Die Social-Media-Plattform erweitert ihre Richtlinien im Bereich Privatsphäre. Zuvor konnten Betroffene bereits Tweets löschen lassen, die ungenehmigt private Daten wie die persönliche Adresse enthielten. Nun erweitert das Netzwerk diese Regel auf Fotos und Videos. Bürgerinitiativen warnen davor, dass sie zu weit gefasst sei. Sie prognostizieren Missbrauch und Unterdrückung der Meinungsfreiheit. Eine Diskussion über die Inhalte des öffentlichen Raums ist entbrannt. Die BBC hat über sie berichtet.
Twitter, der Kontext und viele Ausnahmen
Der Plattform-Betreiber hält dagegen: Man werde zusätzlich den Kontext berücksichtigen. Unter die Aufzählung fällt, ob das Bild der Öffentlichkeit zugänglich war, ob es auf Nachrichten-Seiten zu finden ist, ob es einen Mehrwert für den breiten Diskurs darstellt. Zudem will Twitter in solchen Fällen die Relevanz für die Community und das öffentliche Interesse prüfen. Das Unternehmen erkenne zudem an, wenn Bilder oder Videos geteilt würden, um jemanden zu helfen, der oder die sich in einer Krisensituation befindet. Zudem gelte die Regel nicht für Medien, die Personen des öffentlichen Lebens oder Einzelpersonen zeigen, wenn die Medien und der begleitende Text im öffentlichen Interesse geteilt werden oder einen Mehrwert für den öffentlichen Diskus darstellen. Als Person des öffentlichen Lebens sieht Twitter auch Nachrichtensender, Reporter und andere öffentliche Redner an.
Fotografen beschweren sich
Sorgen machen sich diejenigen, die im öffentlichen Raum Vorgänge „dokumentieren“. Darunter fallen etwa Straßenfotografen. Nick Turpin aus London beschwert sich zum Beispiel, da er häufig Personen ohne ihre Einwilligung fotografiert und die Ergebnisse veröffentlicht. Das ist in Deutschland generell nicht erlaubt. Turpin erklärte der Rundfunkanstalt, viele Bilder in seinem Feed könnten gegen die Richtlinie verstoßen. Er sagt, er werde die Plattform verlassen, wenn er nicht mehr in visueller Form aus dem öffentlichen Raum „berichten“ könne – und prophezeit, andere würden ihm folgen. Twitter betont, Aufnahmen von Menschen, die an öffentlichen Ereignissen teilnehmen, seien im Allgemeinen nicht von der neuen Regel betroffen.
Bürgerrechtler sprechen von Zensur
Die Bürgerrechtsbewegung Big Brother Watch ist überzeugt davon, die Richtlinie werde in Missinterpretation und womöglich Missbrauch enden. Sie sei schlecht geschrieben und viel zu weit gefasst. Der Verantwortliche für den Bereich Recht und Politik, Mark Johnson, erklärte: „Sie wird unweigerlich zu einer weitreichenden Online-Zensur führen.“