauf, wem was angezeigt wird.

Andere Dienste gehen anders vor. Plattformen wie Twitter fügen beispielsweise Bemerkungen zu behaupteten Wahlbetrügereien mindestens Kennzeichnungen als potenzielle Falschinformationen hinzu. Teilweise werden Inhalte gar nicht erst angezeigt. Diese Vorgehensweise wird nicht erst seit dem US-Wahlkampf kontrovers diskutiert.

Jedenfalls sahen dadurch offenbar vor allem Trump-Unterstützer die Möglichkeit der freien Rede beschnitten und riefen ihr Umfeld zu einem Wechsel hin zu Kommunikationsplattformen auf, die nicht so stark in die Äußerungsmöglichkeiten der Nutzer eingreifen. Parler profitierte von diesem Wechselwillen in besonderem Maße.

Anzeige
Anzeige

Kritiker der Plattform verweisen darauf, dass die mangelnde Moderation dazu führt, dass sich Verschwörungserzählungen und Desinformation auf Parler stark verbreiten.

Fast fertig!

Bitte klicke auf den Link in der Bestätigungsmail, um deine Anmeldung abzuschließen.

Du willst noch weitere Infos zum Newsletter? Jetzt mehr erfahren

Anzeige
Anzeige
Schreib den ersten Kommentar!
Bitte beachte unsere Community-Richtlinien

Wir freuen uns über kontroverse Diskussionen, die gerne auch mal hitzig geführt werden dürfen. Beleidigende, grob anstößige, rassistische und strafrechtlich relevante Äußerungen und Beiträge tolerieren wir nicht. Bitte achte darauf, dass du keine Texte veröffentlichst, für die du keine ausdrückliche Erlaubnis des Urhebers hast. Ebenfalls nicht erlaubt ist der Missbrauch der Webangebote unter t3n.de als Werbeplattform. Die Nennung von Produktnamen, Herstellern, Dienstleistern und Websites ist nur dann zulässig, wenn damit nicht vorrangig der Zweck der Werbung verfolgt wird. Wir behalten uns vor, Beiträge, die diese Regeln verletzen, zu löschen und Accounts zeitweilig oder auf Dauer zu sperren.

Trotz all dieser notwendigen Regeln: Diskutiere kontrovers, sage anderen deine Meinung, trage mit weiterführenden Informationen zum Wissensaustausch bei, aber bleibe dabei fair und respektiere die Meinung anderer. Wir wünschen Dir viel Spaß mit den Webangeboten von t3n und freuen uns auf spannende Beiträge.

Dein t3n-Team

Melde dich mit deinem t3n Account an oder fülle die unteren Felder aus.

Bitte schalte deinen Adblocker für t3n.de aus!
Hallo und herzlich willkommen bei t3n!

Bitte schalte deinen Adblocker für t3n.de aus, um diesen Artikel zu lesen.

Wir sind ein unabhängiger Publisher mit einem Team von mehr als 75 fantastischen Menschen, aber ohne riesigen Konzern im Rücken. Banner und ähnliche Werbemittel sind für unsere Finanzierung sehr wichtig.

Schon jetzt und im Namen der gesamten t3n-Crew: vielen Dank für deine Unterstützung! 🙌

Deine t3n-Crew

Anleitung zur Deaktivierung
Artikel merken

Bitte melde dich an, um diesen Artikel in deiner persönlichen Merkliste auf t3n zu speichern.

Jetzt registrieren und merken

Du hast schon einen t3n-Account? Hier anmelden

oder
Auf Mastodon teilen

Gib die URL deiner Mastodon-Instanz ein, um den Artikel zu teilen.

Anzeige
Anzeige